Aufgespiesst: Fahrradgarage hat neue Nutzung als Postdepot

Die Fahrradgarage am Europaplatz hat Bad Kreuznach bundesweit in die Schlagzeilen gebracht. Leider weniger wegen ihrer gelungenen Architektur. Sondern zum einen wegen der Kostenexplosion von geschätzt 1,8 Millionen auf abgerechnet rund 3,7 Millionen Euro. Wozu es nicht etwa wegen der aktuellen Corona-, Energie- und Kriegskostensteigerungen kam. Sondern wegen Planungsfehlern. So wurde bis wenige Wochen vor der Eröffnung am Haupteingang eine Treppe runter zur Umfahrung der Tiefstrasse geplant und gebaut.

Als die Treppe fertig war, fragte Mieter Sven Kriewald beim Stadtbauamt nach, warum keine Rampe errichtet wurde. Und wurde mit dem Hinweis auf angeblich fehlenden Platz wegen der Maximalsteigung von 6% abschlägig beschieden. Der Fahrradunternehmer maß nach und stellte fest: sogar unter 6% sind möglich. Daraufhin wurde die nagelneue Treppe wieder abgerissen. Und eine Rampe gebaut. Zum anderen hält ein großer Teil der Bevölkerung die Fahrradgarage mit aktuell über 200 und potentiell bis zu 400 Stellplätzen für deutlich überdimensioniert.

Und wird seit der Eröffnung am 1. Dezember 2020 in dieser Einschätzung durch die Nichtnutzung der Anlage bestärkt. Auch in der vergangenen Woche standen draussen auf dem Europaplatz bei Wind und Wetter mehr Fahrräder, als trocken drinnen. Bereits im vergangenen Jahr machten sich daher Kommunalpolitiker wie der CDU-Fraktionsvorsitzende Manfred Rapp Gedanken zu einer alternativen Nutzung. Ausprobiert wurde bereits, ob sich die Fahrradstation als Musikveranstaltungsraum eignet. Das ist wegen der schlechten Akustik leider nicht der Fall.

Zudem wären hierfür Umbaukosten in Millionenhöhe erforderlich. Für am Ende maximal 200 Sitzplätze. Nahe-Philharmonie ist also nicht. Eine neue Nutzung konnten unsere Reporter allerdings feststellen. Auch wenn diese sich leider finanziell nicht positiv auswirkt: die Deutsche Post AG nutzt die Fahrradgarage neuerdings als Postdepot: bis zu fünf der quietschgelben Post-Schubkarren sind seit einiger Zeit abgestellt. Diese Nutzung war nie Gegenstand der Beratungen in den kommunalen Gremien und im Förderbescheid. Und ist eindeutig nicht fahrradbezogen.