Leider ist das nach wie vor eher einer Insiderinformation, als lokales Allgemeinwissen: durch die Eingemeindung von Bad Münster am Stein / Ebernburg darf sich Bad Kreuznach als eine der wenigen deutschen Städte mit einem handgezogenen Fährbetrieb rühmen. Deren Fährmann ist Hajo Gellweiler. Der seine Gäste zwischen dem Bad Münsterer Kurpark und dem Huttental über die Nahe befördert. Auch zehn Jahre nach der Fusion wissen das viele Einheimische nicht. Und haben das Fähr-Vergnügen noch nie ausprobiert.
Wer dieses Erfahrungs-Defizit schliessen möchte, muss sich beeilen. Denn Hajo Gellweiler hört auf. Aus gesundheitlichen Gründen. Spätestens Ende Oktober wird er zum letzten Mal übersetzen. Die Personenfähre an der Nahe ist nicht nur eine bundesweite Rarität, sondern auch ein Stück deutsche Wasserverkehrsgeschichte. Denn sie wurde bereits 1721 erwähnt. Die enge Schlucht unterhalb des Rheingrafensteins, das Huttental, war früher als Kehrenbachtal bekannt, bis es Mitte des 19. Jahrhunderts nach dem Humanisten Ulrich von Hutten benannte wurde.
Die Fähre verkehrt in der Saison dienstags bis donnerstags von 14 bis 18 Uhr sowie freitags, samstags, sonn- und feiertags von 9 bis 18 Uhr. Für Gruppen auf Anfrage auch an weiteren Terminen. Auch buchbar für Gruppen ab 10 Personen: eine gesellige Weinprobe mit dem Fährmann und fünf verschiedenen Weine auf der Fähre zum Preis von 18 Euro je Person. Kontakt: Hans-Joachim Gellweiler, (0160) 357 22 12 und hajogellweiler@googlemail.com. Weitere Informationen unter hajos-faehre.de
Einer, der das Zeug dazu hat, ein würdiger Nachfolger Hajo Gellweiler’s zu werden, ist Armin Göckel. Seine einschlägigen Fähigkeiten hat er am vergangenen Wochenende anlässlich des Ebernburger Mittelaltermarktes unter Beweis gestellt. Wie schon Gellweiler schafft auch Göckel spontan bei den Fahrgästen das Vertrauen, bei Fahrtantritt zu bezahlen. Obwohl die den Ratschlag von Chris de Burgh aus dem Jahr 1982 (“Don’t pay the Ferryman until he took you to the other side”) durchaus präsent hatten.