Aufgespiesst: Stadtbauamt zwingt Stadthausmitarbeitende zu Umweg

Die – nennen wir es verharmlosend – Differenzen zwischen Mitgliedern der Stadtvorstände der vergangenen Jahre (aktuelle Ausnahme: Thomas Blechschmidt, der durch seine devote Haltung gegenüber der OBin dem Grundsatz der Einheitlichkeit der Verwaltung eine neue Dimension aufzeigt) machen deutlich: durch was auch immer motivierte Rivalitäten sind auch in öffentlichen Verwaltungen Alltag. Aber nicht nur zwischen einzelnen Personen fallen diese an. In der Stadtverwaltung ringen ganze Ämter um Anerkennung und Bedeutung in der Verwaltungshierarchie. Eine wichtige Rolle in diesen internen Konflikten spielen die Amtsleiter*Innen.

Der des Stadtbauamtes, Klaus Christ, hat sich in den sechs Jahren seit seinem Amtsantritt 2015 auf vielfältige Weise einen Namen gemacht. Mal löst er in sein Ressort fallende Probleme anderer Verwaltungsbereiche, mal erklärt er sie für unlösbar. Eines seiner Anliegen: modernere Arbeitsräumlichkeiten für seine Leute. Mit dem Stadtbauamt in der Viktoriastrasse steht zwar ein schönes, klassizistisches Gebäude zur Verfügung. Die schicken Büroräume aber bekamen in den vergangenen Jahren andere Ämter: das Jugend-, Rechts-, Ordnungs-, Standes-, Einwohnermelde- und Sozialamt und die Gewerbemeldestelle durften aus Alt- in Neubauten umziehen.

In der Viktoriastrasse wurde dagegen bereits Jahrzehnte nichts mehr investiert. Ganz anders als etwa in das kleinere Casinogebäude, dessen Aufhübschung und Ertüchtigung den Steuerzahler*Innen am Ende über 7 Millionen Euro wert gewesen sein wird. Vor dem Haupteingang dieses Gebäudes wird seit rund sechs Jahren eine Posse aufgeführt. Nördlich befindet sich der Parkplatz Casinogarten. Dort stellen auch Mitarbeitende des Stadthauses ihre Autos ab, mit denen sie zu Arbeit kommen. Der Weg zum und vom Schreibtisch zurück wird diesem Personenkreis immer wieder verlängert.

Nämlich in dem das die Sanierung des Casinogebäudes betreibende Stadtbauamt den Durchgang vom Parkplatz Casinogarten zum Parkplatz Hochstrasse durch Zäune versperrt. Am Anfang konnten sich die aus dem Stadtbauamt diesbezüglich noch auf Bauaktivitäten stützen, etwa Arbeiten am Dach und der Fassade. Doch die sind seit rund zwei Jahren erledigt. Selbst die neuen Fenster sind schon eingebaut. Grösse Baumaschinen stehen schon lange nicht mehr da. Und Beobachter, die für jeden gesichteten Bauarbeiter auf dem Casinogrundstück einen Six-Pack bekommen hätten, wären längst verdurstet.

Denn gearbeitet wird dort nur wenige Stunden im Monat. Also wenn man aus dem minimalen Baufortschritt bei den Aussenanlagen auf erbrachte Leistungen schließen darf. Trotzdem ist seit zwei Wochen die Durchgangssperre wieder aufgebaut. Insider erklären das mit einer Retourkutsche des Stadtbauamtes auf die Verzögerungen bei der Suche eines neuen Verwaltungsgebäudes. Vor zwei Jahren schien alles bereits perfekt zu sein. Und auf einen Ankauf des Hauses Brückes 2-8 (ehemals Telekom) hinauszulaufen. Der entsprechende Beschlußvorschlag war von der Oberbürgermeisterin den Gremien bereits vorgelegt.

Zimmer fürs Stadtbauamt standen dort zahlreich leer. Der Umzug schien nur noch eine Frage von wenigen Monaten. Dann kam die Idee auf, das Sparkassengebäude am Kornmarkt zu kaufen. Seit dem sind neue Räume für das Stadtbauamt in weite Ferne gerückt. Und in der Viktoriastrasse verfestigt sich der Eindruck, dass im Stadthaus nicht alles Mögliche getan wird, um den Klärungsprozess zu beschleunigen. Zur “Belohnung” gibts, auch wenn der sachlich längst nicht mehr gerechtfertigt ist, den Umweg. 6.3.2022