Wenn spät am Abend der Dienstwagen lädt …

1983 war die Welt der Stadtwerke noch in Ordnung. Die Firma lautete damals “Städtische Betriebs-​ und Verkehrsgesellschaft mbH Bad Kreuznach”. Der Chef hieß Max Mertsching. Die GmbH war zu 100% in Stadtbesitz. Und von der Liberalisierung des Energiemarktes wurde in Brüssel noch nicht einmal geplappert. Stattdessen trällerte die Formation “Geier Sturzflug” in die vom NATO-Doppelbeschluss verunsicherte westdeutsche Gesellschaft die Botschaft vom “Bruttosozialprodukt”. Einen nach dem anderen packte die Arbeitswut. Beim Opa waren diese Anfälle so schlimm, dass der ohne die lustvoll stöhnende Stechuhr zu betätigen sonntags zu Sonderschicht in die Fabrik eindrang.

Warum wir daran erinnern? Bei den Stadtwerken sucht in letzter Zeit auch wieder häufiger ein Mann ausserhalb der üblichen Betriebszeiten sein Büro auf. Geschäftsführer Christoph Nath. Dabei geht es aber weniger darum, das Bruttosozialprodukt zu steigern. Sondern den Absturz des städtischen Konzernverbundes zu verhindern. Nach der Gewobau ist das der zweitwertvollste Besitz der Stadt. Und Nath poliert nicht etwa das Tafelsilber. Er muss alles geben, um es zu erhalten. Wie gestern Abend. Als der Dienstwagen unten aufgeladen wurde, während der Chef oben im Büro nach Lösungen für Probleme suchte, die teilweise schon vor seiner Zeit entstanden.