Markus Lüttger: kein Bedarf für ein zweites Impfzentrum in Bad Kreuznach

Gastbeitrag von
Markus Lüttger

Die Verantwortlichen des Kreises haben in Bad Sobernheim einen idealen Standort für das Impfzentrum gefunden, in etwa in der Mitte des Landkreises. Derzeit ist nur eine Impfstraße in Betrieb, insgesamt kann die Arbeit an vier parallel geführten Impfstraßen durchgeführt werden. Dazu benötigt man einerseits genügend Impfstoff und andererseits aber auch das erforderliche, qualifizierte Personal. Landrätin Dickes hat zugesichert, dass täglich 2.000 Menschen geimpft werden könnten, auch an 7 Tagen die Woche.

Mit dieser Kapazität wäre der Landkreis, vorausgesetzt genügend Impfstoff ist vorhanden, in 8 Wochen mit den Impfungen durch. Daher jetzt ohne Not an eine weitere Impfstation in Bad Kreuznach nur zu denken, ist völlig unverständlich und absolut überflüssig. Es geht doch nicht nur um die Stadt Bad Kreuznach. Was sollten die Menschen aus den vielen kleinen Gemeinden denken? Selbst die Bad Sobernheimer Bürgerinnen und Bürger müssen fast alle zum Impfzentrum fahren oder gefahren werden, liegt dies doch außerhalb der Stadt nahe der B 41. Nun aber zu den Zahlen:

Von den 4.000 Menschen der ersten Impfgruppe der in Bad Kreuznach lebenden über 80jährigen verbleiben nach Abzug der Menschen, die in Seniorenwohnheim leben, und derjenigen, die sich nicht impfen lassen möchten, vielleicht noch 3.000 Personen übrig, die geimpft werden. Vielleicht kommen da 1/4 nicht selbst oder mit Familienangehörigen nach Bad Sobernheim. “Ist es der Stadt Bad Kreuznach nicht möglich, die wirtschaftlich eh schon angeschlagenen Taxibetriebe und Kleinbusfahrdienste finanziell zu unterstützen?

Immerhin hat die Stadt aus der Corona-Hilfe des Landkreises 165.000 € bekommen. In meiner Verbandsgemeinde wird dieses Geld komplett an die Vereine und Verbände weitergegeben, zudem kümmern wir uns um den Fahrdienst für die älteren Mitbürger. Und ich bin mir sicher, dass die meisten Mitbürgerinnen und Mitbürger der Stadt Bad Kreuznach das genauso sehen wie ich. Es muss und es wird einen Weg geben, um jetzt 2x in einem Jahr nach Bad Sobernheim zu kommen, immerhin geht es um eine vielleicht lebenswichtige Impfung.

Danach wird es sicher auch Impfmöglichkeiten beim Hausarzt oder in medizinischen Zentren geben. Der Auswand steht sicher nicht im Verhältnis zum Betrieb eines weiteren Impfzentrums mit Kosten im deutlich 6 stelligen Euro-Bereich. Hinzu kommt, dass bis zum Betrieb einer Einrichtung Wochen vergehen und bis dahin laut Zeitplan die Impfung der über 80jährigen abgeschlossen sein sollte. Übrigens leben außerhalb der Stadt Bad Kreuznach im gesamten Landkreis über 100.000 Menschen in vielen kleinen Gemeinden weit abseits von Bad Sobernheim. Sollen wir dann in jeder Verbandsgemeinde ein weiteres Impfzentrum eröffnen?

Sicherlich nicht. Auch die Bürgerinnen und Bürger auf dem Land arrangieren sich, Gemeinden und Verbandsgemeinden haben Fahrdienste angeboten, Unternehmen stehen bereit. Ich persönlich habe immer betont, es liegt uns nicht an den Kosten für eine Taxifahrt für eine ältere Dame oder einen älteren Herrn, wenn wir damit das Leben retten können! Meine Bitte an die Vertreter der Stadt: Solidarität ist keine Einbahnstraße. Bitte versucht doch einmal, die eigenen Möglichkeiten auszuschöpfen, bevor gleich der große politische Hilferuf gestartet wird.

Markus Lüttger ist Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rüdesheim und Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion