Von Claus Jotzo
Wenn man von den Schüler*Innen absieht, nutzt nur ein verschwindend geringer Teil der Einwohner*Innen in der Stadt und den Randgemeinden die Busse. Ideologische Busfanatiker machten dafür die Fahrpläne verantwortlich. Mit einem Millionenaufwand wurde daher auf einigen Linien die Taktung von 30 auf 20 Minuten verkürzt. Ergebnis: jetzt fahren vielfach leere Busse (“Geisterbusse”) durch die Stadt. Und die Stadtkasse rutschte tief in die roten Zahlen. Erst redeten sich die Befürworter der Angebotsausweitung den schwachen Zuspruch mit “Coronafolgen” schön.
Als das in der Bevölkerung keiner mehr hören mochte, wurde die Neustrukturierung in Form der KRN GmbH an Stelle der Stadtbus verantwortlich gemacht. Ebenfalls eine sehr dünne Ausrede. Denn in wenigen Wochen jährt sich der KRN-Betriebsstart zum zweiten Mal. Statt die Kernprobleme des ÖPNV anzugehen, gefallen sich die Verantwortlichen in der Präsentation eines weiteren Verlustbringers: der Citybuslinie 210. Deren Start soll am heutigen Montag erfolgen. Sie führt als Ringlinie vom Bahnhof über Kornmarkt, Kurgebiet, Stadtbibliothek, Kornmarkt und Bourger Platz zurück zum Bahnhof.
Auch hier sind schwach besetzte Busse vorprogrammiert. Selbst wer schlecht zu Fuss unterwegs ist und trotzdem die Innenstadt aufsucht (der tägliche Blick in die Fussgängerzone zeigt: das ist eine sehr sehr kleine Personengruppe), schafft in den zehn oder 15 Minuten Wartezeit bis zum nächsten Bus die wenigen hundert Meter etwa vom Bourger zum Europaplatz locker schneller per pedes. Weder zur Verkehrswende vor Ort noch zum Klimaschutz wird die Citybuslinie einen messbaren Beitrag leisten. Deutlich wird nur die Vergrösserung des Haushaltsdefizites ausfallen.
Eine relevante Förderung des ÖPNV stellt allein dessen Beschleunigung in der Relation zum motorisierten Individualverkehr dar. Also wenn Busfahrgäste schneller am Ziel ankommen, als Autofahrende. Das geht nur mit Busspuren. Deren Gesamtlänge in Bad Kreuznach ist lächerlich klein. Da gibt es ein paar Meter in der Gustav-Pfarrius-Strasse. Ein schönes Stück in der Bosenheimer. Und wenige hundert Meter in der Gensinger. Problem: in der Gensinger Strasse sind es genau drei Busse, die dort je Stunde langfahren. Auf der Wilhelmstrasse, wo es zigmal soviele sind, gibts keine Busspur.
Und in der Alzeyer Strasse, in der sich der Verkehr auch ausserhalb der Hauptverkehrszeiten vor allem stadteinwärts gern mal staut, ist kein einziger Meter Busspur ausgeschildert. Bisher. Denn das wäre möglich. Etwa im Teilabschnitt zwischen der Fußgängerquerungshilfe in Höhe der Steinkaut bis zur Einmündung der Georg-Marshall-Strasse. Aus den dort vorhandenen Linksabbiegerspuren, die tagtäglich nur wenige dutzend Mal genutzt werden, könnte die Autospur werden. Die Busse würde die aktuelle Geradeaus-Fahrspur nutzen. Und damit zur Hauptverkehrszeit einen Zeitvorteil von etwa fünf Minuten erhalten. Ohne einen Nachteil für den motorisierten Individualverkehr.
(*) Seit Ende 2017 hat die Redaktion dieser Seite den Behörden und Ämtern vor Ort, insbesondere der Stadtverwaltung, bis heute zusammen über 500 Hinweise auf Gefahrenstellen und Verbesserungsvorschläge vorgelegt. Nicht über 10% davon haben wir berichtet. Auch um die Amtspersonen nicht zu sehr unter Druck zu setzen. Passiert ist in vielen Fällen leider … nichts. Daher gehen wir jetzt einen anderen Weg:
Wir machen uns nicht mehr die Arbeit uns mit teils unmotivierten Verantwortungsträger*Innen abzusabbern. Sondern veröffentlichen, was uns – und der Leserschaft – auffällt. Und berichten über Ergebnisse – wenn wir davon Kenntnis erhalten. Wer mithelfen möchte, Stadt und Kreis Bad Kreuznach ein kleines Stück besser zu machen, ist herzlich eingeladen, sich mit seinen Ideen, Anregungen und Hinweisen zu melden (bitte reine Textnachrichten ohne Bilder senden) bei tourismusbeitrag-so-nicht@gmx.net