Mainz 05 schlägt Bayern München hochverdient mit 3 : 1

Als der heutige Vorstandsvorsitzende der Bayern, Oliver Kahn, selbst noch auf dem Platz stand, verriet er, dass es ein Stadion gibt, in dem selbst ihm eine Niederlage nicht ganz so weh tut: in Mainz. Wegen dem respektvollen Publikum. Und weil “das eine geile Mannschaft ist”. Für die Bayern-Profis hoffen wir, dass sich ihr Chef an diese Aussagen noch gut erinnert. Und daher heute beim Auslaufen nicht allzu laut mit ihnen schimpft. Denn gestern war der FSV Mainz 05 gegen den FC Bayern über 90 Minuten in allen Belangen einfach besser.

Dank einer über weite Strecken furiosen und insgesamt starken Leistung in allen Phasen des Spiels hat der 1. FSV Mainz 05 sein Heimspiel gegen den FC Bayern München verdient mit 3:1 (2:1) gewonnen. Die 05ER waren dem bereits feststehenden Meister der Fußball-Bundesliga deutlich überlegen. Jonathan Burkardt, Kapitän Moussa Niakhaté in den ersten 45 Minuten sowie Leandro Barreiro in Hälfte zwei schossen die Tore für den FSV, der zahlreiche Chancen auf weitere Treffer hatte. Robert Lewandowski hatte in der ersten Halbzeit den Anschlusstreffer erzielt.

Nach dem zehnten Heimsieg in dieser Saison haben die Rheinhessen nach 32 Spieltagen nun 42 Punkte auf dem Konto. Auf vier Positionen hatte 05-Cheftrainer Bo Svensson sein Team im Vergleich zum Auswärtsspiel in Wolfsburg verändert. Für Anderson Lucoqui, Marcus Ingvartsen und Jean-Paul Boëtius, die allesamt auf der Bank Platz nahmen sowie den gesperrten Niklas Tauer standen Aarón, Karim Onisiwo, Dominik Kohr und Alexander Hack von Beginn an auf dem Platz. Die 05ER gingen offensiv in die Partie.

Bereits nach wenigen Sekunden holte Silvan Widmer die erste Ecke für den FSV raus, die zwar nichts einbrachte, doch zeigte, dass die 05ER gewillt waren, dem Spiel ihren Stempel aufzudrücken. Zweimal war es Burkardt, der dem Führungstreffer ganz nah war. Zunächst scheiterte der Mainzer Top-Angreifer mit seinem Versuch aus spitzem Winkel an Latte und Pfosten (2.), dann schoss er eine Vorlage von Onisiwo über das von Sven Ulreich gehütete Bayern-Tor.

Ein furioser und mutiger Beginn der Rheinhessen, dem der Rekordmeister zunächst nichts entgegenzusetzen hatte. Im Gegenteil: Erneut hatten die 05ER bei einem Lattenkopfball von Hack nach Ecke von Anton Stach Pech (11.). Die Führung für die Svensson-Elf, die a wäre zu diesem Zeitpunkt hochverdient gewesen. Die Bayern kamen quasi aus dem Nichts zu ihrer ersten Gelegenheit. Serge Gnabry war auf einmal frei durch, doch Robin Zentner, bis dahin beschäftigungslos, blieb aufmerksam und konnte klären (15.).

Dann waren wieder die 05ER dran. Nach einer Ecke köpfte Stefan Bell auf den zweiten Pfosten, wo Hack den Ball nicht an Ulreich vorbeibringen konnte. Burkardt, so etwas wie der Spezialist für Tore gegen die Bayern, brach dann den Bann. Nach einer Vorlage von Kohr stand der Mainzer Angreifer zentral vor Ulreich und tunnelte den Bayern-Keeper zum umjubelten, überfälligen 1:0 für den FSV (18.). Im Gegenpressing gelangen den Rheinhessen immer wieder frühe Balleroberungen, zwei aussichtsreiche Schüsse von Stach waren die Folge (19.).

Der Meister aus München kam nicht ins Spiel, die 05ER zum zweiten Treffer. Kapitän Moussa Niakhaté musste den Ball nach einer Standardsituation von Aarón und Stachs Kopfballverlängerung von der rechten Seite aus kurzer Distanz nur noch über die Linie drücken – 2:0 (24.). 11:1-Torschüsse nach einer halben Stunde waren der klare Beleg für die Überlegenheit der 05ER, die sich deutlich wacher und griffiger präsentierten als der FCB. Die Gäste näherten sich dem Mainzer Tor durch Ex-Mainzer Eric-Maxim Choupo-Motings Kopfball an den Außenpfosten aber wieder an und stellten dann durch Robert Lewandowski den Anschluss her:

2:1 nach 33 Minuten. Doch die Svensson-Elf machte unbeirrt da weiter, wo sie vor Gegentreffer aufgehört hatten: mit gutem Gegenpressing, schnellem Umschaltspiel und einer weiteren Torchance durch Onisiwo, dessen Versuch knapp rechts am Tor der Gäste vorbeistrich (37.). Leo Barreiros Schuss aus 18 Metern war noch etwas knapper (42.), ein Versuch von Stach wurde im letzten Moment zur Ecke abgewehrt. Die Führung zur Pause hatten sich die überlegenen Gastgeber verdient. Sie hätte höher ausfallen können.

Mit einer sensationellen Rettungstat von Hack vor dem einschussbereiten Lewandowski begann der zweite Durchgang, in den die Gäste mit etwas mehr Kontrolle und Offensivbemühungen starteten. Die 05ER stellten sich zunächst tiefer auf und versuchten nach Ballgewinn schnell in die Tiefe hinter die meist hochstehende Bayern-Kette zu kommen. Und das mit dem ersten gefährlichen Angriff höchst erfolgreich: Widmer setzte sich auf der rechten Seite stark gegen Alphonso Davies durch und bediente Barreiro, der den Ball, mit etwas Glück und abgefälscht, über Ulreich und von der Unterkante der Latte zum 3:1 ins Tor schlenzte (57.).

Und es ging so weiter wie in Halbzeit eins. Erneut war es Burkardt, der am Ende einer traumhaften Kombination über die rechte Seite frei vor dem Bayern-Tor den Ball jedoch knapp links daneben setzte (61.). Der bereits feststehende Meister aus München fand auch weiterhin kein wirkliches Mittel und die richtige Einstellung gegen den FSV, der sich in den entscheidenden Zweikämpfen durch und immer wieder gefährliche offensive Nadelstiche setzen konnte. Onisiwo knallte den Ball aus 17 Metern nach 70 Minuten an die Latte.

Erneut wäre Ulreich machtlos gewesen. Es passierte nun nicht mehr viel, weil die 05ER weiterhin gut verteidigten und von den Gästen wenig kam. Nur einmal musste Zentner nach 80 Minuten auf dem Posten sein, als er vom eigenen Mitspieler geprüft wurde. Es blieb bis zum Schlusspfiff von Schiedsrichter Sascha Stegemann beim hochverdienten Heimsieg für den FSV gegen den Rekordmeister.

Quelle und Bilder: 1. FSV Mainz 05