Von Claus Jotzo
Im kommenden Jahr wird die Pfingstwiese an den fünf Jahrmarktstagen nicht nur zur Messerverbotszone. Sondern es wird auf dem Dippemarkt nur noch Küchen-, aber keine Jagd- und Militärmesser mehr zu kaufen geben. Einen entsprechenden Beschluss fasste am gestrigen Donnerstagabend (10.10.2024) der städtische Ausschuss für Messen und Märkte mit grosser Mehrheit gegen die Neinstimmen der AfD. Der offensichtliche Widerspruch, dass einerseits an den Eingängen zum Festgelände Kontrollen stattfanden, ausdrückliche Hieb- und Stichwaffen aber auf dem Platz legal erworben werden konnten, war vielen Besucher*Innen unangenehm aufgefallen.
Weshalb sich die Security-Mitarbeiter häufig fragen lassen mussten, warum es zwar verboten war, mit Messer auf den Jahrmarkt zu gehen. Der bewaffnete Heimweg aber zulässig war. Das grundlegende Problem, nämlich wie ein Maximum an Sicherheit für die Besucher*Innen des Volksfestes erreicht werden kann, wurde schon in der von der Stadtverwaltung formulierten Beschlussvorlage (Drucksachennummer 24/322) deutlich. Der vorgeschlagene Beschlusstenor las sich ganz eindeutig: “der Ausschuss für Messen und Märkte beschließt für den Jahrmarkt 2025 keinen Verkauf von Messern und anderen Gegenständen mit Klingen (Scheren, Skalpelle und ähnliches) zuzulassen”.
Doch schon wenige Zeilen unterhalb in der Begründung wurde von der Verwaltung genau gegenteilig argumentiert: “ein Verbot des Verkaufes aller Arten von Messern, also auch von Küchenmessern, würde möglicherweise zu mehreren Absagen von Beschickern führen. Betroffen wären sicherlich auch bereits langjährige Stammbeschicker, die jedoch dringend benötigt werden um einen einigermaßen qualitativen Dippemarkt zusammenstellen zu können”. Damit war schon vor Sitzungsbeginn klar, dass es das von der Polizei und anderen Sicherheitsstrukturen angeratene Totalverbot für gefährliche Gegenstände nicht geben würde.
Immerhin wurde in der Beschlussvorlage ein Grund für die Beschränkung der Angebotsvielfalt angegeben: “aufgrund jüngster Vorfälle durch Messerangriffe stellt sich die Frage, wie ein Messermitnahmeverbot auf den Jahrmarkt mit gleichzeitigem Verkauf von Messern im Dippemarkt vereinbar ist”. Im ersten Redebeitrag der Ausschussmitglieder outete sich Nelson Priess als durch den Verwaltungsvorschlag gesundheitlich angegriffen: “ich habe Bauchschmerzen damit”. Das AfD-Stadtratsmitglied sprach sich gegen jedwelches Messerverbot aus. Mit der intellektuell entwaffnenden Begründung, man könne schließlich auch eine Teflon-Pfanne gefährlich einsetzen.
Gegen das Verkaufsverbot von Küchenmessern und ärztlichem Gerät sprachen sich in der Folge mehrere Ausschussmitglieder aus. Keine(r) befürwortete das im amtlichen Beschlussvorschlag definierte vollständige Verbot. Mehrere Redner*Innen stellten Szenarien vor, in denen Kriminelle ihre Waffen schon Wochen vor dem Volksfest auf der Pfingstwiese deponieren. Beigeordneter und Jahrmarktsbürgermeister Markus Schlosser stellte fest: “ein Wahnsinniger wird immer einen Weg finden”. Jan Schloer (PBK) unterstützte Schlossers später per Abstimmung als neue Regel festgezurrten Vorschlag “Haushaltsmesser ja, Jagdmesser nein” (weiterer Bericht folgt).