Bettina Dickes und die Sterne über dem nächtlichen Soonwald

Ob das Wecken heute früh wie versprochen durch fröhliches Vogelgezwitscher erfolgte, wissen wir noch nicht. Aber der Mut und die Abenteuerbereitschaft der Landrätin und einer Gruppe von Kreiseinwohnerinnen, Natur pur im Soonwald mit einem Camp unter freiem Himmel zu genießen, wurde mit einem an Sinneseindrücken unterschiedlicher Art reichen Freitagabend belohnt. Bettina Dickes hat in der ihr eigenen Konsequenz in den vergangenen Stunden wahr gemacht, was einige Beobachter*Innen selbst nach der amtlichen Bekanntmachung der „Urlaub daheim“-Sommertour nicht glauben wollten: die „Ladies only“-Nacht im Wald. Anfangs waren, wie angekündigt, noch Herren zugegen.

Das Einladungsbild mit der Lagerfeuerromantik wurde aus guten Gründen nicht in die Praxis umgesetzt. Denn Feuer im Wald geht schon wegen der Waldbrandgefahr gar nicht.

So Bernd Uwe Philippi, der die Gruppe am Wanderparkplatz empfing. Und mit ihr den Weg zum Soonwaldcamp spazierte. Wo die Landrätin und ihre naturbegeisterten Mitfrauen nach einem kurzen Sektempfang ihr Lager aufschlugen. Spätestens da war klar: die trockene Witterung bleibt stabil. Die für einen möglichen Regen zur Verfügung stehende überdachte Ausweichunterkunft wird nicht bezogen. Die Gruppe würde tatsächlich der Natur ausgeliefert sein. Um so tröstlicher wurde in diesem Moment empfunden, dass die als “gemütlich” angekündigten Matratzen sich tatsächlich auch in weiblicher Wahrnehmung als “bequem” herausstellten. Wenn auch unter freiem Himmel platziert. Und das sieht dann mitten im Wald doch viel realistischer aus, als es sich in der Einladung liest.

Da paßte es vorzüglich, dass nach diesem konkreten Realitätsbezug der zweite Herr des Abends zur Tat schritt. Georg Kiltz vom Weingut Genheimer-Kiltz gönnte der Gruppe eine Weinprobe, die von Bernd Uwe Philippi mit verschiedenen, von ihm gegrillten Wildspezialitäten bereichert wurde. Dabei ging der Tag in den Abend über. Und die Herren durften sich zurückziehen. Die anschließend sich ergebenden Gespräche fanden natürlich nicht, wie irrtümlich angekündigt, an einem Lagerfeuer statt. Schon aufgrund der damit verbundenen Waldbrandgefahr kamen alternativ selbstverständlich nur elektrische Kerzen zum Einsatz. Was den Vorteil hatte, dass die waldtypischen Geräusche, ein Rascheln hier, ein Knacken dort, auch Laute, bei denen nur Fachleute klären können, ob sie von Tieren oder windanimierten Pflanzen erzeugt wurden, vom Prasseln der Flammen nicht übertönt wurden.

Und so die Fantasie der Damen unaufhörlich befeuerten. Wie die Sterne am nächtlichen Firmament. Später im Schlafsack kamen dann eher praktische Feststellungen auf. So die, warum Wälder gemeinhin als Klimaretter gefeiert werden: in ihnen ist es auch im Hochsommer, insbesondere nachts, viel kühler, als im Wetterbericht angekündigt. Und so bestanden die Bewegungen unter den Decken darin, zusätzliche Kleidungsstücke anzuziehen, um sich nicht ganz auf das Warmträumen verlassen zu müssen. Ganz egal, wie das für den heutigen Vormittag angekündigte “exklusive Frühstücksbuffet” mundet und welche Informationen der anschließende “kleine Waldspaziergang mit fachkundiger Führung” liefert: das Anliegen der Sommertour der Landrätin, “Ziele für Ausflüge und Kurzurlaube in unserem Landkreis bekannter zu machen“, dürfte die Nacht unter freiem Himmel bewirkt haben (Stand: 16.7.2022, 5 Uhr).