Auf Stadtgrundstücken darf offenbar jede(r) machen, was er-sie-es will. Hauptsache er spendet was. Dieser Nachlässigkeit der Verwaltung fiel gestern im wahrsten Sinne des Wortes ein Jahrzehnte alter Innenstadtbaum zum Opfer. Angekündigt war von der Stadtverwaltung das genaue Gegenteil. In der Stadtratssitzung am 26.1.2023 hatte Bürgermeister Thomas Blechschmidt erklärt, das Ziel sei es “die Stadt grüner zu machen”. Und auch zu entsiegeln. In der Folge nahm der Finanzausschuss in seiner Sitzung am 6.2.2023 Spendenangebote in Höhe von rund 23.000 Euro an. Und Mitte März 2023 wurden sechs neue Bäume auf dem Neuruppiner Platz gepflanzt.
Eine ohne jeden Zweifel positive Maßnahme, für den sich die Verantwortlichen auskömmlich feiern ließen. Diese sechs Bäume werden allerdings in den kommenden 12 oder 15 Jahren zusammen nicht so viel Schatten spenden, Dreck aus der Luft filtern und Sauerstoff mitten in der Stadt produzieren, wie jenes kerngesundes Exemplar, das gestern gefällt wurde. Es war die t-s-n-Redaktion, die die Stadtverwaltung mit Email vom 7.9.2024 auf die schwerwiegenden Verletzungen des Wurzelwerkes des vor vielen Jahrzehnten bei der letzten Umgestaltung des Platzes gepflanzte Baumes hinwies. Schäden durch Bauarbeiten, die Ende vergangener Woche erfolgten.
Im t-s-n.de-Schreiben wurde die Stadtverwaltung ausdrücklich dazu aufgefordert, “sofort alles zu unternehmen”, um den Baum zu schützen. Trotzdem wurden die Bauarbeiten am Montag fortgesetzt. Am Dienstag wurde die Anfrage dann beantwortet. Nachdem der Baum umgesägt und blitzschnell entsorgt worden war: “nach eingehender Untersuchung durch einen hinzugezogenen Baumgutachter wurde festgestellt, dass der Baum aufgrund der beschädigten Wurzeln nicht mehr standsicher war und aus Sicherheitsgründen gefällt werden musste. Die Stadt Bad Kreuznach bedauert diesen Vorfall sehr und betont, dass die Fällung nur als letzte Maßnahme ergriffen wurde, um die Sicherheit auf dem Platz zu gewährleisten.
Die Stadt wird zeitnah eine Ersatzpflanzung vornehmen, um den grünen Charakter des Platzes zu bewahren. Dennoch gilt ein besonderer Dank allen Beteiligten, die im Rahmen der Neugestaltung und Verschönerung des Platzes tatkräftig unterstützt und gespendet haben”. Kaum war der Baum abgeräumt, wurden die Erd- und Betonarbeiten fortgesetzt. So sieht die von der Stadt versprochene “Entsiegelung” tatsächlich aus: die Stadt lässt zu, dass ein Jahrzehnte alter Baum gefällt wird. Und an seiner statt schere Betonfundamente im Boden errichtet werden. Ein krasser Fall von Verschlimmbesserung.