Meinung: Bedenken gegen den Glasfaser-Kontrakt mit UGG

Die Meinung unseres Mitarbeiters
Gerd Cremer

In einer gemeinsamen Sitzung haben am Mittwoch dieser Woche die Ausschüsse für Wirtschaftsförderung und Stadtplanung den Abschluß einer Vereinbarung mit dem Unternehmen UGG – Unsere grüne Glasfaser befürwortet. Dazu von mir einige kritische Anmerkungen. Die Firma UGG „reist“ in Deutschland bei den Kommunen rum und wirbt u.a. mit dem Ziel „wir verlegen Ihnen die Glasfaser kostenlos“. Aufgrund des Telekommunikationsgesetzes (TKG) sind Kommunikationsanbieter dazu berechtigt. Jedoch findet zur Zeit auch ein Verdrängungswettbewerb statt. Da springt natürlich eine Verbandsgemeinde oder Kreisverwaltung da drauf, weil damit der 10% eigene Kostenanteil entfällt.

“Kostenlos” – ein lukratives Angebot, zweifelsfrei. Muttergesellschaft der UGG ist die Telefonica Group (Spanien) welche das Mobilfunknetz O2 vertreibt und der Allianz-Konzern. Telefonica ist der technische Part mit z.B. eigenen Bautrupps aus Spanien und die Allianz als deutsches Versicherungsunternehmen steuert die Finanzierung bei (Allianz macht ja gute Gewinne und muss irgendwo das vereinnahmte Geld reinvestieren). Bautechnisch besteht die Gefahr, dass eine einwandfreie Wiederherstellung der Oberfläche bei Asphalt oder Verbundpflaster nicht zu 100% erfolgt, so dass später Nacharbeiten notwendig sind.

Dazu gibt es in mehreren Gemeinden im Kreis Beispiele. Weiterhin habe ich die Befürchtung, dass allgemein ein Überbau von Glasfaseranbietern künftig stattfinden wird. Wie schon erwähnt, besteht in Deutschland die gesetzliche Pflicht dem Kunden die Auswahl des Endgerätes (Routerfreiheit) zu ermöglichen. Damit ist auch das kundeneigene Endgerät gemeint und nicht die Auswahl aus zwei oder drei Produkten des Providers. Der Netzabschlußpunkt ist passiv, der ONT (Glasfasermodem) hingegen ist ein aktives Gerät und zu dessen Nutzung darf der Kunde nicht gezwungen werden.

Freilich ist es sehr häufig einfacher, einen Router mit einer üblichen Netzwerkschnittstelle und einem ONT zu verwenden, als beispielsweise auf eine Glasfaserfritzbox oder vergleichbar zu bestehen. Verpflichtet ist der Provider jedoch diese vorgenannten an das Netz zu lassen. Leider wird diese Verpflichtung häufig ignoriert und Fakten geschaffen. Die Muttergesellschaft der UGG, Telefonica, lässt momentan nur Produkte der Firma „O2“ zu. Hier im urbanen Bereich hatte die Telekom vor ca. 7 Jahren Glasfaser ausgerollt und überall in der Stadt DSLAM so installiert.

So liegen bis zum letzten Hausanschluss nur maximal rund 250 Meter Entfernung und diese letzte Strecke kann mit den herkömmlichen bereits verlegten alten Kupferadern und einer Datenrate von bis zu 300 Mbit/s ermöglicht (VDSL mit Vektoring / Supervektoring) bewältigt werden. Ist das nicht in vielen Fällen im privaten Bereich ausreichend? Auch das RWE hat vor 3 Jahren begonnen die Schulen mit schnellen Internet zu versorgen und hat im Innenstadtbereich zahlreiche Straßen aufgerissen, wie z.B. eine Trasse von der Salinenbrücke über die Ring- bis zur Alzeyer Strasse.

Selbst die Stadtwerke haben in den Vororten Bosenheim und Planig Glasfaser verlegt. Jetzt kommt eine weitere Firma und will erneut Straßen aufreißen. Sie spricht auch von einer schnellen Installation mit einem Rollout von 9-12 Monaten. Um dieses Ziele zu erreichen, wendet man u.a. das Trenching oder das Mini-Trenching Verfahren an. Dabei wird das Leerrohr nur zwischen 30 und 40 cm Tiefe mittels einem maschinellen Fräsverfahren (12 cm breite Nut) verlegt. Im urbanen Bereich halte ich dies für nicht zielführend.

Denn bei einer späteren weiteren Verlegung von Versorgungsleitungen oder auch Reparaturen – man denke nur die vielen Wasserleitungsrohrbrüche – stören diese Glasfasertrassen direkt unter der Oberfläche. Das Stadtbauamt steht dem Trenching-Verfahren auch ablehnend aus den o.g. Gründen. Im suburbanen Bereich, wie z.B. ein neues Wohngebiet am Rande der Stadt oder auf dem Land, kann dies durchaus angewendet werden. Bei nicht ausreichender Beteiligung und Realisierung von Anschlüssen an dem künftigen Netz könnte UGG auch den weiteren Rollout stoppen und Bad Kreuznach hätte ein unfertiges Netz. Fazit: UGG möchte den Kontrakt unterschrieben haben, um beim Finanzier Allianz die Gelder zu generieren.