Von Claus Jotzo
Neudeutsch heisst das jetzt „Erinnerungskultur“. An dem sperrigen Begriff stören sich die Menschen sicherlich nicht. Eher schon daran, dass von öffentlichen Verwaltungen schöne Worte gemacht werden. Denen dann aber keine Taten folgen. Also lediglich verbale Selbstbefriedigung stattfindet. Auf Kosten der Steuerzahler*Innen. Wie am Montag vergangener Woche (30.9.2024) im städtischen Partnerschaftsausschuss. Da wurde von der Geschäftsleitung der Stadtverwaltung, Nathalie Herberger, einmal mehr über die Bedeutung von Städtepartnerschaften geplappert.

Und die Leistung von Vereinen und Verbänden bezüglich der Partnerschaft mit Bourg-en-Bresse als eine der „Stadt“ beschrieben. Um sich in deren Glanz sonnen zu können. Die Grundlage der Städtepartnerschaft mit Bourg-en-Bresse besteht in der deutsch-französischen Aussöhnung nach dem II. Weltkrieg. Daher ist das Geschenk, das die Stadtverwaltung im Oktober 2023 den Burgiens anlässlich des 60jährigen Partnerschaftsbestehens gemacht hat, uneingeschränkt als gelungen zu bezeichnen: ein 3D-Laser-Foto des vor dem Kurhaus stehenden Gedenksteines zum ersten Regierungstreffen von Adenauer und de Gaulle 1958 in Deutschland.

In einem beleuchteten Glasstein in eine Stele aus Holz eingefasst. Leider ist klar, dass diese tolle Idee nicht von einer in der Stadtverwaltung Verantwortung tragenden Person gekommen sein kann. Denn wenn dem so wäre, würde ein anderes Denkmal, das im Stadtgebiet an dieses für Deutschland wichtige Ereignis erinnert, von dieser Stadtverwaltung nicht vorsätzlich seit Jahren vernachlässigt und dem Verfall preisgegeben: das an der Charles-de-Gaulle- und Konrad-Adenauer-Strasse. Es steht in Höhe des Kreisels vor der Capri-Bar.
Ich habe die Stadtverwaltung in den vergangenen Jahren bereits mehrfach schriftlich auf den unwürdigen Zustand hingewiesen. Und vor einem Jahr darüber berichtet. Gemacht haben Stadtverwaltung und deren Geschäftsleitung trotzdem … nichts. Die Verantwortlichen in Bourg-en-Bresse dürfen daraus aber nicht den (leider naheliegenden) Schluss ziehen, dass sich das gegen sie richtet. Oder gegen die deutsch-französische Aussöhnung. Sondern sollten davon ausgehen, dass das in Bad Kreuznach leider der ganz normale Umgangswahnsinn mit Gedenksteinen ist.
Ein Beleg dafür ist das ähnlich traurige Schicksal des Mahnmals auf der Kirschsteinanlage. Das wurde im April 2021 um die vier sinnstiftenden Texttafeln beraubt. Es dauerte über vier (!) Jahre, bis diese ersetzt wurden. Und dazu gabs dann nicht einmal eine Pressemitteilung der Stadt. Obwohl das nach dem 7. Oktober 2023 inhaltlich besonders wichtig gewesen wäre. Sondern tourismusbeitrag-so-nicht.de hat das aufgrund eigener Recherchen exklusiv berichtet. Die Gesundheit und Tourismus für Bad Kreuznach GmbH (GuT) hat übrigens bewiesen, dass es Bad Kreuznacher gibt, die es besser machen.
In der selben Nacht, in der das Mahnmal in der Kirschsteinanlage geschändet wurde, zerstörten die Kriminellen auch die Gedenktafel für Magister Friedrich Christian Henrich Laukhard in der Kurhausstrasse. GuT-Geschäftsführer Dr. Michael Vesper veranlasste kurzfristig die Instandsetzung. Und nutzte diese zu einer öffentlichen Präsentation. Noch ein Tipp für Frau Herberger: bevor Sie weiter in Gremien nur plappern und in den USA anderen etwas über unsere Stadtentwicklung erzählen, sollten Sie sich erst einmal um die Beseitigung der Missstände in Bad Kreuznach kümmern. Dafür werden Sie nämlich bezahlt.
(*) Seit Ende 2017 hat die Redaktion dieser Seite den Behörden und Ämtern vor Ort, insbesondere der Stadtverwaltung, bis heute zusammen über 500 Hinweise auf Gefahrenstellen und Verbesserungsvorschläge vorgelegt. Nicht über 10% davon haben wir berichtet. Auch um die Amtspersonen nicht zu sehr unter Druck zu setzen. Passiert ist in vielen Fällen leider … nichts. Daher gehen wir jetzt einen anderen Weg:
Wir machen uns nicht mehr die Arbeit uns mit teils unmotivierten Verantwortungsträger*Innen abzusabbern. Sondern veröffentlichen, was uns – und der Leserschaft – auffällt. Und berichten über Ergebnisse – wenn wir davon Kenntnis erhalten. Wer mithelfen möchte, Stadt und Kreis Bad Kreuznach ein kleines Stück besser zu machen, ist herzlich eingeladen, sich mit seinen Ideen, Anregungen und Hinweisen zu melden (bitte reine Textnachrichten ohne Bilder senden) bei tourismusbeitrag-so-nicht@gmx.net