Von Claus Jotzo
Es passiert Woche für Woche. Weil der Altglasentsorger seine Gewinne maximiert (längere Leerintervalle = niedrigere Kosten bei gleichen Erlösen) und die zuständige Kreisverwaltung diesem Treiben seit Jahren tatenlos zusieht. Die Sammelcontainer werden nicht rechtzeitig, sondern erst dann geleert, wenn sie übervoll sind. Die Menschen, die ja bereits beim Einkauf der Glasverpackungen für die sachgerechte Entsorgung bezahlt haben und zusätzlich das Altglas auch noch zu den Sammelbehältern schaffen, stellen ihr Glas dann in vielen Fällen auf oder an den Containern ab.
Auch wenn das nicht schön ist. Es ist nachvollziehbar. Weil hier offenkundig das System versagt. Denn es handelt sich um ein seit Jahren durchgängiges Muster. Und eben nicht um Einzelfälle. Entsorger und Kreisverwaltung haben es bis heute nicht einmal geschafft, an den Containern eine Liste aller Altglascontainerstandorte anzubringen (damit besonders Gutwillige nach einem schauen können, der noch Fassungsvermögen hat). Obwohl t-s-n.de dies seit 2019 fordert. Und dann wundern sich die Verantwortlichen, wenn sie von Teilen der Bevölkerung als Versager gesehen werden. Und etwa in Bad Kreuznach über 50% der Wahlberechtigten nicht wählen gehen.
Vielleicht wird das ja von den aktuellen Amtsinhaber*Innen sogar bewusst in Kauf genommen. Mit fatalen Folgen. Die Politikwissenschaftler Prof. Dr. Korte gestern Abend im ZDF Heute-Journal für Thüringen und Sachsen kurz und fündig analysiert hat: erst gabs dort unterdurchschnittliche Wahlbeteiligungen. Jetzt Rekordwerte. Weil jene, die nun wählen gehen, gegen die Mitte und für die Ränder abstimmen. Wenn es an der Nahe auch so kommt, sind die Verantwortlichen dafür auf der Kreisseite nachzulesen: Landrätin Bettina Dickes, Beigeordneter Oliver Kohl und 50 Kreistagsmitglieder, die es zusammen nicht schaffen, einfachste Aufgaben bei der Müllentsorgung und Altglaseinsammlung zu lösen. Als Symbol für das Versagen auch in anderen kommunalen Politikbereichen.