Der Nieselregen war es sicher nicht. Denn schon bei schlechterem Wetter zogen hunderte Kritiker*Innen der Coronaschutzmaßnahmen durch die Bad Kreuznacher Innenstadt. Gestern Abend waren es nur wenige Dutzend. Ob das eine Reaktion auf die polizeilichen Maßnahmen vom vergangenen Montag war. Oder auf die Ermordung der zwei Polizisten am frühen Montagmorgen bei Kusel, muss mangels Stellungnahmen der nicht Spazierenden offen bleiben. Eine Erklärung liefern könnten die in Bad Sobernheim und Meisenheim gestern gestiegenen Teilnehmendenzahlen.
Fakt ist, dass die Polizei auf eine weitere größere Personenfeststellung gut vorbereitet war. Insgesamt mehrere Dutzend Einsatzfahrzeuge mit zusammen einer dreistelligen Zahl von Kräften standen disloziert im Stadtgebiet bereit: vom Salinental über dne OBI- bis zum Michelin-Parkplatz. Durch Bad Kreuznach kurvten ab 18 Uhr mehrere Streifenwagen, so dass die Einsatzleitung jederzeit einen guten Überblick über das Geschehen auf den Gehwegen hatte. Dessen Auswertung ergab wohl sehr frühzeitig, dass es gestern keinen Kontrolleinsatz geben würde.
Und so verließ bereits gegen 20:25 Uhr einer der Einsatzverbände über die Strasse “Am Römerkastell” und die Gensinger Strasse die Kreisstadt Richtung A 61. Übrigens mit Tempo 30. Und zwar konsequent vom Kreisel an der Capri-Bar bis zur Auffahrt auf die B41. Wir wissen das deshalb so genau, weil unser Fotograf sich diesem Trupp anschloß. Und daher Augenzeuge dafür ist, dass die Polizeifahrzeuge die gesamte Gensinger Strasse stadtauswärts hinter einem Kleinwagen herzottelten, der durchgängig zwischen 28 und 33 km/h langsam war.
Ohne auf dieser kilometerlangen Strecke von den nachfolgenden Polizeifahrzeugen auch nur ein Mal angeblinkt zu werden. Geschweige denn angehalten. Während die blau-silbernen Einsatzwagen samt Sanka auf der B41 Richtung A 61 davon bretterten, fuhr der Kleinwagen weiter auf die B 428. Im Kreisel Bosenheimer Strasse gewann unser Fotograf durch den Sichtkontakt den Eindruck, dass er Fahrer nicht ganz bei sich war.