Die Grünpfleger vom Bauhof: unermüdlich für die Stadtkosmetik auf Tour

Gastbeitrag von
Hansjörg Rehbein

Um 7 Uhr ist Einsatzbesprechung. Spätestens um 7.30 Uhr sind alle Grünpfleger des städtischen Bauhofes zu ihren Einsatzorten ausgerückt: Spiel- und Sportplätze, Parks, Schulhöfe und Kitagelände, Grünstreifen an den Straßen, Verkehrsinseln u.v.m. Auch Elke Schröter, die einzige Frau unter Kollegen, macht sich auf den Weg. „Das schaukelt wie auf einem Schiff“. Sie steuert einen 7,5-Tonner auf dessen Ladefläche ein Tank steht, in dem bei der Fahrt 3.000 Liter Wasser hin und her wogen. Ihre „Patienten“ sind die unter der Trockenheit leidenden Stadtbäume. Mit dem Schlauch gießt sie 150 bis 200 Liter in das Erdreich um den Baum. Genug, dass die Wurzeln mit ausreichend Wasser versorgt sind.

Derzeit sind es täglich rund 30 Bäume, das heißt sie muss bis zu drei Mal pro Tag den leeren Tank wieder füllen. Hinzukommen große Kübel mit Blumen, die auch zum Ende ihrer Blütezeit noch eine frische und leuchtende Vitalität ausstrahlen. Das Wasser pumpt sie aus einem Rückhaltebecken unter dem Europaplatz, in dem sich Regenwasser sammelt. Und zwar so viel, dass selbst in den langen Trockenperioden genügend vorhanden ist. In acht Minuten ist der Tank wieder voll. Vor 31 Jahren ist Elke Schröter von der US Army, wo sie als Vorarbeiterin für die Pflege der Grünanlagen verantwortlich war, zum Bauhof gewechselt und will im Februar 2023 in Rente gehen. Mit Bad Kreuznach ist sie stark verwurzelt.

„Ich bin in der Neustadt aufgewachsen und bekannt“. Das liegt auch an der Verwandtschaft. Sie stammt aus der Müllerschen Frisör-Dynastie und ist die Nichte des Senior-Figaros in der Neustadt, Werner Müller. Bei ihren Touren bekommt sie von meist älteren Bürgern immer wieder mal ein Dankeschön. Doch wenn sie in ihrer Pause ihr Brot isst und sich von der Arbeit ausruht, gibt es schon mal von Passanten einen dummen Spruch. Oder Leute fühlen sich durch ihren LKW belästigt und fordern, dass man die Bäume und Blumen ja auch „nachts wässern könne.“ Vorarbeiter Alexander Merz gehört zur Baumkolonne. An diesem Morgen ist sein erster Einsatz auf dem Bauhofgelände.

Der Leiter des Tiefbauamtes, Philipp Geib, meldet den nächsten Baumschaden im Stadtforst auf dem Kuhberg. Ralf Winter, für den Kurpark und die Grünflächen in Bad Münster am Stein-Ebernburg zuständig, braucht für seine Arbeitsgeräte Diesel, den er sich an der Bauhoftanke holt. Die rasend steigenden Energiepreise spürt auch der Bauhof deutlich. „Waren es bislang monatlich 2.000 bis 2.500 Euro für den Sprit liegen wir mittlerweile bei über 4.000 Euro“, sagt Sachgebietsleiter Guido Ragg. Ralf Winter ist auch der Spezialist für die Rasenplätze auf den Sportplätzen. Mit dem Vertikutieren (Entfernung des Rasenfilzes, damit wieder Luft, Wasser und Nährstoffe an die Graswurzeln gelangen) kennt sich Winter bestens aus.

