Von Claus Jotzo
Seit über zwei Monaten dreht der City-Bus in der Innenstadt seine Runden. Zumeist vollkommen leer. Selten mit mehr als zwei Fahrgästen. Unser Fotograf hat an 23 Wochentagen zu unterschiedlichen Tageszeiten Bilder gemacht. Nur bei vier der so dokumentierten Fahrten sassen Passagiere im Bus. Zwei Mal eine Person, ein Mal zwei und ein Mal drei. Die Steuerzahler*Innen in der Stadt kostet das Angebot mehrere hunderttausend Euro jährlich. Die Beförderung dieser Menschen mit von der Stadt bezahlten Taxis wäre wesentlich billiger. Nicht nur der tourismusbeitrag-so-nicht.de-Redaktion ist das aufgefallen.
Auch beim jüngsten Wochenmarktgespräch des Oberbürgermeisters Emanuel Letz wurde das Thema angesprochen. Die Antwort des OB laut Stadtpressestelle: “Für eine Bilanz ist es noch zu früh, nach einem Jahr wird man weitersehen”. Bis dahin wird ein hoher sechsstelliger Betrag nicht vorhandenes, schuldenfinanziertes Stadtgeld umweltbelastend zum Busauspuff rausgeblasen. Dabei war schon der vor Jahren gestartete erste Versuch gescheitert. Was auch daran liegen mag, dass die Entfernungen, die in Bad Kreuznach innerstädtisch zu bewältigen sind, eben nicht wie in Grossstädten in Kilometern gemessen werden.
Wer etwa vom Bourger Platz zum Europaplatz möchte, ist dort in den Hauptverkehrszeiten – auch gemächlich – schneller hin gelaufen, als die Wartezeit bis zur nächsten Abfahrt des Busses samt Fahrzeit über drei Ampelanlagen beträgt. Und gehbehinderte Personen, für die sich das Angebot trotzdem lohnen würde, fahren offensichtlich nicht Bus. Hätte es eine auch nur nennenswerte Nachfrage nach diesen Angebot gegeben, hätte sich dies bereits nach dem ersten Bekanntwerden in Fahrgastzahlen ausdrücken müssen. Nach über zwei Monaten ist dies aber nicht der Fall. Wenn die Menschen verstehen, dass das ihr Geld ist, das da sachwidrig Tag für Tag verbrennt, wird es Mecker geben.
Die Presseerklärung der Stadtverwaltung im Wortlaut:
“Leerer City-Bus? – Für eine Bilanz ist es noch zu früh – Wochenmarktgespräch des OB Geduldig warten auf die Gelegenheit, dem Oberbürgermeister sein Anliegen vorzutragen oder seine Fragen zu stellen. Emanuel Letz nahm sich auch bei seinem letzten Wochenmarktgespräch in diesem Jahr für jeden die Zeit zuzuhören und bestmögliche Antworten zu geben. In der geschäftigen, aber entspannten Atmosphäre auf dem Kornmarkt erzählten Gesprächspartnerinnen und -partner auch viel von den persönlichen Themen, die die Menschen in diesen Zeiten bewegen.
„Dieser direkte Kontakt ist wichtig für meine Arbeit“, freut sich der OB auf die Fortsetzung des „Wochenmarktgespräches“ nach der Winterpause im kommenden Jahr. Was den OB bei jedem Marktgespräch bestärkt sind die Komplimente von Neubürgerinnen und Neubürger, denen zwar nicht alles gefällt, aber betonen wie wohl sie sich in Bad Kreuznach fühlen. Die Themen, die dieses Mal angesprochen wurden, waren wieder vielfältig: die zunehmende Vermüllung der Innenstadt ärgert auch den OB, der hofft, dass im nächsten Gespräch mit der Kreisverwaltung man in diesem Problem endlich weiterkommt.
Über Lichtsmog in der Stadt sorgt sich eine Bürgerin und nannte als Beispiel die neuen LED-Lampen auf dem Kornmarkt. Die kosten nicht nur weniger Energie, sondern sind nach unten gerichtet und beleuchten somit nicht den Himmel, so der OB. Die Boxen an den Fahrradabstellplätzen werden in der Rossstraße vermisst, die wurde geschlossen, nach dem viele beschädigt bzw. als Dauerablage verschlossen und damit zweckentfremdet wurden. Neue Abstellplätze mit Aufbewahrungsboxen werden am Fahrradparkhaus (MIP) am Bahnhof geschaffen, teilte der OB mit.
Lohnt sich der City-Bus überhaupt? Denn der fahre oftmals leer, hat eine Bürgerin beobachtet. Für eine Bilanz ist es noch zu früh, sagte der OB, nach einem Jahr wird man weitersehen. Die Grünphasen der Fußgängerampeln in der Innenstadt seien viel zu kurz, so eine Beschwerde. Da musste der OB an die zuständige Behörde, den LBM, verweisen. Mehr Blumen und Grün wünschte sich ein weiterer Bürger rund um den Kornmarkt und verweist dabei auf Kurstädte in anderen Bundesländern.
Dort sei auch die Förderung der Kurstädte durch die jeweiligen Bundesländer viel höher als in Rheinland-Pfalz, so Letz. Alle Fragen bzw. Themen werden von Mitarbeiterin Lisa Weller protokolliert und an die zuständigen Stellen in der Stadtverwaltung weitergeleitet. Wenn gewünscht, gehen die Antworten per Mail raus. In allen Angelegenheiten wird der Oberbürgermeister über den Sachstand informiert, so dass er gegebenenfalls nochmal nachhaken kann. Das nächste Wochenmarkgespräch des Oberbürgermeisters ist im Frühjahr 2025″.