Zimmerlin und Delaveaux kontern Haumann: DEHOGA sollte konstruktiv reagieren

Hotel- und Kurbetriebe sollen sich am Millionen-Defizit von Bäderhaus und den Crucenia Thermen beteiligen. Mit diesem nachvollziehbaren Vorschlag bereicherte die Stadtratsfraktion von FWG und BüFEP die Diskussion um die finanzielle Schieflage der städtischen BGK GmbH. Die beiden Stadtratsmitglieder Karl-Heinz Delaveaux und Wilhelm Zimmerlin weisen darauf hin, dass es weit überwiegend die Gäste der Hotel- und Kurbetriebe sind, die die hoch subventionierten Bäder nutzen.

Die Bürger*Innen der Stadt Bad Kreuznach, die im Laufe der Jahre über 40 Millionen Euro Defizit finanziert haben, machen – anders als etwa im Freibad Salinental – nur einen kleinen Bruchteil der Nutzer*Innen aus. Auf den Vorschlag der FWG / BüFEP hat der rheinland-pfälzische Hotel und Gaststättenverband e.V. (DEHOGA) abweisend reagiert (deren Presseerklärung im Wortlaut ganz unten). DEHOGA-Präsident Gereon Haumann lehnt einen finanziellen Beitrag seiner Branche kategorisch ab:

“Jede weitere finanzielle Belastung gefährdet deren Existenz und schlussendlich auch das touristische Angebot für die Stadt und die Region”. Mit dieser Absage geben sich Karl-Heinz Delaveaux und Wilhelm Zimmerlin nicht zufrieden. In einer Presseerklärung bezeichnen sie Haumanns Einlassung als “wenig hilfreich”. Und stellen dann trocken fest: “Viel wichtiger als die Meinung des DEHOGA-Vereins ist für uns allerdings die Frage, wie die direkt betroffenen Kreuznacher Hotel- und Kurbetriebe zu unserem Vorschlag stehen“.

Da diese zum weitaus größeren Teil nicht im DEHOGA mitgliedschaftlich organisiert sind, hoffen Delaveaux und Zimmerlin auf Einsicht bei den tatsächlich Betroffenen: “wir sind zuversichtlich, dass es ein wohlverstandenes Eigeninteresse an konstruktiven Gesprächen gibt”. Von der städtischen BGK erwartet die Stadtratsfraktion von FWG und BüFEP, dass deren Geschäftsführung jetzt “schnellstmöglich die Einladungen auf den Weg bringt”.

Die Presseerklärung der FWG / BüFEP-Stadtratsfraktion im Wortlaut:

„Statt einer Totalverweigerung das Wort zu reden, sollte der DEHOGA-Verein lieber konstruktive Vorschläge einbringen“, antworten Karl-Heinz Delaveaux und Wilhelm Zimmerlin im Namen der Fraktion FWG und BüFEP auf die nach ihrer Ansicht wenig hilfreichen Einlassungen von Herrn Haumann. Dass Hotelbetriebe und Gaststätten durch die Coronapandemie sehr stark in Mitleidenschaft gezogen sind, bezweifelt niemand.

Dies sollte uns aber angesichts der beim Bäderhaus und den Crucenia Thermen seit langem bestehenden wirtschaftlichen Probleme nicht davon abhalten, jetzt endlich zukunftsgerichtete Lösungen anzustreben, damit die spezielle Kreuznacher Bäderlandschaft im Herzen des Kurgebiets überhaupt eine Chance auf einen nachhaltigen Weiterbetrieb bekommt. Den Hinweis der DEHOGA, dass auch die Ausgabenseite kritisch zu prüfen ist, halten wir für selbstverständlich. Auch hierzu wäre die Expertise der Hotel- und Kurbetriebe in einer Beteiligungsgesellschaft sehr wertvoll.

„Viel wichtiger als die Meinung des DEHOGA-Vereins ist für uns allerdings die Frage, wie die direkt betroffenen Bad Kreuznacher Hotel- und Kurbetriebe zu unserem Vorschlag stehen“, stellen Delaveaux und Zimmerlin klar. Wir sind zuversichtlich, dass es ein wohlverstandenes Eigeninteresse an konstruktiven Gesprächen gibt. Die Geschäftsführung der BGK ist jetzt gefragt, schnellstmöglich die Einladungen auf den Weg zu bringen”. Karl-Heinz Delaveaux (Fraktionsvorsitzender), Wilhelm Zimmerlin (stellvertretender Fraktionsvorsitzender)

