137 Kaninchen harrten in eigenem Kot und Urin in Vogel- und Hamsterkäfigen aus

Im März 2022 erreichte PETA eine Whistleblower-Meldung, der zufolge 137 Kaninchen im Raum Kusel unter schlimmsten Bedingungen leben mussten. In Zusammenarbeit mit PETA ist ein Team von der VOX-Sendung hundkatzemaus dem Fall nachgegangen und fand die Tiere in erschreckenden Zuständen vor: Die Kaninchen wurden in gestapelte Vogel- und Hamsterkäfige, Bottiche und Transportboxen gesperrt und mussten seit Monaten in ihrem eigenen Urin und Kot ausharren. Ein Großteil der Tiere lebte in einer dunklen Scheune ohne Tageslicht. Eins der vorgefundenen Kaninchen litt an einer schweren Augeninfektion und konnte aufgrund der Eiterbildung nicht mehr sehen.

Es wies zudem etliche tiefe und mit Eiter gefüllte Bisswunden auf, die umgehend von einem Tierarzt versorgt werden mussten. Nach der Konfrontation mit den Haltern stimmten diese zu, alle Tiere abzugeben. Offenbar verdienten sie mit dem Verkauf der Tiere über Internetplattformen Geld. Aufgrund der Schwere des Falls wurde ihnen ein Tierhalteverbot auferlegt – somit werden die beiden Tiersammler nie wieder Tiere halten dürfen. Mit der Unterstützung des Tierschutzvereines Kusel sowie der Tierrettung Kindsbach konnten die Kaninchen gerettet werden. Sie wurden medizinisch versorgt, kastriert und teilweise in ein neues Zuhause vermittelt.

Die restlichen Tiere suchen noch immer liebevolle und verantwortungsbewusste Menschen, die sie bei sich aufnehmen. Da einige Kaninchen bereits schwanger waren, stieg die Anzahl der geretteten Kaninchen auf über 200 Tiere an. „Animal Hoarding ist ein weltweit verbreitetes Problem. Oft erfahren Menschen nichts vom massiven Leid der betroffenen Tiere, weil diese in dunklen Scheunen, Wohnungen, Ställen oder Häusern versteckt werden“, so Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA. „Dieser Fall war besonders schlimm und die Kaninchen litten in den vergangenen Jahren Tag für Tag unter der Vernachlässigung.

Die große Zahl an Tieren, die in solchen Fällen umgehend tiergerecht untergebracht werden müssen, ist für lokale Tierheime und Tierschutzvereine immer wieder eine große Herausforderung. Hier ist es wichtig, dass Tierschützer Hand in Hand miteinander arbeiten – so konnte auch in diesem Fall etlichen Tieren zu einem besseren Leben verholfen werden.“ Regelmäßig erschüttern Fälle von Animal Hoarding, dem krankhaften Sammeln von Tieren, die Öffentlichkeit. Jedes Jahr beschlagnahmen Veterinärämter Tiere aus Wohnungen, Scheunen und Kellern. Von 2012 bis 2018 waren mindestens 17.055 Lebewesen von krankhafter Tierhortung betroffen – wobei die Dunkelziffer weitaus höher liegen dürfte.

Im Schnitt fanden die Behörden 76 Lebewesen in den Sammlerhaushalten. In vielen Fällen sind sie so krank, dass sie eingeschläfert werden müssen oder auf intensive, langwierige Versorgung angewiesen sind. Denn bei der großen Zahl an gehaltenen Tieren sind die Menschen schnell überfordert. Sie werden selten ausreichend tierärztlich behandelt und leiden häufig unter Nahrungs- und Wassermangel sowie den unhygienischen Zuständen, in denen sie ihr Dasein fristen. Durch die verheerende Haltung und das dadurch verursachte psychische Leid sind Lebewesen, die aus solchen Haltungen gerettet wurden, zudem oftmals schlecht bis kaum vermittelbar.

Die Kaninchen lebten auf engstem Raum in gestapelten Kleintierkäfigen.

Schätzungen zufolge werden 60 bis 100 Prozent der Animal Hoarder rückfällig, wenn ihnen Tiere weggenommen wurden oder sie Tiere freiwillig abgegeben haben. Daher erhalten sie häufig Haltungsauflagen oder auch Tierhalteverbote. Sie benötigen außerdem psychotherapeutische Unterstützung bei der Überwindung ihrer Krankheit. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft (Stand: 7.6.2022, 5 Uhr).

Text und Bilder: PETA Deutschland e.V., Friolzheimer Str. 3, 70499 Stuttgart