Leserbrief des Christoph Anheuser zum Leserbrief von Lothar Bastian

Leserbrief von
Christoph Anheuser

Ich schätze Lothar Bastian und seine Arbeit für das Wohl unserer Stadt – unter anderem aus unserer gemeinsamen Zeit im Finanzausschuss – sehr. Deshalb finde ich es schade, dass er der Meinung ist, dass Inhalte im Rahmen des OB-Wahlkampfes “keine Rolle” gespielt hätten. Das Gegenteil ist nämlich der Fall. Emanuel Letz hatte mit Abstand das umfangreichste und detailreichste Wahlprogramm aller Bewerber – mit einem Umfang von zwanzig Seiten mit viel Text. Wir haben viel Lob von den Bürgern hierfür erfahren. Zudem ist an den “7-Punkte-Aktionsplan” zu erinnern, den er in den letzten zwei Wochen vor der Stichwahl vorgestellt hat.

All dies waren konkrete Inhalte, mit denen er um das Vertrauen der Bürger geworben hat. Dass – neben diesen Inhalten – auch das Gefühl und die Verantwortung für unsere Stadt in den Vordergrund gerückt wurde, gehört zu einem “runden” Wahlkampf dazu (was übrigens gerade die Grünen super beherrschen, aber das ist ein anderes Thema). Auch dass die FDP nicht mal wisse, wie man das Wort “Klima” schreibt, stimmt schlichtweg nicht. Vor der letzten Bundestagswahl hat die Wissenschaftsredaktion des WDR-Magazins “Quarks” die Wahlprogramme der Parteien analysiert – und kam zu einem überraschenden Ergebnis:

Das Klimaprogramm der Freien Demokraten etwa mit einem harten CO2-Deckel war das Beste und Einzige, welches die Klimaziele sicher einhalten werde. Einzig und allein traute man der FDP nicht zu, dass sie dies wirklich umsetzen werde. Dass die Wahlbeteiligung bei der OB-Wahl nicht berauschend war – hier stimme ich Lothar Bastian zu. Und es ist unsere Aufgabe als Lokalpolitiker zu analysieren, woran dies liegt – und die Konsequenzen hieraus zu ziehen. Meine persönliche Meinung hierzu ist, dass der (Nicht-)Wähler von dem ständigen Postengeschacher und den unsachlichen Beschimpfungen zwischen Stadtrat und Stadtvorstand und untereinander ultimativ genervt ist und sich daher mental von den Entscheidungen verabschiedet.

Hinzu kommt eine mangelnde Transparenz und Kommunikation der Entscheidungsprozesse. Da muss ein ehrenamtliches Projekt wie “Kreuznach gehört” – deren Wert für die Relevanz der Stadtpolitik gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann – in die Breche springen und Lücken füllen. Dabei ist es unsere Aufgabe den Bürgern zu erklären, warum was wie entschieden wird. Ich hoffe und denke, dass der Wechsel an der Stadtspitze auch in diesem Hinblick einen (Kultur-)Wechsel in der Stadtpolitik einläuten kann. Wählerbeschimpfung halte ich für den falschen Weg. Wie heißt es so schön: Der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler.