Mindestens 6 Monate Wechselampel im Salinental – oder Umweg

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Durch mehrere Baumaßnahmen im Salinental werden die Menschen im Stadtteil Bad Münster und seiner Nachbarorte samt ihren Gästen mindestens sechs Monate massiven Verkehrsbeeinträchtigungen ausgesetzt. Ob davon drei Monate sogar stadtauswärts der Umweg über die Rüdesheimer Strasse oder die B41 nötig wird, das hängt von Rudi Beiser ab. Beiser ist Abteilungsleiter im Ordnungsamt. Obwohl in der Sache Hauptperson nahm er gestern Abend an der Sitzung des städtischen Planungsausschusses (PLUV) nicht teil. Rudi Beiser hatte sich mit einer Krankmeldung entschuldigt. Daher blieb auch nach rund einstündiger Diskussion offen, wie die Menschen zwischen Mai und August drei Monate lang nach Bad Münster kommen. In dieser Zeit erneuert der städtische Abwasserbetrieb einen Hauptkanal unter der B48 im Bereich zwischen Felseneck und Burgweg.

Stadteinwärts dürfen die Menschen in jedem Fall beampelt fahren. Ob dies in den ersten drei Monaten stadtauswärts möglich sein wird, steht noch nicht endegültig fest.

Für den Autoverkehr bleibt dannn nur ein Fahrstreifen. Zwar wird in jedem Fall eine Ampelanlage aufgebaut. Aber, wie Rainer Gerlach, der Chef des bauleitenden Abwasserbetriebes, den Ausschußmitgliedern erläuterte: die ist lediglich stadteinwärts für alle offen. Stadtauswärts nur für Busse und Krankenwagen. Das habe, so Gerlach, der Landesbetrieb Mobilität (LBM) entschieden. Und der hat auf einer Bundesstrasse nun mal das Sagen. Die Kollegen vom LBM hat der Leiter des städtischen Tiefbauamtes, Philipp Geib, ganz anders verstanden. Nach Geib’s Verständnis der LBM-Erklärung ist die Nutzung der Ampel auch den “Anliegern” erlaubt. Und als Anlieger versteht Philipp Geib die Menschen aus Feilbingert, Hallgarten, Ober- und Niederhausen, Norheim und dem Stadtteil Bad Münster, deren “Anliegen” es ist, aus der Stadt schnellstmöglich nach hause zu kommen.

Dies zu ermöglichen ist auch ein Ziel des Ordnungsdezernenten Markus Schlosser. Der nahm als Gasthörer an der einmal mehr als experimentelle Videokonferenz veranstalteten Sitzung teil. Und stellte klar, dass er mit seinem zuständigen Mitarbeiter, das ist eben Rudi Beiser, entsprechend reden wird. Denn allein Rudi Beiser ist bevollmächtigt die für jede den Strassenverkehr regelnde Maßnahme die formal notwendige “Verkehrsrechtliche Anordnung” auszustellen. Und in den vergangenen Jahren gab es da bereits einige Fälle, in denen Beiser unter Bezug auf rechtliche Vorgaben und Einschätzungen Verkehrsführungen zur Überraschung der ehrenamtlichen Kommunalpolitiker genehmigte. Und andere eben nicht. Klar ist: der Lastverkehr über 7,5 Tonnen wird in jedem Fall aus dem Salinental ferngehalten.

Und auch der überregionale Verkehr soll nicht durch die Stadt, sondern auf der B41 an ihr vorbei über Rüdesheim, Traisen und Norheim nach Bad Münster rollen. Die mögliche dreimonatige Umleitung ist allerdings nicht das einzige Problem für jene, die westlich des Felsenecks wohnen. Denn auch das wurde gestern klar: zu dem von der CDU-Stadtratsfraktion geforderten zeitgleichen Bau an der Abwasserleitung, der Neuverlegung einer Trinkwasserleitung und dem Umbau des Waldparkplatzes wird es nicht kommen. Die Baufachleute und der LBM lehnen das ab, weil es dann eine mehrere hundert Meter lange ampelgesicherte Strecke geben müßte (mit dem entsprechenden, minutenlangen Zeitverlust durch die Zwischenphase bei Doppelrot). Oder zwei beampelte Teilabschnitte.

Für die Doppel-Ampel-Lösung liegen die Baustellen aber zu nahe aneinander, so dass die zur Verfügung stehenden Wartestrecken für die Autos zu kurz sind: ein Verkehrschaos wäre vorprogrammiert. Und daher schließt sich an die Dreimonatsbaustelle des Abwasserbetriebes eine Sechswochenbaustelle der Stadtwerke für Trinkwasser an. Und an diese eine weitere Sechswochenbaustelle für den Waldparkplatz. Damit ist klar: mindestens sechs Monate wird der Weg von und nach Bad Münster zur Hauptverkehrszeit um bis zu 30 Minuten in eine Richtung verlängert. Sollte Rudi Beiser den Ampelbetrieb in den ersten drei Monaten nicht erlauben, müßte für den Weg nach BME die B41 oder die Rüdesheimer Strasse genutzt werden. Hermann Holste (Grüne) konnte dieser Situation auch etwas Gutes abgewinnen.

Er wies darauf hin, dass morgens mehrere Züge von Bahnhof BME zum Hauptbahnhof fahren. Und riet zum Umsteigen. Konkret bat er die Mitglieder des Bad Münsterer Ortsbeirates um Werbung für den ÖPNV. Zumal drei Monate in der in Rede stehenden Zeitspanne das von der Bundesregierung angekündigte 9-Euro-Ticket den Fahrpreis sehr verbillige. Anna Roeren-Bergs (CDU) widersprach Holste mit dem Hinweis, dass nicht nur Menschen betroffen sind, die in Bad Münster leben (und daher zu Fuß zum Bahnhof gehen können). Sondern auch Ebernburger, Feilbingerter und Hallgärtner, die eben nicht einfach so zum Zug in BME kommen. Und daher auf die Autonutzung angewiesen sind. Nach Beiser’s Rückkehr aus dem Krankenstand soll schnellstmöglich eine Lösung gefunden und anschließend die Bevölkerung informiert werden (weiterer Bericht folgt).

Lesen Sie zum Thema auch auf dieser Seite:

03.04.22 – “Manfred Rapp: “Bad Münster und Nachbarorte nicht abhängen!”