Die Meinung unseres Redakteurs
Claus Jotzo
Der Slogan „Pleenich eenich“ hatte immer auch einen unangenehmen Beigeschmack. Zum einen, weil Aus-der-Reihe-Tanzende leicht in die Ecke gestellt werden konnten. Andererseits, weil die so hoch beschworene Einigkeit eigentlich ja nur einen Zweck hatte: sich gegenüber der übermächtigen Kernstadt und ihrer Verwaltung durchsetzen zu können. Die Methode war also legitim. Und hatte natürlich ihre positiven Seiten. Aber eben auch dunkle Stellen. In der Ägide von Ortsvorsteher Dirk Gaul-Roßkopf hat sich das Leitbild unausgesprochen weiterentwickelt. Heute kann es in Sachfragen auch mal streitige Diskussionen und Kampfabstimmungen geben.
Und trotzdem ziehen alle an einem Strang – in die selbe Richtung. Ganz wichtig dabei: alle 12 Ortsbeiratsmitglieder suchen die Verständigung auf der persönlichen Ebene. Sei es beim Feierabendbier in der Allee (Peter Steinbrecher von der Fairen Liste und Björn Wilde von der SPD). Sei es in den tiefschürfenden Gesprächen nach den Ortsbeiratssitzungen. So ist über die Jahre in Planig ein Klima entstanden, das Zuhören und Vertrauensbildung ermöglicht. Stellenweise wird, wie gestern Abend bei der Ortsbeiratssitzung im katholischen Pfarrheim, sogar die in der rheinland-pfälzischen Gemeindeordnung definierte Form von Demokratie weiterentwickelt.
An der Sitzung nahm, dazu motiviert von Ahemt Dasli, ein junger Mitbürger des Stadtteiles teil. Weil es seine erste Sitzung war und weil er nicht darüber informiert worden war, dass der erste Tagesordnungspunkt zwar “Einwohnerfragestunde” heisst, dort aber auch Ideen und Anregungen gegeben werden dürfen, verpasste er den amtlich einzigen TOP, bei dem Einwohner*Innen mitreden dürfen. Und meldete sich unter “Verschiedenes” zu Wort. In jedem anderen städtischen Gremium wäre der junge Mann – mehr oder weniger höflich – abgewascht worden. Ignorant mit dem Hinweis nach hause geschickt, sich beim nächsten Mal rechtzeitig bemerkbar zu machen.
Nicht so in Planig. Unabgesprochen herrschte im Ortsbeirat sofort Einigkeit darübern, den jungen Mitbürger reden zu lassen. Und damit daraus ein richtiges Gespräch auf Augenhöhe werden konnte, bat ihn Ortsvorsteher Dirk Gaul-Roßkopf am Ortsbeiratstisch neben ihm Platz zu nehmen. Dort trug Julian Max Milkowski dann eine Reihe von Gedanken vor. Einige provozierten Widerspruch. Andere wurden von Ortsbeiratsmitgliedern durch eigene Idee vertieft. Von aussen betrachtet: Demokratie in ihrer wertvollsten Form. Einfach vorbildlich.