Gut gemacht, Tiefbauamt!

Stadtbauamtsleiter Klaus Christ wird, wenn ihm dieser Beitrag vorgelesen wird, ungläubig mit dem Kopf schütteln. Und vermuten, dass irgendwo in diesen Zeilen, möglicherweise ganz tief im Subkontext, Ironie oder gar Sarkasmus verborgen sind. Eventuell setzt er sogar ein Kaffeeteilchen zur Belohnung aus für den oder diejenige, die Spuren von Kritik findet. Dabei weiß jede Leserin dieser Seite, dass wir nichts lieber machen, als die Mitarbeitenden der Stadtverwaltung für eine gute Leistung zu loben. Dazu bietet eine neue Installation in der Baumgartenstrasse Höhe Mannheimer Strasse Anlaß.

Dort hat das Tiefbauamt – um der Wahrheit die Ehre zu geben: mit 2,5 jähriger Verspätung – den Strassenbelag erneuert. Der Hinweis auf die Verspätung enthält in diesem Fall keinen kritischen Hintergedanken. Denn der alte war nur aus Verwaltungssicht dringend austauschbedürftig. Für die zahlreichen Passanten in der Mannheimer über die Baumgartenstrasse hatte er einen Riesenvorteil. Bei der Erstinstallation vor Jahrzehnten hatte das Tiefbauamt eine – aus heutiger Sicht – geniale Idee.

Weil die “Gemischte Verkehrskommission” an dieser Stelle keinen Zebrastreifen genehmigen wollte, den Tiefbauern aber klar war, dass ohne ein optisches Haltesignal die Fußgänger schnell plattgefahren würden, liessen sie ein schwarz-weisses Pflaster so verlegen, dass es aussah wie ein Fußgängerüberweg. Weil die Optik überzeugend war, gab es dort in der Folge so gut wie nie Unfälle. Nach der Sanierung sah die Verkehrsfäche eintönig schwarz aus. Und es kam, wie es kommen mußte: die Autofahrer rasten nun auch dort.

Obwohl der Abschnitt als Verkehrsberuhigter Bereich ausgeschildert ist. Also höchstens 6 km/h gefahren werden dürften. Nach Tagen des wortwörtlichen Schwarz-Sehens kam es dann in der vergangenen Woche zu einer optischen Erweiterung. Die kleinen blauen Schilder mit den weissen Figuren und Zeichen wurden großformatig auf die Strasse gepinselt. Reaktion der Autofahrenden gleich null. Und dann kam eine kleine Schwelle dazu. Die wirkt.

Zwar ist den meisten Rasern vollkommen egal, dass sie im Un-Fall Menschenleben gefährden. Und natürlich ihren Führerschein. Aber mangels profunden Kenntnissen in Fahrwerkstechnik zittern sich jetzt nicht nur die Poser-Fahrer vorsichtig über die nur wenige Millimeter hohe Erhebung. Es könnte ja der Stoßfänger oder die Schürze oder das Ego Schaden nehmen. Was wieder einmal beweist: auch kleine Dinge können eine grosse Freude auslösen. Und den Dank an die Macher vom Tiefbauamt begründet.