Markus Schlosser: Jahrmarktsausschuss wird nicht wiederholt

Lothar Bastian möchte Schaden von der Stadt fernhalten. Daher hat das grüne Ratsmitglied gestern erneut bei Marktmeister Mathias Weyand an sein Protestschreiben vom Donnerstag vergangener Woche erinnert. Und klargestellt, “dass die gesamte Sitzung als ungültig einzustufen ist, da schwere Störungen in der Übertragungstechnik es einigen Sitzungsteilnehmern ganz oder teilweise unmöglich gemacht haben, den Anträgen, Wortmeldungen und sonstigen Beiträgen überhaupt zu folgen”. Bastians Schlußfolgerung: “damit ist auch der Beschluss zu TOP 1 nicht rechtskräftig”.

Lothar Bastian befürchtet finanzielles Risiko für die Stadt

Dabei handelt es sich um die Vergabe der Standplätze für den Jahrmarkt 2021. Würde hier ein abgelehnter Schausteller klagen, könnte dies für die Stadt teuer werden. Da Lothar Bastian vom Stadtrechtsausschuss aus den vergangenen Jahren eine Reihe von Klagen kennt, sieht er in diesem Punkt ein finanzielles Risiko für die Stadt. Ganz anders betrachtet Ralf Leonhard die Sache. Der Vorsitzende des örtlichen Schaustellervereines ist sich “ganz sicher”, dass wegen des angreifbaren Sitzungsverlaufes kein Schausteller klagt, der dies nicht auch ohne die Videokonferenz getan hätte.

Rückgriff auf die Zulassungsliste zum Jahrmarkt 2020

Seine Berufskollegen, die ernsthaft einen Standplatz auf dem Jahrmarkt anstreben, wüßten genau, dass juristische Schritte der falsche Weg sind. Leonhard ist verärgert darüber, dass eine Sitzung aus formalen Gründen attackiert wird, in der eine fraktionsübergreifend breite Mehrheit eine vorher absehbare Entscheidung getroffen habe. Nämlich den Rückgriff auf die Zulassungsliste zum Jahrmarkt 2020. Dieses Ziel sei im Vorfeld abgestimmt gewesen, um den Schaustellern, die von der Absage im vergangenen Jahr hart getroffen wurden, eine Perspektive zu geben.

Ralf Leonhard: “unnötige Wichtigtuerei”

Der Hinweis auf Formfehler ist für Ralf Leonhard nichts anderes als “unnötige Wichtigtuerei”. Auch Markus Schlosser nimmt in seiner Stellungnahme Bezug auf die grosse Zustimmung im Ausschuss und verweist auf “11 Ja-Stimmen bei einer Enthaltung”. Eine weitere Verzögerungen bis zum Abhalten von Präsenzsitzungen sei nicht im Sinne der Schausteller, “zumal hier keine andere Entscheidung zu erwarten ist”.

Einwählen per Telefon ging ohne Probleme

Zur Bastian-Kritik stellt Markus Schlosser fest: “die Bedenken von Herrn Bastian habe ich nachvollzogen. Ich habe Herrn Bastian bestätigt, dass es auch bei meinem Zugang technische Probleme gegeben hat. Das Einwählen in die Konferenz über das Telefon ging aber ohne Probleme, wodurch die Sitzung per Online auch weiterlaufen konnte”. Um dann auf konkrete Nachfrage festzustellen: “die Sitzung des Jahrmarktsausschusses wird nicht wiederholt”.

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22.01.21 – “Lothar Bastian beantragt Wiederholung des Jahrmarktsausschusses”
21.01.21 – “Markus Schlosser: “rausgeflogen und nicht mehr reingekommen”
27.07.19 – “Stadt: keine Erkenntnisse über Kampfmittel im Boden des Jahrmarktsgeländes”

Aufgespiesst: “Risiko” als spektakuläre neue Jahrmarktsattraktion

Bisher gab es “Risiko” nur als Brett- und PC-Spiel. Kommt es trotz Corona zum Jahrmarkt 2021, beginnt der “Spaß” für die Verantwortlichen bereits einige Wochen früher. Denn dank der klaren Linie Markus Schlossers bei der Ablehnung einer Wiederholung der Standplatz-Vergabesitzung gibt es eine spektakuläre neue Jahrmarktsattraktion, die die Vorfreude ins Unermessliche steigern wird: das Risiko sich einklagender Abgewiesener.

Wird geklagt? Von wem? Auf was (Zulassung oder Schadenersatz)? Fragen stellen sich viele. Weit geöffnet wie einst 1620 die Stadttore für die Truppen des Kaisers haben die unbestrittenen Formfehler den Weg für Schausteller ohne Zulassung auf die Pfingstwiese frei gemacht. “Wer klagt gewinnt” ist die Erfolgsformel. Vor allem Insolvenzverwalter von Schaustellerbetrieben bundesweit dürften sich angesprochen fühlen.

Das Drücken der Risiko-Taste bei der Jahrmarktsplanung 2021 erhöht die Spannung. Erweisen sich die von Lothar Bastian und anderen formulierten Sorgen für unbegründet oder fällt er Jahrmarkt wieder aus, spricht davon in acht Monaten kein Mensch mehr. Trudeln im Stadthaus Klagen ein, wird nur noch eine Frage gestellt: wer hat die Rechtssicherheit schaffende Wiederholungssitzung verhindert?