Rad-Rüpel

Der auf Initiative von Hermann Holste (Grüne) 2019 reaktivierten RAD AG verdankt die Stadt ihre erste Fahrradstrasse (die Hermann- zwischen Lohrer Mühle und der Rüdesheimer Strasse). Und die sehr umstritteten Pop-Up-Radwege in der Gensinger Strasse. Die RAD AG hat also Einfluß auf die kommunale Politik. Und den sollte sie unverzüglich nutzen, um die jeweils zuständigen Kontrollkräfte auf zwei große Störergruppen aufmerksam zu machen und effektive Gegenmaßnahmen zu erreichen. Dabei handelt es sich zum einen um jenen Teil Radfahrender auf öffentlichen Verkehrsflächen, die sich zum Nachteil von Fußgänger*Innen rücksichtlos verhalten.

Radler rammte ältere Dame …

Und zum anderen um entsprechend sich gerierende Autofahrende, insbesondere Linksabbiegeverbots- und Einbahnstrassenleugner und Geh- und Radwegparker. Unter deren Fehlverhalten, das leider nicht bzw nicht im nötigen Umfange geahndet wird, leiden in Bad Kreuznach Tag für Tag die schwächsten Verkehrsteilnehmer*Innen: die Fußgänger*Innen. Unser Fotograf hat das am Samstagnachmittag wieder einmal hautnah miterlebt. Von der Brücke neben den Crucenia-Thermen kommend und die Saline passierend nahm er die Schimpfkanonade eines Radlers wahr, der sinngemäß u.a. sagte “die läuft mir da ins Rad und beschwert sich auch noch”.

… und kümmert sich nicht

Wenige Meter weiter traf unser Fotograf dann auf eine deutlich über 70jährige Dame mit beidseitiger Gehhilfe, die sich weinend, schmerzgekrümmt und hilfesuchend an Passanten wandte. Die gute Nachricht: diese wurde ihr sofort gewährt von Personen, die den Vorfall – anders als unser Fotograf – gesehen hatten. Deren Schilderung nach war der Radfahrer im Fußgängerbereich vor dem Eingang der Kursääle vorbeigeradelt und konnte der älteren Dame, die vom Radler aus gesehen links hinter dem Kursaaleingang langsam hertrat, nicht mehr ausweichen und rammte diese. Für die Dame eine sehr schmerzhafte Erfahrung.

Zudem sie sich von dem Radler noch beschimpfen lassen mußte, bevor dieser davonfuhr. Alltäglich sind Verkehrsordnungswidrigkeiten, wie sie unser Fotograf dann im weiteren Verlauf seines Innenstadtspazierganges beobachtete: RadfahrerInnen fahren überall. Schutzzonen für FußgängerInnen gibt es in Bad Keuznach nicht mehr. Auch in Verkehrsberuhigten Bereichen werden Fußgänger*Innen zusammengeklingt oder aus dem Weg gebrüllt. Die wenigen Radfahrenden, die an unübersichtlichen Stellen oder hoher Passantenfrequenz absteigen und schieben, sind in einer kleinen Minderzahl.

Auf Fußgänger- wie AutofahrerInnen gleichermaßen provozierend wirkt es, wenn Erwachsene trotz der nunmehr auf der Wilhelmstrasse aufgemalten Radzeichen hemmungslos auf dem Gehweg unterwegs sind und Passanten als Slalom-Herausforderung sehen. Nachdem die Kontrollkräfte versagt haben, liegt es jetzt am entsprechend nachhaltigen Engagement der RAD AG, diesen Verhältnissen ein Ende zu bereiten. Gelingt dies nicht, wird es ein Leichtes sein, nach dem nächsten krassen Schadenfall, den Radfahrende FußgängerInnen zufügen, eine Gegenbewegung zu organisieren. Eine Handy hat heutzutage jeder. Wenn die Gemeinschaft nicht hilft und die Ordnungskräfte versagen, dann müssen die Betroffenen die Sache eben selbst in die Hand nehmen.