Mahnwache für Afghanistan

Gastbeitrag von
Matthias Baden

Die zarten Töne der Tar (ein persisches Saiteninstrument) kombiniert mit der kräftigen Stimme des Gesangs kämpfen gegen die Straßengeräusche am Salinenplatz. Mit den Tönen von Musik und Gesang von Ali Mohammadi Kollagar
eröffnet die Seebrücke Bad Kreuznach ihre Mahnwache. Gemeinsam mit der Initiative von Osra Behmanesh, die das Projekt ‚afghanisches Zimmer‘ im NAHeRAUM vorbereitet, veranstaltete Seebrücke mit Netzwerk am Turm und NAHeRAUM die Mahnwache mit Reden, Gedicht, Musik und einem tiefgründigem Dialog über die Situation in Afghanistan. Ein Jahr ist bereits vergangen, seit die Taliban Afghanistan und auch Kabul erobert hat. Seitdem leidet die Bevölkerung unter den zahlreichen Folgen wie Terror, Gewalt und Armut.

Gideon von der Seebrücke prangert an: „die Menschen, die vor der Diktatur der Taliban fliehen wollen, lässt der Westen hängen“. Er verweist auf Ortskräfte und Mitarbeitern von NGOs, die besonders verfolgt würden, ebenso auf Journalisten und Interviewpartner von westlichen Medien, die durch die Taliban enorm unter Druck gesetzt und zum Teil gefoltert würden. Osra Behmanesh trägt einen Brief vor, der sich an einen geliebten Menschen in Kabul richtet und in die Situation der Angehörigen im Exil und in die Gefühlswelt einen Einblick gibt. „Erzähl mir von der Trennung, erzähl mir von meiner alten Mutter meinem alten bettlägerigen Vater! Sag mir, wie es ihnen geht!“

Diese Perspektive wurde in nicht-lyrischer Form von der 20-jährigen Sahar im Gespräch mit Siggi Pick erweitert durch einen sehr persönlichen Einblick, der ihre eigene Auseinandersetzung mit der schwierigen Situation offenbarte. Ihre Trauer über die Situation, die Bilder von Hunger und die Unsicherheit um die Verwandten in Kabul – die eigene Ohnmacht und Verwundbarkeit angesichts dieser Situation auszuhalten brachten den Besucher*innen der Mahnwache ebenfalls Tränen in die Augen.

Sie berichtete auch davon, dass eine ihrer Angehörigen im Geheimen mit und für Andere eine „Geheimschule“ aufgebaut hat, sodass auch Frauen und Mädchen zum Teil autodidaktisch wie auch mit Unterstützung weiterlernen können. Die Mahnwache mit etwa 30-40 Besucher*innen aus Deutschland, Afghanistan und anderen Ländern setzten ein starkes gemeinsames Zeichen für Frieden in Afghanistan, vergaßen dabei aber nicht Menschen in anderen Krisengebieten. Sahar sprach stellvertretend für alle Solidarität mit Menschen in Kriegs- und Konfliktgebieten aus (wie zum der Ukraine oder in Syrien (Kurden).

Matthias Baden ist Pastoralreferent im Dekanat Bad Kreuznach