Jahrmarkt 2023: “Fahrt zur Hölle” an Stelle von “Monsterhöhle”

Beobachtet von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Selten war eine städtische Ausschusssitzung so gut vorbereitet, wie die des Jahrmarktsausschusses gestern Abend. Also sowohl von der Verwaltung. Als auch von großen Teilen des Gremiums. Seit dem die Gemeindeordnung die Öffentlichkeit auch bei der Entscheidung über die Zulassungen zum Jahrmarkt verlangt, haben sich die Beratungen teils verlagert. Aus der amtlichen in die private Sphäre. Was nicht bedeutet, dass im Ausschuss nur noch abgenickt wird, was zuvor schon vereinbart wurde. Allerdings war die vorbereitende Aussprache am Wochenende mit rund drei Stunden deutlich länger, als die Ausschusssitzung. Die dauerte nur rund 70 Minuten. Wobei das leicht nachvollziehbar ist.

Karl-Heinz Delaveaux, Alfons Sassenroth. Helmut Kreis und Wolfgang Bouffleur (von rechts) hatten die gestrige Sitzung des Ausschusses für Messen und Märkte (Jahrmarktsausschus) gut vorbereitet.

Fand doch die Privatberatung in gepflegter Atmosphäre und bei einigen Tropfen gutem Wein statt. Und nicht in der unbeheizten Sterilität des städtischen Sitzungssaales. Dort ging es gestern Abend trotzdem – teils deutlich – zur Sache. Dabei war klar erkennbar, wer nicht in die Vorberatung einbezogen war: die je beiden Ausschussmitglieder von Grünen und SPD. Und Beigeordneter Markus Schlosser, dem es aus diesem Grund leicht fiel eine neutrale, in einzelnen Punkten vermittelnde Position einzunehmen. Eingangs der gestrigen Sitzung erinnerte Marktmeister Mathias Weyand an die Herausforderungen, die die Zusammenstellung eines attraktiven und ausgewogenen Jahrmarkts mit sich bringt.

Der Kampf für dieses Ziel findet an mehreren Fronten statt. Kaum noch zu halten ist die um den Dippemarkt. Immer weniger Marktbeschicker wollen ihre Stände, Zelte und Buden im Spezialisteweg, der Baumwollgass und dem Klamotteweg aufbauen. Aber auch Großgeschäfte und Hochbahnen lassen sich laut Mathias Weyand nur noch schwer auf die Pfingstwiese locken. Deren Erklärung: fünf Tage Jahrmarktumsatz decken mittlerweile kaum noch die Kosten für Personal, Transport, Auf- und Abbau. An diese kurze, ernste Einführung in die Thematik schloss sich ein teils launige Aussprache an. Die von einer Reihe von Abstimmungen unterbrochen wurde.

Denn die private Vorbereitungsrunde hatte zu mehreren Punkten des Verwaltungsvorschlages Änderungsänträge ausgearbeitet. Einer davon machte aus einer Höhle auf dem Jahrmarkt eine Hölle. Karl-Heinz Delaveaux (FWG) schlug die Transformation vor. Nämlich die Geisterbahn “Monsterhöhle” durch jene mit dem Namen “Fahrt zur Hölle” zu ersetzen. Als Begründung führte Delaveaux die Notwendigigkeit von Wechseln im Angebot an. Widerspruch kam dazu von Günter Meurer (SPD). Der erkannte zwar an, dass Wechsel in den Dingen gut sind (“das kann ich nachvollziehen”).

Wies dann aber nach, dass daher in diesem Jahr die Höhle zum Zuge kommen müßte, weil beim vergangenen Jahrmarkt nicht diese, sondern ein anderes Fahrgeschäft auf der Pfingstwiese stand. Mathias Weyand erklärte dazu, dass der Betreiber der Höhle kurzfristig absagen mußte, weil er am Vorstandort sein Geschäft wegen Personalmangels nicht abgebaut bekam. Eine Wiederholung dieser Panne mochte die Ausschußmehrheit nicht riskieren. Der Delaveaux-Antrag wurde mit sieben Jastimmen bei einer Enthaltung gegen drei Neinstimmen (Markus Schlosser, Günter Meurer und Björn Wilde) angenommen (weiterer Bericht folgt).