Kreis meldet gestern 18 weitere Corona-Tote – kein neues Killervirus

Mit der Empathie einer Dampfwalze meldete die Kreisverwaltung gestern (20.5.2022) um 14:53 Uhr den Tod “18 weiterer, mit dem Coronavirus infizierter Personen”. Abweichend von der Praxis der vergangenen Monate wurden für diese Toten weder Alter noch Geschlecht angegeben. Da das Landesuntersuchungsamt (LUA) die aktuelle Gesamtzahl der an oder im Zusammenhang mit Corona verstorbenen Mitbürger*Innen seit dem Ausbruch der Seuche vor mehr als zwei Jahren im Kreisgebiet mit 193 angibt, bedeutet die Meldung der Kreisverwaltung einen Anstieg der Gesamtzahl der Corona-Toten in nur einer Woche um rund zehn Prozent.

Das wäre ein bundesweit einmaliger Wert. Trifft aber so – zum Glück – nicht zu. Weil die Leitung der Corona-Stabsstelle in einer für öffentliche Verwaltungen beispielhaften Weise rund um die Uhr erreichbar ist, konnte der Sachverhalt noch gestern weitgehend aufgeklärt werden. Stabsstellen-Leiter Ron Budschat gab dazu auf Anfrage der Redaktion dieser Seite folgende Erklärungen ab. Zwar ist die mitgeteilte Zahl von 18 weiteren Coronatoten leider richtig. Aber diese ist nicht das Ergebnis aktueller, eigener Erhebungen der Kreisverwaltung. Sondern entspringt allein internen Mitteilungen des Landesuntersuchungsamt.

In der gestrigen Presseerklärung werden 18 Tote lapidar mitgeteilt.

Das LUA teilte der Corona-Stabsstelle aber weder mit, um welche Kreisbürger*Innen es sich handelt noch wann und wo diese verstorben sind. So hat es in der Vergangenheit schon mehrere Fälle von Corona-Toten mit Erstwohnsitz im Kreis Bad Kreuznach gegeben, die ausserhalb des Kreisgebietes verstorben sind und erst Wochen oder Monte nach dem Tod gemeldet und in die örtliche Statistik aufgenommen wurden. Dazu kommt, dass nach dem Abflauen der aktuellen Coronawelle viele Einrichtungen und Krankenhäuser erst jetzt dazu kommen, ihre eigentlich taggenau vorgeschriebenen Meldungen zu machen.

“Wir erheben all diese Daten nicht selbst, sondern verarbeiten lediglich die uns zur Verfügung gestellten Informationen”, faßt Stabsstellen-Leiter Budschat das Verfahren zusammen. Zudem müsse die Stabsstelle in vielen Fällen relevante Angaben zusätzlich erfragen, was aufgrund des knapp bemessenen zur Verfügung stehenden Personals mitunter einige Zeit in Anspruch nehme. Die Meldung von 18 weiteren Todesfällen innerhalb einer Woche ist also nicht, wie von dieser Seite angefragt, auf ein bisher unbekanntes, nur im Kreis Bad Kreuznach auftretendes Killervirus zurückzuführen. Sondern auf eine viel größere Gefahr: die deutsche Bürokratie.