Leserbrief des Dr. Andreas Popp zur “Villa Stöck“

Leserbrief von
Dr. Andreas Popp

Laut Denkmaltopographie handelte es sich bei der Villa Stöck am Brückes (einst eine Kreuznacher Prachtstrasse) um ein Gebäude mit fast „tempelartiger Würde“. Jetzt wurde es abgerissen, denn was der Krieg nicht geschafft hat, das schaffen unsere demokratisch gewählten, bildungsfernen Kulturbanausen. Die Verfahrensweise ist immer dieselbe: verrotten lassen bzw – wie im vorliegendenFall – der Verrottung Vorschub leisten, dann Denkmalschutz kippen und zuletzt abreißen. Kein Gedanke an kulturelles Erbe, eher folgt man den Prinzipien der chinesischen Kulturrevolution:

Erschaffung des Neuen auf den Trümmern des Alten. In unserem Fall ist dieses Neue aktuell ein modular zusammengebasteltes Sammelsurium von Seniorenresidenzen im Lego-Baustil. Dazu Herr Galiani auf einer öffentlichen Veranstaltung zum Thema „Deutsches Haus“ in BME (vor gut einem Jahr), ich zitiere: „ Wenn sich denn schon ein Investor meldet, dann müssen wir ihm auch etwas bieten“. Das charakterisiert gut die beengte Gedankenwelt unserer Entscheidungsträger. Denn in der Stadtverwaltung und im Stadtrat rattern die Bartaufwickelmaschinen unablässig ihr monotones „kein Geld, kein Geld“ in die Köpfe hinein.

Statt die einstige Schönheit (und „schön“ ist eigenartigerweise bevorzugt „das Alte“) und das kulturelle Erbe zu bewahren, und damit unter Anderem den Tourismus zu fördern, bläht man die Stadtverwaltung mit Millionenbeträgen auf und zäumt beispielsweise eine herbeihalluzinierte „Verkehrswende“ mit dem millionenschweren und komplett am Bedarf vorbei geplanten „Leuchtturmprojekt“ eines Mobilitätszentrums von hinten auf.

Und nun strahlt die Totgeburt eines Leuchtturms weit übers Land, bis hin zur verrottenden letzten Saline in BME und über das demnächst geschlossene Freibad in Bosenheim hinweg, beleuchtet die verbliebenen, baufälligen Denkmale der Stadt oder auch die Brache eines sogenannten „Rosengartens“ im heruntergekommenen Oranienpark (die Aufzählung wäre beliebig fortzusetzen), und weist den im Dunkel des Landes umherirrenden Investoren den Weg ins Paradies der Projektentwickler, während unsere Stümper im Strahl des Scheinwerfers stückweise die Seele der Stadt verkaufen. Zusammengefasst: die Stadt zerstört sich selbst.

Dr. Andreas Popp übergab der Stadtverwaltung in der Stadtratssitzung am 24.9.2020 rund 2.000 Unterschriften von Bürger*Innen unter der Überschrft „Abriss stoppen!” bezogen auf die Salinen

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26.09.20 – “„Abriss stoppen!” Dr. Andreas Popp legt dem Stadtrat 2.000 Unterschriften vor”