Dr. Thomas Höfer tritt nach 20 Jahren als Präsident des Weinbauverbandes Nahe ab

Nach 20 Jahren als Nahewein-Präsident tritt Dr. Thomas Höfer (69) bei den Vorstandswahlen am heutigen 2. Juli in der DLR-Aula nicht mehr an. Schon seit 1988, als er den elterlichen Betrieb übernahm, war der Agraringenieur in vielen Gremien für den Berufsstand aktiv. „Mit fast 70 lässt die Kraft etwas nach,“ sagt er. Bleibt aber dem Weinbau erhalten, bewirtschaftet das das 14 Hektar große Schlossmühle-Weingut mit 250jähriger Familientradition. Thomas Höfer liebt seinen Beruf, wirbt für die Region und das Naturprodukt Wein. Immerhin rund 800 Familien leben an der Nahe im Haupt- und Nebenerwerb vom Weinbau.

Naheweinpräsident Dr. Thomas Höfer hat auch ein Herz für Rosen. Einst hatte er die Anpflanzung von Rosen an Weinbergen mit initiiert. Denn Rosen sind auch ein guter Indikator dafür, wann im Wingert Rebschutz nötig ist.

Die Direktvermarkter meist sehr gut. Rund 50 Prozent des Naheweins (aktuell 4.300 Hektar Anbaufläche) wird direkt vermarktet – ein bundesweiter Spitzenwert. Mit dem Fasswein ist es schwieriger. Denn den Großabnehmern fehlt es an einer zuverlässig zugesagten Menge, um preiswürdige starke Marken daraus zu kreieren. Diese Problematik ist für die Nahe nicht neu. Auch der neue Vorstand wird sich damit auseinandersetzen. Leider gebe es da kein Patentrezept.

Man müsse immer wieder neu Anlauf nehmen, um für die Kollegen Lösungen zu finden, sagt Höfer. Einen Kampf ums Nahewein-Image gibt es auch auf dem Jahrmarkt. Höfers Vater Josef hatte einst das Naheweinzelt dort initiiert. Thomas Höfer betrieb dort 25 Jahre lang einen Stand. Heute halten wenige Kollegen die Stellung, stemmen enorme Summen für Standmiete und Personalkosten. „Es läuft gut,“ weiß Höfer. Doch die diesjährige Jahrmarkts-Eröffnung am Kölsch-Stand zeige einen anderen Trend.

So müsse man sich nicht wundern, wenn es das Naheweinzelt eines Tages nicht mehr gebe. Erst wenn etwas liebgewonnenes weg ist, werden es auch Kritiker im Nachhinein schätzen lernen, sagt der scheidende Weinbaupräsident dazu. Höfer war als Nahe-Präsident auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft rheinland-pfälzischer Weinbauverbände, die für 60 Prozent des deutschen Weins stehen. Er hatte einige Funktionen aus der Familientradition übernommen. Schon August Höfer, der Großvater von Thomas Höfer, hatte sich um den Naheweinbau verdient gemacht, erhielt 1953 das Bundesverdienstkreuz.

Josef Höfer, Thomas‘ Vater, war Kreisvorsitzender, starb schon mit 50 Jahren, da war Thomas 16, und es deutete sich an, dass er den Betrieb übernehmen würde. Seine Mutter Maria (im Frühjahr mit 102 Jahren verstorben) hatte den Betrieb bis 1988 geführt. Thomas Höfer war inzwischen Agrar-Ingenieur geworden, hatte 1986 in Bonn mit Steillagen-Feldversuchen an der Staatsdomäne Marienthal/Ahr mit summa cum laude promoviert. Er stieg 1988 in die Verbandsarbeit ein, wurde 1992 Vorsitzender von Weinland Nahe, war zehn Jahre im Vorstand von Gastland Nahe. 2004 wurde er als Nachfolger von Peter Anheuser (t) Nahewein-Präsident.

Ehrenamtlich aktiv war er auch im Ortsgemeinderat Rümmelsheim, im Verbandsgemeinderat und in der Ausschussarbeit, im Verwaltungsrat DWI Mainz, im Werbebeirat Weinbau und in der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz. Aktuell ist er noch Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Nahe, die die Weichen stellt mit Erzeugern, Kellereien und Genossenschaften und Weinbau-Entscheidungen trifft. Sie hat eine Qualitätspyramide erstellt, die besagt, dass bei 20.000 Litern Höchstmenge pro Hektar Deutscher Wein, bei 15.000 Litern Landwein, bei 10.500 Litern Qualitätswein und bei 8.500 Litern Spätlese vermarktet werden darf.

Das Motto heißt: je weniger erzeugte Menge, desto höher ist die Qualität. Die Schutzgemeinschaft legt darüber hinaus die Weinbauflächen fest und sorgt für Stabilität, verhindert ausufernde Rebflächen auf Rübenäckern. Andere kleine Anbaugebiete würden wohl schrumpfen, befürchtet Höfer. Doch der Nahe traut er dank Fleiß und können eine gute Zukunft zu. Denn das Preis-Leistungsverhältnis sei gut, die Geschmacksvielfalt der Kunden könne in jeder Weise befriedigt werden: „Wir erreichen die Menschen, treffen ihren Geschmack ob trocken oder lieblich.“

In seiner Göttinger Studentenzeit war Thomas Höfer als Judoka aktiv, spielte 25 Jahre in Münster Sarmsheim als Kreisläufer Handball, lernte früh, dass es nicht immer optimal rund läuft, dass man auch kämpfen muss. Das half im Berufsleben gegen Wetterlagen wie Spätfrost oder Hagel, oder in der mitunter schwierigen Verbandsarbeit stets positiv zu denken, den Humor zu bewahren, die Natur zu genießen, Probleme beherzt anzugehen. Höfer will immer optimistisch bleiben. Er erinnert daran, dass vor wenigen Jahren Lesemaschinen im Steilhang als unmöglich galten. So könne vielleicht der Rebschnitt mechanisiert werden und für weitere Problemlagen ließen sich Lösungen finden.

Naheweinpräsident Dr. Thomas Höfer hat auch ein Herz für Rosen. Einst hatte er die Anpflanzung von Rosen an Weinbergen mit initiiert, denn Rosen sind auch ein guter Indikator dafür, wann im Wingert Rebschutz nötig ist.

Der Weinbauverband Nahe ist die Berufsorganisation der Winzerinnen und Winzer, die Weine im Anbaugebiet Nahe erzeugen und vertreiben. Er vertritt die weinbaupolitischen, wirtschaftspolitischen und sozialpolitischen Interessen seiner Mitglieder gegenüber anderen Verbänden, Organisationen und Behörden und nimmt die Interessen des Anbaugebietes Nahe im Gesetz- und Verordnungsverfahren wahr. Er setzt sich dafür ein, die beruflichen Belange seiner Mitglieder zu wahren und zu fördern.

Text und Bild: Dipl.-Ing.agr. Harald Sperling, Geschäftsführer Weinbauverband Nahe im Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau e.V.