Stadtpressestelle unterschlägt wesentliche Informationen

Am 30. Juli wies diese Seite dem Stadtrechtsamt “Willkür wie in einer Bananenrepublik” nach. Und genau so verdorben sind die Verhältnisse auch in anderen städtischen Verwaltungsteilen. Selbst bei banal erscheinenden Amtshandlungen wird getäuscht und betrogen. Einen unfassbaren Vorgang machte am gestrigen Vormittag Bürgermeister Wolfgang Heinrich öffentlich. Am Dienstag dieser Woche verschickte das Amt für Kommunales und Öffentlichkeitsarbeit die Pressemitteilung Nr. 2021 mit der Überschrift “Dienstjubiläen und Verabschiedung”.

Die Eingangstür zum Stadthaus.

Abgesehen von dem Umstand, dass darin ein seit Jahrzehnten als Mann bekannter Stadtmitarbeitender, der einen typischen Männervornamen trägt, als “Ansprechpartnerin” vorgestellt wird, erschien diese unverdächtig. Und wurde von der Redaktion dieser Seite daher unverändert veröffentlicht. Die Presseerklärung bezieht sich auf eine verwaltungsinterne Veranstaltung, in der ausscheidenden Mitarbeiter*Innen gedankt und Jubilare geehrt wurden. Nicht erwähnt werden in der Presseerklärung Beförderungen. Und Wolfgang Heinrich. Der Bürgermeister legte in seinen rund zehn Amtsjahren noch nie wert auf PR. Und daran hat sich auch nichts geändert.

Mareike Näher, die seit einigen Wochen auch ganz offiziell Leiterin des Bauhofes ist.

Aber das Verschweigen seiner Anwesenheit, die Unterschlagung seiner Gratulation und die Nichtmitteilung einer relevanten Beförderung, nämlich der von Mareike Näher zur Leiterin des Bauhofes und damit zur ersten Frau in dieser Funktion, brachte für Heinrich das Fass zum Überlaufen. Zunächst forderte er die Pressestelle am frühen Vormittag zu einer Richtigstellung auf. Und als diese nicht reagierte, wandte sich der Bürgermeister um 10:55 Uhr selbst und direkt an die Öffentlichkeit:

“Nachdem es mir nach schwerem internen Kampf mit OB, Personaldienststelle und Personalrat jedoch mit freundlicher Unterstützung des Haupt- und Personalausschusses gelungen ist, mit Frau Näher nach vorheriger öffentlicher Ausschreibung und Auswahlverfahren eine Leistungsträgerin und nicht den üblichen Parteienproporz als Leiterin des Bauhofs einzusetzen, soll dieser für die Stadt wichtige Prozess nun totgeschwiegen werden.” Um 11:31 Uhr gabs dann auch von der Stadtpressestelle eine Ergänzung:

“Gestern hatten wir in einer Pressemitteilung über Dienstjubiläen und Verabschiedungen bei der Stadtverwaltung informiert. Bei einer Veröffentlichung bitten wir zu ergänzen, dass auch Bürgermeister Wolfang * Heinrich an den Termin teilgenommen und gratuliert hat. Aus seinem Bereich wurde unter anderen Bauhofleiterin Mareike Näher befördert”. Die Pressestelle der Stadtverwaltung wurde von Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer schon bald nach ihrer Wahl zur “Stabsstelle” hochgestuft und ihr persönlich zugeordnet.

Diese Seite hat mehrfach nachgewiesen, dass die Arbeit der Stadtpressestelle Bad Kreuznach deutlich von der anderer Pressestellen öffentlicher Verwaltungen, zum Beispiel der des Kreises oder der Stadt Bingen, abweicht. Während etwa nur in jeder vierten oder fünften Presseerklärung der Kreisverwaltung ein Arbeitsnachweis der Landrätin mitgeteilt wird, stellt die Stadtpressestelle die Oberbürgermeisterin in rund jeder zweiten Mitteilung in den Mittelpunkt. Bildmaterial, das nicht die OBin zeigt, wird äusserst sparsam verschickt.

* Das fehlende “g” in der Stadtpresseerklärung reichen wir hier gern nach. Verbunden mit dem Hinweis, dass auch derartige Fehler tiefe Einblicke ermöglichen.