Gefährlicher Abfall auf der Pfingstwiese: Kreis ermittelt

Für Vertuschung ist es jetzt zu spät: ein Fernsehsender hat bereits Aufnahmen auf der Pfingstwiese gemacht und mit Anwohner*Innen gesprochen. Und aufgrund einer Anfrage der Redaktion dieser Seite hat die Kreisverwaltung Bad Kreuznach als zuständige Untere Abfallbehörde noch am vergangenen Freitag Ermittlungen eingeleitet. Weil auch ein Strafantrag gestellt wurde, muss sich auch die Staatsanwaltschaft mit der Sache befassen. Fest steht die Art und Weise der Kontaminierung des Containerinhaltes: diese erfolgte am 23. Februar 2021 bei der Sprengung von vier US-Brandbomben aus dem II. Weltkrieg.

Das Bild zeigt die Sprengung am 23.2.2021. Dabei wurde sowohl das Erdreich im Boden als auch das aufgeschüttete Dämpfmaterial mit den Bombeninhaltsstoffen kontaminiert.

In diesen Bomben wurden unterschiedlich toxische Substanzen verwendet, etwa Benzin, Butylmethacrylat, Stearinsäure, Calciumoxid und diverse Schwermetalle. Mehrere dieser Inhaltsstoffe sind als krebserzeugend bzw als krebsfördernd wissenschaftlich identifiziert. Davon verbrennt nur ein Teil bei der gezielten Explosion. Der Rest verteilt sich in der zur Dämpfung auf das Sprenggut tonnenweise aufgebrachten Abdeckschicht aus Sand und Erde.

Wieso in dieser Weise hoch belastetes Material ohne jede Aktivität der Stadtverwaltung monatelang auf der Pfingstwiese offen herumstehen kann, wird jetzt Gegenstand der amtlichen Untersuchungen sein. Die SAM Sonderabfall-Management-Gesellschaft Rheinland-Pfalz mbH mit Sitz in Mainz steht jedenfalls bereit, diesem rechtswidrigen Zustand ein schnelles Ende zu setzen: “sobald uns die Stadt eine Rückmeldung gibt, kann der Vorgang weiter bearbeitet werden”, teilt die SAM in ihrer Stellungnahme mit. Und er klärt darin auch, wie es zügig konkret weitergehen sollte:

“Für eine Ablagerung auf der Deponie in Kaiserslautern müsste ein neuer Entsorgungsnachweis bei der SAM und die entsprechende Einzelfallzulassung der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd vorgelegt werden. Hierzu würde die SAM dann kurzfristig eine Genehmigung / Zuweisung erteilen, so dass direkt im Anschluss der Abtransport erfolgen könnte. Soweit eine Ablagerung in Kaiserslautern entgegen der bisher vorliegenden Unterlagen doch nicht zulässig sein sollte, müsste uns die Stadtverwaltung Bad Kreuznach dies mitteilen. In diesem Fall könnte dann ggf. doch eine Genehmigung/Zuweisung für die Deponie in Nordrhein-Westfalen erteilt werden”.

Wieso das alles nicht schon vor drei oder vier Monaten passiert ist und die Stadt statt dessen lieber eine vierstellige Containermiete gezahlt hat, wollte die Redaktion dieser Seite auf dem Weg über eine Presseanfrage an die Oberbürgermeisterin wissen. Von der gabs bisher keine Antwort. Dr. Heike Kaster-Meurer ist aktuell mit der Vorbereitung ihrer Wiederwahl-Kampagne beschäftigt. Für so banale Probleme wie eine ordnungsgemäße Giftstoffentsorgung städtischer Abfälle bleibt da eben keine Zeit.

Lesen Sie zum Thema auch auf dieser Seite:

06.11.21 – “Stadt lagert maximal 150 Tonnen gefährlichen Abfall auf der Pfingstwiese”

23.02.21 – “4 Weltkriegs-Brandbomben auf der Pfingstwiese gesprengt”

17.02.21 – “Auf der Pfingstwiese wird nach Weltkriegsbomben gesucht”

08.10.20 – “Stadt läßt Pfingstwiese nach Weltkriegsbomben untersuchen”

02.08.19 – “ADD klärt Widersprüche um Weltkriegsbombe an der Heidenmauer auf”

27.07.19 – “Stadt: keine Erkenntnisse über Kampfmittel im Boden des Jahrmarktsgeländes”