Leserbrief des Gerhard Merkelbach: Unterstützung für die “Bastgässjer”

“Die Art, wie die Stadt Bad Kreuznach darauf reagiert, dass Hans Oehler um mehr Unterstützung seiner ehrenamtlichen Obdachlosenarbeit im Verein „Bastgässjer“ bittet, wirkt auf mich absolut beschämend und peinlich. Oehler verweist darauf, dass die Stadt weit mehr für die Obdachlosen aufwenden müsste, wenn es den Wohnmobilstellplatz der „Bastgässjer“ nicht gäbe.

Es ist unglaublich, aber der Leiter des städtischen Sozialamts der Stadt, Thomas Gutenberger, konterte in der Sitzung des Sozialausschusses damit, dass die Stadt dem Verein ein Gebäude in der Bastgasse mietfrei als Tagesaufenthalt zur Verfügung stelle, das 6000 bis 7000 Euro Miete pro Jahr kosten würde. Zudem bezuschusse die Stadt die Personal- und Betriebskosten mit 650 Euro pro Monat und stelle den Wohnwagenplatz an der Badenheimer Straße gegen eine symbolische Jahrespacht von 50 Euro bereit.

Den geschätzten Wert dieser Leistung bezifferte Gutenberger auf 1500 bis 2000 Euro. Zur Deckung der Unterkunftskosten der bis zu zehn Bewohner des Wohnwagenplatzes würden 73 Euro pro Kopf gezahlt, einschließlich Heizkosten. Die Obdachlosenarbeit werde also von der Stadt mit jährlich insgesamt 16.800 Euro bezuschusst. Als Bürger dieser Stadt schäme ich mich in Grund und Boden, wenn ich erleben muss, wie deren Sozialamt mit dem Verein „Bastgässjer“ umgeht.

Dieser trägt entscheidend dazu bei, dass die von ihm betreuten Obdachlosen eine zumutbare Bleibe haben und nicht auf Parkbänken oder unter Brücken nächtigen müssen. Und wenn die Stadt darauf verweist, dass sie das Gelände des Wohnplatzes fast kostenlos überlässt, dann möchte ich ganz leise daran erinnern, dass darunter laut Altlastenkataster noch immer Giftstoffe des früher benachbarten Galvanik-Betriebs liegen, deren Entsorgung ein Vermögen kosten würde.

Außerdem gebe ich zu bedenken, dass die Stadt anderen Vereinen weiter wertvollere Immobilien kostenlos zur Verfügung stellt – einschließlich Energiekosten. Offenbar wird hier mit zweierlei Maß gemessen. Wenn ich die 16.800 Euro für die Obdachlosenarbeit in Relation zu anderen freiwilligen Ausgaben der Stadt stelle, wird deutlich, dass die sozialdemokratisch geführte Verwaltung alles andere als sozial ist: Sie zahlt weit über 300.000 Euro für die Museen, weit über 500.000 Euro für die chronischen Verluste des noblen Bäderhauses und mehr als eine Million Euro für die Crucenia-Therme.

Außerdem verausgabte Bad Kreuznach Millionen von Euro für den Bau einer kaum genutzten Mobilitätsstation und die aus dem Ruder gelaufene Sanierung des bald nicht mehr benötigten Casinogebäudes. Das sind – aus meiner Sicht – ehrgeizige Prestigeobjekte. Aber auf der anderen Seite wehrt sich das städtische Sozialamt, die ehrenamtlich geleistete Betreuung obdachloser Menschen stärker zu unterstützen. Wie arm kann man nur sein – arm an Empathie für bedürftige Mitmenschen?”

Hans Gerhard Merkelbach (Liste Faires Bad Kreuznach e.V.) ist seit 2019 ehrenamtlich als Stadtratsmitglied tätig