Leserbrief von
Bernd Burghardt
Es ist unstrittig, dass wir die verkehrspolitische Fehlentwicklung der letzten 50 Jahre mit dem Abbau von Gleissträngen und Verkauf von Bahnhöfen nur durch einen mutigen Relaunch des Verkehrskonzeptes in Richtung Nachhaltigkeit aufhalten können. Und dieses soll den ÖPNV gegenüber dem Individualverkehr wieder attraktiver machen: durch bezahlbare Preise, durch kundenorientierte Taktung und Erhöhung der Haltepunkte in der Nähe von Wohngebieten. Die Devise lautet also: “Zurück zu den Wurzeln!” In Ippesheim gab es mal einen Bahnhaltepunkt und der Schienenbus hielt, wenn Fahrgäste gewunken haben.
Das ist natürlich ein Rückblick in die Steinzeit, weil es den Bahnhaltepunkt schon lange nicht mehr gibt. Nach Meinung des damaligen Managements traf kostspielige Unterhaltung auf mangelnde Nachfrage. Dieses betriebswirtschaftliche Argument hat sich sogar für Ippesheim bis heute erhalten – so eine rhetorische Stabilität ist durchaus faszinierend. Mittlerweile haben sich die verkehrspolitischen Sichtweisen geändert, weil man den sich aus fossilen Brennstoffen sättigenden Individualverkehr gegenüber der klimafreundliche Personenbeförderung in die Schranken weisen möchte.
Daher soll nun ein Bahnhaltepunkt in Planig her. Das ist sicherlich eine begrüßenswerte Initiative! Die Grundsatzentscheidung ist schon lange gefallen, lediglich über den Standort wird noch ein wenig diskutiert. Und aktuell scheint der Standort “Lidl” mehr Vorteile aufzuweisen, als die bekannten Alternativen. In der Auflistung der Vorteile wird u.a. auch die verbesserte Anbindung an den ÖPNV für Ippesheim genannt.
Das ist natürlich nur eine unscheinbare Position im Katalog der nachvollziehbaren Vorteile. Doch wenn man schon nicht mit den Ippesheimern spricht, sollte man doch wenigstens ehrlich festhalten, dass die Entfernung zum Bahnhof in Gensingen dann doch kürzer ist. Insofern bietet der Bahnhaltepunkt am Lidl bestimmt eine Menge Vorteile, aber eben nicht für Ippesheim. Unabhängig davon gönnen wir den Planigern natürlich ihren Bahnhaltepunkt aus vollem Herzen!
Bernd Burghardt ist seit Jahrzehnten ehrenamtlich für die Einwohner*Innen Bad Kreuznachs tätig. Zunächst als Mitglied des Rates der Stadt, dann als Ortsvorsteher des Stadtbezirkes Ippesheim