Wenn im Sommer mehr Kinder an einem Brunnen stehen, als am Eisstand nebenan, dann steht fest: das Wasser ist wieder da. So war es gestern auf dem Kornmarkt. Dank von der Stadtverwaltung namentlich bisher nicht mitgeteilter Spender hieß es: “Wasser marsch!”. Zumindest für die Auslassdüsen im Originalebrunnen. Die beiden Bodensprudler blieben (vorerst?) noch aus. Das fröhliche Treiben rund um den Brunnen mitten “im Wohnzimmer der Stadt” animierte unseren Fotografen zur spontanen Abwandlung eines Wilhelm-Busch-Zitates: “9 Monat war der Brunnen blank, jetzt näßt er wieder – Gott sei Dank!” Der Wasserstand in den Brunnen Bad Kreuznachs ist seit Jahren der Gradmesser für den Stand des aktuellen Haushaltsgenehmigungsverfahrens.
Während anderenorts spätestens im Mai nach den Eisheiligen die Brunnen in Betrieb gehen, beginnt dann in der Kreisstadt an der Nahe das Drama um die Kassenlage. Brunnen sind haushaltsrechtlich “freiwillige Aufwendungen”. Diese dürfen ohne von der Aufsichtsbehörde genehmigten Etat nicht verausgabt werden. Um solche Situationen zu vermeiden, gibt es klare Vorschriften. So müssen Städte und Gemeinden – vor allem jene mit Minus unter dem Strich – ihren Haushalt für das Folgejahr bis zum Ende des Vorjahres bei der Finanzaufsicht vorlegen. In Bad Kreuzanch schaffen die Kommunalpolitiker das schon seit Jahren nicht, weil sie sich lieber mit sich selbst, als mit den Problemen der Stadt und der hier lebenden Menschen beschäftigen. Folge:
Der Stadthaushalt ist oft erst im Frühjahr oder sogar in der zweiten Jahreshälfte genehmigt. Weil die siebenstelligen Defizite bei den Bädern (Crucenia Thermen, Bäderhaus und Salinenbad) von der Kommunalpolitik für alternativlos erklärt und nicht deutlich gesenkt werden, stehen aus diesem Grund fünfstellige Beträge, die für die Inbetriebnahme der Brunnen benötigt werden, in der Stadtkasse oft erst im oder nach dem Sommer zur Verfügung. Seit einigen Jahren ermöglichen daher Sponsoren, zuletzt Sparkasse Sparkasse Rhein-Nahe und Bad Kreuznacher Stadtwerke, deren Betrieb (Stand: 11. Juni 2022, 6 Uhr).
