Mit Pfeil attackierter Schwan vom Ippesheimer See gerettet

Das erste Bild von dem Schwan mit Blasrohrpfeil im Kiefer hat vor rund zwei Wochen viele Menschen bewegt. Eine kleine Gruppe Tierschützer beließ es nicht bei Verbalnoten. Sondern handelte konkret: Jens und Nadine Müller von der Natur-und Willdtierhife Waldalgesheim, der Tierschutzverein Mensch und Tier (M.u.T.) und von der Naturschutzgruppe Nahe Jutta und Uwe Beiser. Am vergangenen Samstag (5.2.2022) gelang die Rettung. Bedenkt man die Umstände, wird die auf den Bildern erkennbare, riesige Freude der Beteiligten verständlich.

Jutta Beiser erklärt die Hintergründe: “In den 12 Tagen nach der ersten Sichtung waren wir täglich, teilweise mehrfach vor Ort, verfolgten die Entwicklung der Verletzung, die sich von einer anfänglichen entzündlichen Reaktion schnell zu einer weniger geschwollenen Verkapselung entwickelte. Daher konnte das Tier von uns speziell verabreichtes Futter aufnehmen konnte. Dies gelang dem Schwan allerdings nur unter Schmerzen in einem bestimmten Winkel des Kopfes in einer geringen Wassertiefe. Natürliche Nahrungsaufnahme war durch diese geringe Bewegungsmöglichkeit und durch die Gefahr des Hängenbleibens mit dem Pfeil kaum möglich.

Auch ist der Schwan nicht mehr mit den anderen zu den überlebenswichtigen Winterfeldern geflogen. Des Weiteren hätte die Verkapselung oder auch das Hängenbleiben am Pfeil (auch bei einem Fangversuch) zu einer irreparable Verletzung im Kieferbereich führen können, so dass man den Schwan dann nur noch hätte erlösen müssen. Wir versuchten dem total verängstigten Tier nach und nach etwas von seiner Panik zu nehmen, in der Hoffnung, ihm dann irgendwann helfen zu können. In dieser Zeit waren auch viele andere, auch Ippesheimer Schwanenfreunde immer wieder vor Ort. Sie haben das Tier im Auge behalten, um uns benachrichtigen zu können, sobald eine Situation eingetroffen wäre, die sofortiges Handeln erforderlich gemacht hätte.

Angesichts dieser Verletzung war beim Einfangen höchste Vorsicht geboten, um den Pfeil nicht in eine noch gefährlichere Position zu bringen. Geglückt ist das Einfangen an diesem sehr stürmischen und kaltem Samstag (5.2.2022) nach gut vier Stunden durch die gute Vorarbeit. Und weil sowohl im Vorfeld, als auch in der Situation selbst, die Erfahrung und das entsprechende “Handling” aller beteiligten Personen aufeinander eingestimmt zum Tragen kam. Natürlich ist auch immer ein bisschen Glück dabei: man kann noch so oft vor Ort sein, wenn die Situation nicht eindeutig zum Erfolg führt, ist jeder gescheiterte Versuch immer weiter erschwerend.

Geholfen hat uns die liebevolle Zuwendung und das Mitgefühl von Alexander Merz, den wir bisher nicht kannten. Er sah uns in der Kälte stehen und versorgte uns spontan nicht nur mit warmen Getränken und Gebäck. Sondern trug wesentlich durch seine mentale und körperliche Unterstützung dazu beit, dass wir so lange durchhielten und mit ihm zusammen zum Erfolg kamen. Was zeigt: Abgesehen von den tierischen Begegnungen, sind auch die menschlichen für uns alle von großer Bedeutung! Uwe Brxxxx gelang es schließlich als Erstem dem Jungschwan habhaft zu werden. Aber nicht nur wir, sondern auch alle anderen, deren Namen nicht alle genannt werden können, die auch nicht auf den Fotos zu sehen sind, haben dazu beigetragen, das Verbrechen an dem Tier wieder gutzumachen.

Wir sind sehr dankbar für all die vielseitige Unterstützung und Mithilfe, die schon so vielen Tieren das Leben gerettet haben und auch ein klein wenig zu einem verbesserten Lebensraum beitragen konnte. Das das ist unser aller großes Ziel: den Tieren und der Natur von dem, was ihnen genommen wird, etwas zurückzugeben. Der Schwan (eine SIE) hat die Operation gut überstanden. Er muss jetzt noch medizinisch weiter behandelt werden und wird dann wieder am Ippesheimer See freigelassen”. Das Helfer*Innenteam weist darauf hin, dass sowohl personelle als auch finanzielle Hilfe jederezit höchst willkommen ist.

Denn nur so kann möglichst vielen bedürftigen Tieren geholfen, Gefahrenquellen und Müll in der Natur beseitigt und noch so viel mehr getan werden. Auch in diese Arbeit gibt Jutta Beiser einen kleinen Einblick: “ein Teil unserer beider Gruppen ist ausgebildet und erfahren im Einfangen und Umgang von Schwänen. Nadine und Jens Müller widmen all den verletzten Tieren auf ihrer Pflegestelle / Station ein Großteil ihrer Freizeit. Sie sind medizinisch und fachkundig äußerst versiert. Ohne diese Station wäre das alles nicht möglich. Sie arbeiten eng mit fachkundigen Tierärzten zusammen, die kurzfristig in der Lage sind, auch mit die Schwänen umzugehen.

Desweiteren bekommen wir immer Unterstützung, falls bei Jens und Nadine kein Platz mehr ist, von der Wildvogelstation Kirchwald und deren Klinik in Mayen, die hoch spezialisiert immer im Einsatz sind. Nicht nur wir alle arbeiten seit vielen Jahren miteinander, wir arbeiten ebenso mit Polizei, Feuerwehr, Tierheimen und Behörden uvm zusammen, ohne diese breitgefächerten Verbindungen und Unterstützungen wäre das alles nicht möglich”. Weitere Informationen sind auf mut-bingen.de nachzulesen.

Wer für diese gute Sache ein paar Euro entbehren kann, darf an den Tierschutzverein Mensch und Tier (M.u.T.) Bingen am Rhein, Rheinhessen-Naheland e.V. spenden:

Tierschutzverein Mensch und Tier; IBAN: DE76 5605 0180 0017 0577 53