Die Presseerklärung des DEHOGA e.V. Rheinland-Pfalz im Wortlaut:

“Gereon Haumann: Völlig falsches Signal -Finanzielle Defizite der Stadt Bad Kreuznach dürfen nicht zu Lasten einer einzelnen Branche ausgeglichen werden Touristisches Angebot zukunftsfähig stellen (Bad Kreuznach, 10. Februar 2021)

In der Stadt Bad Kreuznach werden Überlegungen zur Zukunft der Bäderlandschaft angestellt. Unter anderem wird die Gründung einer neuen Gesellschaft eigens für Bäderhaus und Crucenia Therme von der Kommunalpolitik öffentlich diskutiert. Die neue Gesellschaft sollte dabei finanziell von Hotel- und Kurbetrieben unterstützt werden, so ein Vorschlag aus der Kommunalpolitik. Eine finanzielle Beteiligung der daniederliegenden Gastgewerbe-Branche ist nicht nur zum jetzigen Zeitpunkt das völlig falsche Signal. Diesen Ansatz, finanzielle Defizite der städtischen Bäder auf die Beherbergungsbetriebe der Stadt abzuwälzen, um eine mögliche Stilllegung oder Schließung des Bäderbetriebs abzuwenden, beobachtet der DEHOGA Rheinland-Pfalz mit Sitz in Bad Kreuznach mit großer Sorge.

„Unsere Branche erbringt durch die Corona bedingte Schließung der Betriebe – jetzt schon im 6. Monat !! – zugunsten der Sicherung der Gesundheit aller ein Sonderopfer“, so Präsident Gereon Haumann zu den jüngsten Vorschlägen der Bad Kreuznacher Kommunalpolitiker. Die Hotellerie und Gastronomie-Betriebe stehen aufgrund dieses abverlangten Sonderopfers in existentiellen Krisen. Jetzt geht es darum diese Betriebe zu erhalten! Jede weitere finanzielle Belastung gefährdet deren Existenz und schlussendlich auch das touristische Angebot für die Stadt und die Region.

Von der Wertschöpfungskraft des Tourismus für die Stadt Bad Kreuznach profitieren nahezu alle Wirtschaftsbereiche – Defizite dürfen nicht zu Lasten einer einzelnen Branchea usgeglichen werden Corona hat das Reiseverhalten der Deutschen massiv verändert: die Menschen suchen „gesunden und sicheren“ Urlaub. Rheinland-Pfalz mit seinen 10 touristischen Regionen, und hier Bad Kreuznach mit Bad Münster am Stein und die Naheregion kann den urlaubsuchenden Gästen ein attraktives Angebot machen.

Gereon Haumann: „Wir stehen – dies ist meine feste Überzeugung – vor einer Renaissance des innerdeutschen Reiseverkehrs. Für Bad Kreuznach bietet dies enorme Zukunftschancen. Allerdings: wer jetzt sein touristisches Angebot „runterfährt“, schlimmer noch: schließt, an dem wird dieser Boom des Deutschland-Tourismus sprichwörtlich „vorbeiziehen“.“

Ausgabenseite optimieren und Chancen nutzen, um touristisches Angebot der Stadt zukunftsfähig aufzustellen

„Ich appelliere eindringlich an die kommunalpolitischen Entscheidungsträger der Stadt Bad Kreuznach, diese auch für Bad Kreuznach besondere Chance als touristisches Highlight in Rheinland-Pfalz zu nutzen.“ Für den DEHOGA Präsidenten steht allerdings auch fest: „Von dem einzelnen Gast und seinem Aufenthalt in Bad Kreuznach profitieren nahezu alle Wirtschaftsakteure in der Stadt. Es gibt also auch keinen sachlichen Grund, einer einzelnen Branche die Defizite der touristischen Infrastruktur aufzuerlegen.

Statt einseitig nur Einnahmeerhöhungen zum Ausgleich der Defizite zu fordern, oder mit einer Schließung von Bädern zu drohen, ist auch die Ausgabenseite kritisch zu prüfen. Wer sich im Wettbewerb der Tourismusdestinationen zukunftsfähig aufstellen will, darf nicht jetzt mit der Axt in der Handdas touristische Leistungsangebot der Stadt zerstören.“ Sonst gefährde man wichtige Arbeitsplätze und rheinland-pfälzische Gastgewerbeunternehmen gleichermaßen. Dies gilt umso mehr bei der Schließung von zentralen Badangeboten für eine Stadt wie Bad Kreuznach mit der Stadt Bad Münster am Stein”.