Jeden Morgen um neun Uhr kommt Kurt Theurich mit seinem Fahrrad in den Kurpark, holt Schubkarre und Arbeitsgeräte und legt los. Wenn man sieht, mit welchem Elan der Mann zu Werke geht, will man nicht glauben, dass er im Juli 90 Jahre alt wird. Unweit des Kurparks ist eine der schönsten Grünanlagen der Stadt geschaffen worden: Der Mehrgenerationenpark auf dem ehemaligen Minigolfgelände. Mit Bänken, Spiel- und Fitnessgeräten, Bäumen Rasen, neu angelegten Wegen und zur Naheseite offen mit dem Panorama auf die Ebernburg, alles in allem 1.800 Quadratmeter groß. Von 1925 bis 1940 nutzten die Bürger und Gäste das Gelände zum Sonnenbaden und zum Schwimmen in der Nahe.

Auch die Ippesheimer freuen sich über ein neues Freizeitgelände in das Guido Raggs Mannschaft den alten Sportplatz verwandelt hat: mit Wildblumen bepflanzten Erdhügeln, Ruhebänken, Spielgeräten und einem Bolzplatz. Zusätzlich wurden 13 Trockenresistente Bäume (Celtis Australis und Sophora japinoca- japanischer Schnurbaum) gepflanzt und der Rasen mit einer Wiesenmischung aus Rindenhumus eingesät. Von seinem Büro aus steuert Guido Ragg den Betrieb, erledigt die Verwaltungsarbeiten, schreibt Dienstpläne, überprüft Rechnungen. 10.000 Sommerblumen sind bestellt und werden Mitte Mai gepflanzt. Ragg, Meister im Gartenlandschaftsbau, fährt regelmäßig mit dem Fahrrad oder bei längeren Wegen mit dem Auto raus und sieht nach dem Rechten.

Ihn freut es, dass die schönen Grünanlagen der Stadt von den Bürgern genutzt werden und es kein „Betreten verboten“ mehr gilt. Natürlich ärgert ihn der viele Müll, den seine Leute nach einem Wochenende montags wieder beseitigen müssen. Seit 1977 arbeitet der 59-Jährige beim Bauhof, hat noch die alte Stadtgärtnerei in der Dessauer Straße und im Salinental erlebt. Es macht ihm Sorge, dass das Geld, das der Stadtrat für die Pflege des Grüns bereitstellt, immer knapper wird. „Wir wollen uns doch alle an einer blühenden Stadt erfreuen.“ Die Fläche Wechselbeetbepflanzung (Sommer und Herbst) wurde bereits von 409 auf 137 Quadratmeter reduziert.

Sie sind dennoch eine Augenweide für die Menschen, die dort spazieren, es sich auf den Rasenflächen gemütlich machen oder bei einem Glas Wein in der benachbarten Elisabethen-Quelle das bunte Panorama genießen. Städtische Grünpflege in Zahlen:

26 Mitarbeiter und eine Mitarbeiterin pflegen insgesamt 162 Hektar – zum Vergleich Fußballplätze umfassen 0,7 bis rund ein Hektar – für die Grünflächen in der Stadt, bei einem jährlichen Budget von 730.000 Euro:
Öffentliche Parkanlagen und Grünflächen ca. 31 ha
Parkartige Waldflächen ca. 10 ha
Straßenbegleitgrün ca. 67 ha
Städtische Sportflächen ca. 30 ha
44 Öffentliche Spielplätze ca.12 ha
8 Grün- und Freiflächen an Schulen ca. 4 ha
19 Grün- und Freiflächen an städt. Kindertagesstätten ca. 3ha
Grün- und Freiflächen sonst. Städtischer Grundstücke ca. 5 ha
Hinzu kommen rund 185 Pflanz- und Blumenbecken sowie ca. 8.000 Bäume an öffentlichen Straßen, Wegen und Parkplätzen (ohne Friedhöfe) (Stand: 7.6.2022, 5 Uhr).

Autor Hansjörg Rehbein ist Mitarbeiter des Hauptamtes der Stadtverwaltung Bad Kreuznach