Mainz schlägt Gladbach 4 : 0

FSV-Sportdirektor Martin Schmidt stand am späten gestrigen Freitagabend (24.2.2023) nach dem begeisternden 4 : 0 – Erfolg des 1. FSV Mainz 05 in der MEWA AREANA gegen Borussia Mönchengladbach vor den Fernsehkameras und staunte über das, was sich hinter ihm abspielte: Die Feiertage der fünften Jahreszeit sind zu Ende, doch bereits zwei Tage nach Aschermittwoch holte der FSV die Fiesta zurück. Nelson Weiper, der kurz zuvor mit seinem Treffer zum 4:0 sein erstes Profi-Tor erzielt und sich mit seinen 17 Jahren als jüngster Bundesligatorschütze in den Vereins-Annalen verewigte, zelebrierte die Humba.

Die Mannschaft drehte eine Ehrenrunde, machte die Welle mit den Fans auf den Tribünen. Durch das Stadion-Viereck schallte das berühmte “Olé, olé”, in das auch der Sportdirektor einstimmte. “Fiesta hier am Rhein!” Diesem Gefühl vermochte sich an diesem Abend niemand zu entziehen, der es mit dem FSV hielt: 4:0 gewonnen, in der Tabelle an den Gladbachern vorbeigezogen. Zunächst einmal auf Platz sieben. Zum Auftakt dieses 22. Bundesliga-Spieltages den dritten Sieg in Folge erzielt, das dritte Heimspiel hintereinander gewonnen, vier Erfolge aus den letzten fünf Begegnungen.

“Es fühlt sich wieder richtig gut an”, schwärmte der 55-Jährige. “Da passt momentan sehr viel zusammen. Man muss das komplette Team loben. Wahnsinn, was die Jungs im Moment abliefern. Viel Begeisterung, viel Team-Spirit, das Binnenklima stimmt total. Heute können wir uns richtig freuen.” Die Schlussphase gegen die Gladbacher, die im zweiten Durchgang mehr und mehr überrollt worden waren von einer ballfressenden 05-Pressing-Maschinerie, fühlte sich für Publikum und Team offenbar gleichermaßen berauschend an. Und diese Atmosphäre nahm auch den Cheftrainer gefangen, der nach dem Abpfiff auf den Rasen sprintete und erst einmal Youngster Weiper abklatschte.

“Wenn ich die Spiele sehe zuletzt, dann sehe ich, wo wir sein sollen und dass wir so immer die Chance haben, in der Bundesliga Siege einzufahren”, sagte Bo Svensson. “Wir freuen uns darüber, denn es war der Schlüsselpunkt, nach der Hinrunde konstanter zu spielen und Rückschläge wegzustecken.” Was den Chefcoach besonders zufriedenstellte war die Tatsache, dass sich seine Profis nach einem ersten Durchgang, der dem Dänen, wie er sagte, gar nicht gefallen hatte, in eine Dominanz hineinsteigerten, die den Gegner in die Knie zwang. “Die erste Halbzeit war schwierig für uns”, monierte der 43-Jährige.

“Es war nicht so, dass Gladbach viele Chancen hatte, aber sie hatten viel den Ball, und wir kamen nicht richtig hin. Wir hatten nicht genug Intensität in unserem Spiel, in unserem Anlaufen. Vor allem aber haben wir dem Gegner zu viel Zeit gelassen und uns nicht getraut, mutig nach vorne zu verteidigen. Wenn du mit einer Fünferkette spielst und nicht bereit bist, einen aus der Kette nach vorne zu schicken, dann wird es schwer, Druck auf den Ball zu bekommen.” Ohne entsprechende Aktivität aus der hinteren Reihe sei es nicht möglich, die zentralen Mittelfeldspieler auf ihren Positionen zu halten.

“Wenn wir sie auf die Außenverteidigerpositionen schicken, geraten wir im Zentrum in Unterzahl.” Das eröffne einem fußballerisch starken Team wie der Borussia zu viele Räume, betonte der Trainer. Die Gäste kamen dennoch nur zu einigen, wenigen Angriffen, die sich in der Mainzer Hintermannschaft verfingen, ohne dass Robin Zentner, der nach langer Pause ein starkes Comeback im 05-Tor gab, hätte eingreifen müssen. Die brenzligste Szene des ersten Durchgangs bereinigte Andreas Hanche-Olsen, der später verletzt vom Feld musste. Auf der anderen Seite gingen die Gastgeber dank ihrer Effizienz selbst in Führung, denn einmal agierten sie vor der Pause genau nach Plan.

