Aufgespiesst: oscarreife Tarn-Leistung der Zivilstreife

In der Nacht auf heute wurden die Oscars verliehen. 24 Stück gibt es alljährlich für die unterschiedlichen Tätigkeiten bei der Produktion von Kinofilmen. Nicht dabei die Aufgabe “Casting”. Darunter versteht man die Besetzung der Rollen, die in einem Drehbuch vorgesehen sind. Die Casting Society of America (CSA) ist die weltweit größte Organisation für die Berufsgruppe der Castingdirektoren. Von denen bekommt also keine(r) einen Oscar. Dabei war es ein CSAler, der Johnny Depp als Captain Jack Sparrow besetzte. Heute sagen Millionen von Fans: wen sonst?

Ein ähnlicher Coup ist den Verantwortlichen bei der Bad Kreuznacher Polizeiinspektion gelungen. Bei der Auswahl des Personals für die Zivilstreife. Um das besser verständlich zu machen, müssen wir uns kurz an das vorvorletzte Wochenende erinnern. Da machte ein Bad Kreuznacher Polizeibericht überregional die Runde. Denn dem zu Folge bot ein Junkie ausgerechnet einer Zivilstreife Marihuana zum Mit-Kiffen an. Die Beamten schlugen die Einladung aus. Und leiteten statt dessen mehrere Ermittlungsverfahren gegen den Mann ein. Die Darstellung dieser Seite unter der Überschrift “Dumm und Dümmer (III) in der Richard-Wagner-Straße” fand u.a. auch in den USA und Brasilien Interessenten.

Von dort kamen sogar Kommentare per Email. Wenig schmeichelhafte für den Drogenabhängigen. Am gestrigen Sonntagnachmittag stellte sich jetzt heraus, dass es noch eine andere Interpretationsmöglichkeit gibt. Nämlich die, dass der Junkie gar nicht so doof war, wie wir alle dachten. Sondern einer perfekt gecasteten Zivilstreife “in die Fiiß gelaaf” ist, wie es auf Kreuznacher Mundart heisst. Einem Polizeibeamten-Duo also, das ohne Uniform nach allem aussieht. Nur nicht nach Ordnungshüter. Wie wir auf diesen Gedanken kommen?

Der Fotograf dieser Seite machte gestern Bilder von den Löscharbeiten des Heckenbrandes in Planig. Während dessen kam er mit den Geschädigten, Nachbarn, Passanten und schließlich sogar mit den Zeugen der Brandstiftung ins Gespräch. Nach getaner Arbeit bereitete dann die Feuerwehr ihr Abrücken vor. Optisch für unseren Fotografen bis zu diesem Zeitpunkt nicht erkennbar vor Ort: die Polizei. Trotz des Tatvorwurfes der Sachbeschädigung durch Brandlegung. Ein Anruf auf der Wache brachte dann Klarheit. Die Polizei war sogar schon vor unserem Fotografen am Tatort eingetroffen. Und hatte längst diskret Ermittlungen eingeleitet.

Alles allerdings in Zivil und ohne Streifenwagen. So unauffällig, dass etwa das Gespräch mit der Geschädigten-Familie vom Gartenzaun aus wie der Zuspruch von Sohn und Schwiegertochter für die Eltern wirkte. Auch das Herbeiholen der Zeugen erinnerte keine Sekunde lang an eine polizeiliche Ermittlungsmaßnahme. Erst bei der in Form einer Konfrontationstherapie durchgeführten informatorischen Befragung eines beschuldigten Jugendlichen in Anwesenheit der Zeugen, des Geschädigten und Passanten wurde deutlich: hier sind Polizisten am Werk. Diese Zivilstreife wird noch einige Kriminelle dingfest machen. Nicht nur jene, die sich für einen Gastauftritt in “Dumm und Dümmer (III)” bewerben.

Lesen Sie zum Thema auch auf dieser Seite:

11.04.21 – “Dumm und Dümmer (III) in der Richard-Wagner-Straße”