Lieferservicefahrer: rücksichtsloser als Taxifahrer, dreister als Versicherungsvertreter

Real-Satire

Die Anwohner*Innen in der Reitschule können ein Lied davon singen: die Lieferservicefahrer kümmern sich nicht um die vorgeschriebene Einbahnrichtung von der Hoch- zur Hofgartenstrasse. Sondern fahren, weils ein paar Meter abkürzt – vorzugsweise nachts – in Gegenrichtung. Also mit ihren Autos. Mit dem Fahrrad wäre das ja erlaubt. Kommt es dann zu Gegenverkehr, werden die Menschen in ihren Betten nebenan mit Hupkonzerten, ab und zu auch mit nächtlichen Brüllereien, unfreiwillig unterhalten. Schon gar nicht mehr der Rede wert sind Lieferservicefahrer, die Gehwege zuparken. Oder durch Verkehrsberuhigte Bereich rasen.

Dabei legen die Lieferservicefahrer eine Rücksichtslosigkeit an den Tag, die der der Taxifahrer weit übertrifft. Neben der obligatorisch eingebauten Vorfahrt sind waghalsige Fahrmanöver als Folge übersehener Hausnummern (gern auch in der Variante Hochgeschwindigkeits-Rückwärtsfahren auch bei schlechter Sicht) selbstverständlicher Alltag. Wer den Versuch unternimmt Lieferservicefahrer zur Rede zu stellen, macht überraschende Feststellungen: diese sind in der Regel sehr sprachbegabt, reden gestenreich – aber teilweise unverständlich, weil nur brockenweise deutsch.

Und argumentieren verbal-fragmentarisch dreister, als Versicherungsvertreter mit jahrzehntelanger Berufserfahrung. Unser Fotograf frischte seine entsprechenden Erfahrungen mit dem Lieferservicefahrer eines Pizzadienstes am späten Nachmittag des gestrigen Feiertages (8.6.2023) auf. Der stellte sich zur Auslieferung in der Bleichstrasse kackfrech auf die falsche Seite (obwohl auf seiner Platz war), lieferte in aller Ruhe das Essen aus, führte ein Kundengespräch und kassierte (handgestoppte 3 Min 39 Sekunden lang) und sah gar keinen Grund diverse Bestimmungen der StVO zu beachten.