Manfred Rapp deckt optische Manipulation eines Planers auf

Die Meinung unseres Redakteurs
Claus Jotzo

Es sind diese leider seltenen Momente, in denen ein kleiner Teil der kommunalpolitischen Mandatsträger einfach seine Arbeit macht. Und damit die Hoffnung begründet, dass das Schicksal Bad Kreuznachs – anders als in vielen anderen dokumentierten Fällen – doch nicht allein in den Händen demokratisch legitimierter Dilettanten liegt. In der Sitzung des Planungausschusses am 2. Dezember, die als Videokonferenz stattfand, lieferte Manfred Rapp einen solchen Arbeitsnachweis.

Während andere Ausschußmitglieder sich in Elogen auf die Pläne einer Investorengruppe für ein Projekt in Bad Münster erschöpften (Nachnutzung Paracelsus-Klinik), wies der CDU-Fraktionsvorsitzende auf einen optischen Täuschungsversuch hin. Um den ehrenamtlichen Kommunalpolitikern den Umbau des südlichen Hauses mit Laubengängen (und den damit verbundenen Flächengewinn für die Bauherren) trotz der Nähe zur Saline schmackhaft zu machen, wurde eine in mehreren Punkten von der Wirklichkeit abweichende Grafik vorgestellt.

Manfred Rapp erkannte das sofort. Und sprach die Falschdarstellung als solche direkt an. Inhaltlich aus gutem Grund. Denn Salinen benötigen, um zu funktionieren, Luft und Sonne. Schon der jetzige Baukörper der geschlossenen Paracelsus-Klinik steht zu nah an der Saline West. Das hat ein mit dem Bau von Salinen erfahrener Zimmerer der Redaktion dieser Seite erklärt. Jeder Zentimeter, den der Baukörper, etwa durch Laubengänge, Treppenhäuser usw, näher an die Saline heranrückt, verschlechtere den Wirkungsgrad der Saline. Und gefährde deren Betriebssicherheit.

Rapp und später auch das Stadtratsmitglied Anna Roeren-Bergs (CDU) sprachen genau diese Bedürfnisse in Bezug auf die Saline an. Der die Konzeptstudie vorstellende Architekt Prof. Bernhard Franken (Frankfurt/Main) hat nach eigenen Angaben auf den Rapp-Einwand mit der Zusage reagiert, “dass wir dies überprüfen und gegebenenfalls korrigieren werden”. Da dies laut den auf der Stadtseite noch heute veröffentlichten Unterlagen nicht erfolgt ist, fragte die Redaktion dieser Seite gestern bei Prof. Franken nach. Dessen Antwort rund eine Woche nach seiner Überprüfungs-Zusage: “die Überprüfung ist noch im Gang und ich werde Sie gerne über das Ergebnis informieren”.

Wieso ein Sachverhalt, den Manfred Rapp auf den ersten Blick als Falschdarstellung erkannte, von Architekten tagelang überprüft werden muss, um ihn als Verfälschung zu überführen, ließ Franken offen. Dabei ist der Unterschied zwischen der von unserem Fotografen dokumentierten Realität und der Fotomontage bzw Grafik aus dem Architekturbüro krass: in der Realität liegen zwischen der Saline und dem Klinikbau ein (aus den vorstehend geschilderten Gründen baumbestandfreier) Rasenstreifen, der öffentliche Weg und das Gebäudebegleitgrün der Klinik. Alle drei jeweils nur wenige Meter breit. In dem Bildmaterial der Konzeptstudie wird diese Fläche aufgeweitet.  

Der Rasenstreifen mit in der Realität nicht vorhandenen Bäumen bestückt und verbreitert. Der Weg wird zur Strasse. An die sich dann eine weitere (zusätzliche) Grünfläche, ein weiterer Weg und dann erst das Hausbegleitgrün anschließt. Das wiederum, ganz anders als in der Realität, nicht bis an den Gebäudealtbestand reicht. Sondern am neuen Vorbau aus Laubengängen endet. In seinem Übermut hat der Ersteller gleich noch einen weiteren Fehler gemacht, der sein Machwerk als Falschdarstellung überführt: er-sie-es rückte den Rheingrafenstein zwischen Saline und Klinikbau. Nicht nur bei Google-Earth (wo man das auch in Frankfurt sekundenschnell nachsehen kann), sondern auch vor Ort in Bad Münster, liegt dieser markante Felsen aber östlich (auf den Bildern also links) von der Saline.

Wieso ausgebildete Architekten das, was Laien sofort erkennen, tage- oder gar wochenlang untersuchen müssen, bevor sie einen Fehler zugeben und diesen korrigieren, erklärt möglicherweise die Baukosten. Beruhigend wirkt der Schlußsatz in der Stellungnahme Prof. Frankens: “wenn der Laubengang nicht genehmigungsfähig wäre, dann wäre das für das Gesamtprojekt auch nicht entscheidend”. Dann plant schon mal ohne die östlichen Laubengänge. Und die ehrenamtlichen Kommunalpolitker sollten gelegentlich in der hauptamtlichen Bauverwaltung nachfragen, warum diese weder die Investoren noch den Ausschuß auf den vorstehend dargelegten Fehler, der auch auf Blatt 34 der Konzeptstudie ins Bild gesetzt wird, aufmerksam gemacht hat.