Die Wahrheit ist: das nationalsozialisische Deutschland hat den II. Weltkrieg vom Zaun gebrochen. Niemand hat Deutschland gezwungen nach dem Anschluß Österreichs Polen anzugreifen. Ganz egal mit welcher Form von Nationalismus man die zuvor erfolgten Besetzungen des Dritten Reiches bewertet. Selbst ein deutscher Nationalist hätte den Angriffskrieg gegen Polen ablehnen müssen. Das aber hat leider ein bedeutender Teil der damaligen deutschen Bevölkerung nicht getan. Wer 1931 die NSDAP wählte, und das war rund ein Drittel der Bevölkerung, wußte genau, was er-sie-es tat.
Demzufolge muss das Mahnmal am Feld des Jammers neben dem zumindest teilweise vermeidbaren Leid für die gefangenen deutschen Soldaten vor allem an jene Gedanken und politischen Forderungen erinnern, die den dieses Leid auslösenden Krieg erst möglich gemacht haben. Die Leiden deutscher Soldaten zu beklagen, ohne mindestens im selben Atemzug den Holocaust und den im Zusammenhang mit der Kriegsführung vorgenommenen Massenmord an Unschuldigen glaubwürdig zu verurteilen, kommt einer versuchten Volksverhetzung gleich.
Die örtlichen Rechten zeigen den bei ihnen unterlassenen Entwicklungsprozess u.a. dadurch, dass man sie bei den Gedenkveranstaltungen etwa zur Reichsprogromnacht, nicht sieht. Natürlich wäre es gesellschaftspolitisch wichtig, wenn sich die Parteien von der Linken bis zur CDU hier auf eine gemeinsame Leitlinie verständigen und dieser auch aktiv Ausdruck verleihen würden. Und das Feld des Jammers nicht wortwörtlich Rückwärtsgewandten überließen.
Das geschieht leider nicht. Und so war die Antifaschistische Aktion, getragen von der Linksjugend Solid und dem Binger JUZ, gestern Nachmittag leider allein am Mahnmal, um gegen Faschismus Flagge zu zeigen. D.h. nicht ganz allein. Die Antifa, die leider im Großstadteinsatz gewalttätig ganze Polizeihunderschaften aufmischt, wurde von der örtlichen Polizei geschützt. Die Antifa an der Nahe ist halt von ganz anderer Friedfertigkeit, als die in Berlin, Lepzig und Hamburg.