Falschparker – Report (77)

Hauptthema hier sind – und bleiben auch – die Mißstände in der Innenstadt. Denn dort ist es allein mit Kontrollen getan. Wer in der Viktoriastrasse auf dem Geh- oder Radweg steht, dem ist nicht mehr zu helfen. Bei derartigem Fehlverhalten kommt es nur noch auf das Kassieren der Ordnungsgelder an. In den Wohngebieten und in den Stadtteilen sieht das ganz anders aus. Anders als in der Innenstadt gibt es drumherum weder Parkplätze noch Parkhäuser. Hier liegen konkret Strasse für Strasse gesondert zu prüfende Gegebenheiten vor. Die Veränderung der Bewohnerstruktur erfolgt weitaus langsamer.

Die Menschen passen sich oft über Jahrzehnte den Gegebenheiten an. Und so sind – abseits der Strassenverkersordnung – praktische Nutzungen gefunden worden, an die sich fast alle halten, ohne dass diese irgendwo schriftlich festgehalten sind. Alle machen es halt so, weil es aufgrund der Parkplatznot anders gar nicht geht. Würde man etwa in dem Gebiet zwischen Neufelder Weg, Rheingrafen-, Mannheimer und Kolberger Strasse die Regel kontrollieren, dergemäß in Kreuzungsbereichen nicht geparkt werden darf, wäre ein örtlicher Aufstand die Folge.

Weil locker 60 real genutzte Parkplätze wegfallen würden. Dort wird allerdings auch nur dann auf Gehwegen geparkt, wenn diese breit genug sind, um Fußgänger*Innen bequem passieren zu lassen. Ganz anders, als in der Schubertstrasse. Dort stehen offenbar viel zu wenige Parkplätze zur Verfügung. Und die entsprechende Not wird mit jeder Wohnung, die ein älterer Mitbürger für junge Leute mit Autos frei macht, größer. Dort werden mittlerweile die Gehwege komplett zugeparkt. Obwohl die Probleme unübersehbar sind und für die Betroffenen ein großen Ärgernis, tut die Stadtverwaltung das, was sie am besten kann: nichts.

Keine Bürgerversammlung, kein Informationsangebot. Einfach nichts. Also nicht ganz nichts. Denn sehr engagiert verhindert die Stadtverwaltung seit Jahren eine Information der Einwohner*Innen der Innenstadt und der Wohngebiete über deren Recht, bei sich Ortsbezirke einzurichten. Gäbe es diese, wie sie in den fünf Stadtteilen Bad Münster, Bosenheim, Ippesheim, Planig und Winzenheim selbstverständlich sind, dürften die Einwohner*Innen vor Ort Orstbeiräte als ihre Interessenvertretung wählen.

Aber auch ohne dieses Plus an Demokratie durch Innenstadt- und Wohngebiets-Ortsbeiräte müßte die Verwaltung im Sinne der Verbesserung der Wohnverhältnisse aktiv werden. Denn die Verkehrswende findet derzeit nur in den Köpfen einiger Kommunalpolitiker statt. Auf den Strassen und Gehwegen werden es nicht weniger Autos, sondern eher mehr. Und ein Ende dieses Trends ist eben nicht abzusehen.