Bad Kreuznach verfügt über zwei Tartanbahnen. Eine im Stadion Salinental. Eine im Moebus-Stadion. Beide sind in die Jahre gekommen. Und im wahrsten Sinne des Wortes abgelaufen. Was meint: Neubauten sind erforderlich. Die Kosten dafür liegen laut dem von der Stadt beauftragten Sachverständigen, dem Landschaftsarchitekten Dipl.Ing. Udo Orfgen, bei 1,4 Millionen Euro (Salinental) bzw 1,7 Millionen Euro (Moebus-Stadion). Das sind die Werte von Anfang 2024. Da ein Baubeginn vor dem Frühjahr 2026 ausgeschlossen ist, wird es eine sechsstellige Preissteigerung geben. Jeweils.
Von jeder einzelnen der rund ein Dutzend Schulen in der Kernstadt und den Stadtteilen Winzenheim, Planig und Bosenheim ist das Moebus-Stadion wesentlich besser und schneller zu erreichen, als das Stadion Salinental. Nur auf der Pfingstwiese stehen ausreichend Parkplätze für Pkw und Busse zur Verfügung. Allein die Laufbahnen im Friedrich-Moebus-Stadion erfüllen Wettkampfbedingungen. Und verfügen dank einer Spendenzusage der Theo-Süss-Stiftung ab dem kommenden Jahr auch über eine moderne Fluchtlichtanlage.
Was eine intensive Nutzung auch im Winterhalbjahr und in den Abendstunden möglich macht. Trotzdem sollen zunächst die Laufbahnen im Salinental neu gebaut werden. Nicht etwa wettkampftauglich. Also länger und mehr. Sondern so wie sie jetzt sind. Nur eben neu. Weil diese in einem noch schlechteren Zustand sind, als jene im Moebus-Stadion. Und weil das Ambiente schöner ist. Die Anlage westlich des Gradierwerkes vier könnte demzufolge auch nach einem Neubau nur zum Training genutzt werden. Und liegt weiterhin mitten im Hochwassergebiet.
Weit entfernt von fast allen Schulen. So dass auf dem Weg dorthin und zurück wertvolle Unterrichtszeit verloren geht. Die Hochwassergefahr ist nicht nur in den Augen von Hydrologen ein Problem. Auch wenn Sportdezernent Markus Schlosser, der im Zusammenhang mit der seit sechs Jahren laufenden Planung einer neue Grundschule die Zusatzqualifikation als technischer Sachverständiger für Bausachen erworben hat, in der Sitzung des Sportausschusses am Dienstag dieser Woche (10.9.2024) im Brustton der Überzeugung feststellte: “das kann die Bahn vertragen”.
Na dann. Fest steht jedenfalls, was der Stadthaushalt für 2025 nicht vertragen kann. Nämlich die siebenstelligen Baukosten bei nur rund 100.000 Euro Zuschuss von Land und Kreis. Weshalb der Neubau der Tartanbahn im Salinental aus dem Entwurf für das Zahlenwerk gestrichen wurde. Sportamtsleiterin Grit Gigga erläuterte, wie es weiter geht. Demnach wird die Stadt Anfang 2025 fristgemäss den erforderlichen neuen Förderantrag gemäss dem “Goldenen Plan” stellen. Die Entscheidung, ob der Kreis den Laufbahn-Neubau als Priorität eins durchwinkt, fällt dann im Herbst 2025.
Schon da dürfen erste Fragezeichen gesetzt werden. Denn die angekündigte, neue 50%-Förderung durch das Land dürfte auch andere Gemeinden und Städte im Kreisgebiet zu bisher aus Kostengründen aufgeschobenen Investitionen in Sportanlagen motivieren. Und selbst wenn das Votum auf Kreisebene positiv ausfallen würde (etwa weil man sich im Kreis darüber freut, dass die Stadt auf eigene Kosten eine Anlage baut, die auch von den Kreisbürger*Innen kostenfrei genutzt werden darf), bleibt die Prüfung durch das Land.
Ob in Mainz durchgewunken wird, dass hunderttausende Euro Steuergeld in ein Projekt investiert werden, das verkehrstechnisch äussert ungünstig gelegen, vom Hochwaser bedroht und nicht wettkampftauglich ist, darf bezweifelt werden. Aber politische Wunder geschehen ja immer wieder. Fakt ist jedenfalls, dass der neue Stadionmeister offenbar über ein grosses handwerkliches Geschick verfügt. Denn wie die Verwaltung den Mitgliedern des Sportausschusses im Bild zeigte, hat der erhebliche Fortschritte bei der Reparatur mehrerer Schadstellen bewirkt.