Gerhard Merkelbach und Franz Haas wünschen Stolpersteine für Planig

Auch in Planig gab es vor dem Zweiten Weltkrieg jüdisches Leben. Rechtzeitig vor einem von der Oberbürgermeisterin für Mai angesetzten Treffen zur Erinnerungskultur der Stadt meldet sich jetzt die Faire Liste zu Wort. Stadtratsmitglied Gerhard Merkelbach und Ortsbeiratsmitglied Franz Haas beantragen die Verlegung von Stolpersteinen auch in Planig. Samt Anbringung einer Informationstafel.

Anlass ist für Faire Liste zum einen das bundesweite Jubiläum „1.700 Jahre Juden in Deutschland“. Zum anderen die Renovierung des ehemaligen Rathauses von Planig und die damit verbundene Erneuerung des Pflasters vor dem Gebäude. Und genau dort, so der Vorschlag der Planiger, sollen die Stolpersteine auch verlegt werden.

Der Antrag der Liste faires Bad Kreuznach e.V. im Wortlaut:

Antrag der Liste Faires Bad Kreuznach Stolpersteinverlegungen in Planig sowie die Anbringung einer Informationstafel
Antrag: Aus Anlass des Jubiläums „1.700 Jahre Juden in Deutschland“ und im Zuge der Renovierung des ehemaligen Rathauses von Planig und der damit verbundenen Erneuerung des Pflasters vor dem Gebäude, beantragt die Liste Faires Bad Kreuznach im Gedenken an die in der Nazizeit ermordeten Planiger Juden, dort Stolpersteine verlegen zu lassen und eine Informationstafel im Foyer der Gemeinderäume anzubringen. Bisher handelt es sich um Stolpersteinverlegungen für:

1. Berta Eilrich geb. Braun
Berta Eilrich lebte seit den 1920er Jahren mit ihrem Mann, dem Fotografen Joseph Hermann Julius Eilrich, in Planig. Er unterhielt in der Mainzer Straße 96 ein Fotoatelier. Berta Eilrich war zum katholischen Glauben konvertiert. Bis zu ihrer Deportation im Jahre 1942 wurde die Witwe, ihr Mann verstarb 1932, auf Schritt und Tritt von Planiger Nazis belästigt, polizeilich überwacht und stand unter Hausarrest. Trotz Einspruchs und der Erklärung sie sei katholisch, wurde ihr ganzes Vermögen beschlagnahmt. Außerdem musste sie den Judenstern tragen. 1942 wurde sie nach Darmstadt und von dort aus wahrscheinlich nach Treblinka verbracht.

2. Edmund, Emmi und Ruth Wolf
Edmund (1889-1945), Emmi geb. Landmann und Tochter Ruth Wolf (1925-1945) waren nach der Pogromnacht von Planig nach Köln zu Verwandten gezogen. Von dort aus wurden sie nach Riga deportiert (letztes Lebenszeichen Begegnung auf dem Bahnhof in Riga mit dem Planiger Seppel Ingebrand). Edmund und seine Familie wurden durch Amtsgerichtsurteile für tot erklärt.

3. Johanna Koschland
Johanna Koschland war mit dem Planiger Elias Wolf II verheiratet. Ihre in Planig geborene Tochter Adelheid (Edith) heiratete den in Planig geborenen Max Wolf, ein Bruder des ermordeten Edmund Wolf. Koschland wurde im September 1942 von Mainz aus nach Theresienstadt gebracht.

Recherchen zu den Schicksalen von Planiger Juden sind noch nicht abgeschlossen, weitere Stolpersteinverlegungen sind geplant. Hans Gerhard Merkelbach Franz Haas