Hochstrasse: Verkehrschaos, weil das Durchfahrtverbot mißachtet wird

Die Beschilderung ist eindeutig. Das Verkehrzeichen 250 (der rote Kreis auf weißem Grund) ist auch nicht neu. Schon seit Jahrzehnten wird es in Fahrschulen als Verbotsschild für Fahrzeuge aller Art unterrichtet. In der Hochstrasse ist also seit gestern früh bereits ab der Reitschule die Weiterfahrt für alle verboten, die nicht in die Ambrosiusgasse oder den Adlerhof möchten. Auch eine massive Bake macht das Weiterfahrverbot unmißverständlich. Trotzdem hält sich kaum eine(r) daran.

Die rechtswidrig die Beschilderung mißachtenden Autofahrer*Innen fahren sogar zweispurig links und rechts an der Sperrbake vorbei.

Auch die zweite Bake, die westlich der Bushaltestelle Holzmarkt kurz vor dem Kreisel steht und ebenfalls mit dem Durchfahrt-Verboten-Schild ausgestattet ist, wird von umleitungsmüden Autofahrer*Innen schlicht ignoriert. Und so ergeben sich seit dem Montagmorgen durchgängig Szenen wie im Lehrfilm über Verkehrsordnungswidrigkeiten. Bei einer Zählung, die die Redaktion dieser Seite am gestrigen Montag zwischen 18 Uhr und 19 Uhr durchführte, ignorierten über 80% der Verkehrsteilnehmer*Innen die erste Beschilderung in Höhe Reitschule.

Diese Beschilderung des Ordnungsamtes ist eindeutig. Wer das nicht verstehen will, sieht es natürlich anders.

Solange unser Fotograf seine Arbeit von der Verkehrsinsel im Kreisel Holzmarkt aus sichtbar für die Verkehrsteilnehmer*Innen machte, drehten dann etwa 40% der Fahrzeugführer*Innen an der zweiten, ebenfalls beschilderten Bake um. Dieser Wert sank auf unter 10%, als unser Fotograf nicht mehr sichtbar arbeitete. Am gestrigen Nachmittag führte aufgrund dieser katastrophalen Zustände die Polizeiinspektion eine Kontrolle durch. In der kurzen, wegen anderer umfangreicher Verpflichtungen zur Verfügung stehenden Einsatzzeit vor Ort wurden immerhin 17 Verwarnungen ausgesprochen.

Eine auf diese Weise um 50 Euro erleichterte Autofahrerin machte ihrem Ärger über diese Kontrolle anschließend auf Facebook Luft. “15” andere Autos seien in der Zeit, in der sie kontrolliert wurde, ebenfalls falsch gefahren. Diese 15 “hatten wohl Glück??!! Geiler Scheiss wirklich wahr”. Tatsächlich ist es noch schlimmer, als die Protestführerin es darstellt. Denn tatsächlich hatten gestern viele hundert Autofahrer*Innen die Beschilderung ignoriert. Fakt ist leider, dass die Bad Kreuznacher Polizeiinspektion personell nicht ausreichend ausgestattet ist, um solche Sondereinsätze einigermaßen gerecht durchführen zu können.

Der Taxifahrer im Mercedes nahm für sich gleich zwei Sonderrechte in Anspruch: die werksseits eingebaute Vorfahrt und seine per Taxischein dokumentierte Lizenz zum Mißachten der StVO (IRONIE!). Der BMW-Fahrer zeigte sich davon unbeeindruckt. Und das Taxi räumte die Gegenspur dann auch nach einiger Zeit. Auf dem Rückweg wollte der Taxifahrer unseren Fotografen dann auch noch über seine Rechte informieren. Die StVO ignorieren, von Artikel 5 des Grundgesetzes keine Ahnung haben – aber eine große Klappe.

Verantwortlich dafür: Innenminister Roger Lewenz (SPD), der zwar in jeder Sonntags- und Wahlkampfrede von Prävention und Kriminalitätsbekämpfung plappert, aber bei den Haushaltsberatungen in der Landesregierung den braven Leisetreter gibt, um seine Chancen auf die Nachfolge von Malu Dreyer als Ministerpräsident nicht zu schmälern. Denn jeder Euro mehr für das dringend benötigte Polizei-Personal würde an anderer Stelle fehlen. Mit den Klagelauten der dort Betroffenen mag sich Lewenz ungern auseinandersetzen.

Und macht so die ehrlichen Autofahrer*Innen, die sich gestern durch die Umleitung Hofgartenstrasse gequält haben, einmal mehr zu den Dummen. Die benötigten, auch wegen dort falsch geparkter Autos, viel mehr Zeit, als die rechtswidrigen Abkürzer. Womit die für Verkehrsangelegenheiten zuständige Abteilung des Ordnungsamtes angesprochen ist. Die war gestern einmal mehr nicht nur für die Bürger*Innen, sondern auch für die Polizei nicht zu erreichen. Der Amtsleiter und Dezernent Markus Schlosser ist in Urlaub. Das nutzen einige seiner Mitarbeitenden zu einer dieser Lage angepassten Erholung am Arbeitsplatz. Das Privatleben ist ja auch schon anstrengend genug in diesen Wochen (Stand: 2.8.2022, 4 Uhr).