Danny da Costa attackierte Nico Elvedi auf Höhe der Strafraumbegrenzung erfolgreich an der an der Seitenlinie und schlug eine Flanke, die Jae-sung Lee mit perfekter Kopfballtechnik zum 1:0 vollstreckte. “Wir wissen, dass Lee ein Wahnsinns-Timing hat. Als ich ihn einlaufen gesehen habe, dachte ich nur, ich muss den Ball irgendwie zu ihm bringen”, schilderte da Costa die Szene. Die Schwachpunkte des ersten Durchgangs seien in der Kabine deutlich angesprochen worden, berichteten die Beteiligten. Danach entwickelte sich eine komplett andere Partie, in der die Mainzer permanent Druck auf den Gegner ausübten und viele Ballgewinne generierten.

“In der zweiten Halbzeit haben wir es deutlich besser gemacht, waren schneller unterwegs”, erklärte Svensson. “Wir sind weniger gelaufen, waren aber von der Intensität her besser. Dadurch hatte Gladbach eine halbe Sekunde weniger Zeit, und wir sind zu unserem Spiel gekommen. Du musst diese Intensität auf den Platz bringen, wenn du über Balleroberungen zu Torchancen kommen willst. Wenn wir wegbleiben, wie in der ersten Halbzeit, dann werden wir bespielt. Auch wenn wir nicht viel zulassen, ist das kein gutes Gefühl.” Als da Costa und Anthony Caci mehr herausrückten und den Druck auf Stefan Lainer und Ramy Bensebaini erhöhten, funktionierte der 05-Plan nahezu perfekt.

So entstand das 2:0. Dominik Kohr eroberte einen zweiten Ball, spielte Ludovic Ajorque im Strafraum an, dessen Flachschuss Tobias Sippel noch parierte. Doch Marcus Ingvartsen reagierte am schnellsten und staubte ab. Eine Szene gab es jedoch, in der die Borussia der Partie vielleicht eine Wende hätte geben können, aber Zentner fuhr im Duell mit Marcus Thuram das rechte Bein zur Seite aus und vereitelte die einzige Gästechance. “Das war eine spielentscheidende Situation”, wusste Svensson. “Es war wichtig”, ergänzte der 05-Keeper.

“Mein letztes Spiel war drei Monate her und ich habe bis dahin nicht die Chance gehabt, etwas zu halten. Wenn man dann die Möglichkeit bekommt, sich auszuzeichnen, tut das sehr gut. Es war ein schönes Comeback mit einem noch besseren Ergebnis. Das fühlt sich wieder perfekt an”, erklärte Zentner. “Seit ich hier Trainer bin, ist er die Nummer eins. Ich hatte das Gefühl, dass er wieder bei 100 Prozent ist und dann ist er nach meiner Meinung der beste Torwart. Finn Dahmen hat es in den letzten sieben Spielen überragend gemacht, aber man darf nicht vergessen, dass Robin es in den vielen Partien davor auch sehr gut gemacht hat.

Deswegen ist die Entscheidung so gefallen”, begründete Svensson die Besetzung der im Vorfeld medial vieldiskutierten Torwartposition. Der glücklichste Mensch auf dem Rasen dürfte in diesem zweiten Durchgang Ajorque gewesen sein, der das 3:0 und damit seinen ersten Treffer für die Mainzer erzielte. Von Lee perfekt eingesetzt, versenkte er den Ball aus spitzem Winkel, herzte anschließend alle Mitspieler und stürmte Richtung Seitenlinie in die Arme seines Trainers. “Ich wollte mich für das große Vertrauen bedanken, das ich von allen bekommen habe”, erklärte der Franzose später in der Mixed Zone.

Den krönenden Abschluss dieser Partie lieferte dann Weiper in der dritten Minute der Nachspielzeit: Dem jungen Stürmer, gelang nach einer Flanke von Aarón per Kopf sein erster Treffer. “Für Nelson ist das heute ein Tag, den er bestimmt nicht vergessen wird”, sagte Svensson nachher. Für Ajorque sei das Erfolgserlebnis vielleicht aber noch wichtiger gewesen. “Er hat immer gespielt, aber noch nicht getroffen. Diese Last hat er auf seinen Schultern gespürt.” Bei aller Begeisterung über diesen grandiosen Abend war es dem Sportdirektor wichtig, das Ganze richtig einzuordnen:

“Vor zwei Wochen mussten wir gegen Augsburg gewinnen, um nicht hinten rein zu geraten. 14 Tage später sollten wir die Kirche im Dorf, den Dom in Mainz lassen, weiterarbeiten, bei dieser Einstellung bleiben und uns in diesem Bereich der Tabelle festkrallen.” Die Gelegenheit, das Punkte-Konto weiter zu füllen, gibt es bereits am kommenden Samstag, den 04. März um 15:30 Uhr beim 05ER Klimaverteidiger-Spieltag in der MEWA ARENA, wenn die TSG Hoffenheim zu Gast ist. Tickets für die Partie gibt es hier: https://www.ticket-onlineshop.com/

Quelle und Bilder: 1. FSV Mainz05