Angelika Schneider ist seit 20 Jahren in der Reling ehrenamtlich engagiert. Vor rund vier Wochen durfte sie aus diesem Grund mit der nagelneuen Rischka KRISTA als Dankeschön eine kostenlose Stadttour machen. Pitt Elben ist einer der Fahrer aus dem KLARA-Team, die jetzt auch KRISTA betreuen. Und kam mit mit Angelika Schneider ins Gespräch. Daraus entwickelte sich das nachstehende Interview “6 Fragen an Angelika Schneider”.
Frage 1: Wie erleben Sie jemand, der zum ersten Mal zur Tafel kommt? Gibt es da bei einzelnen Menschen eine Art „Schamschwelle“, und wie zeigt die sich?
Angelika Schneider: Die Schamschwelle zeigt sich meist, wenn jemand oft sehr verunsichert im Eingang steht, wenn er wartet, bis man auf ihn zukommt. Wichtig, dass man Menschen gerade ins Gesicht guckt, sie ganz normal behandelt – und dann das gibt sich das schnell. Aber weil manche auch wissen, dass ich hier geboren bin, immer hier gelebt habe, kenne mich auch viele – und das schafft Vertrauen.
Frage 2: Wächst mit der Zeit unter den Stammkunden so etwas wie Vertrauen, erzählen sie Ihnen auch öfter etwas Persönliches von sich?
Angelika Schneider: Doch, ja. Zwar nicht oft und nicht viel. Aber manche fragen uns auch nach Persönlichem. Als ich wegen meiner Hüft-OP eine Zeit weg war, fragte mich jemand: Wo waren Sie denn? Ich hab‘ mir schon solche Gedanken gemacht! Für uns ist ja jeder,der kommt ein Gast. Und mit der Zeit erzählen uns die Stammgäste ein paar Dinge von sich: Dass der Mann krank ist, die Tochter das erste Kind erwartet…
Frage 3: Bekommen Menschen bei Ihnen nicht nur Lebensmittel um zu überleben, sondern auch mehr, vielleicht sogar ein Stück Geborgenheit?
Angelika Schneider: Durch die Regelmäßigkeit der Kontakte wächst Vertrauen, selbst bei der Lebensmittelausgabe, wo ja wenig Zeit ist. Klar, Zeit für eine persönliche Ansprache, ein nettes Wort ist oft. Aber echte Gespräche sind dann eher in der Reling möglich, im Tagesaufenthalt, wenn die Gäste miteinander frühstücken oder ihre Wäsche waschen. Da entsteht im Ansatz so etwas wie Geborgenheit.
Frage 4: In den ersten Wochen waren viele Tafeln geschlossen, auch die in Bad Kreuznach. Wie haben Ihre Kunden diese Zeit überlebt, und wie sprechen sie darüber?
Angelika Schneider: Lange waren wir ja nicht zu. Mit Corona mussten wir halt neue Lösungen suchen. Und so haben wir Pakete gepackt. Wir haben ja Listen, wo auch die Zahl der Erwachsenen und Kinder in einem Haushalt vermerkt ist. Dann haben wir angerufen, eine feste Zeit vereinbart – und dann konnte man sein persönliches Paket kontaktlos bei uns abholen. Nun sind wir wieder offen – natürlich mit Maskenpflicht und Abstandsgebot.
Frage 5: Erleben Sie manchmal auch Grenzen des Helfens, Enttäuschungen – und wie gehen Sie damit um?
Angelika Schneider: Es gibt durchaus mal Situationen, wo ich mich bei einem Gast frage: Macht der das daheim auch, dass er einen ganzen Apfel liegen lässt, nur weil er an einer kleinen Stelle angedotzt ist!? Wirft ihn sogar weg statt das Stück rauszuschneiden. Da muss ich schon mal schlucken. Aber ich lasse das nicht zu sehr an mich rankommen, sonst kann man die Arbeit nicht machen. Außerdem ist der überwiegende Teil unserer Gäste wirklich dankbar und schätzt auch das, was wir ihnen anbieten. An diesen erfreulichen Erfahrungen orientiere mich, die tragen mich.
Frage 6: Was schätzen Sie an unserer Stadt und was vermissen Sie?
Angelika Schneider: Ich fühle mich in Kreuznach sauwohl. Hier bin ich geboren, hier ist meine Heimat. Was haben wir für ein Glück hier zu leben: Die wunderbare Natur, das Salinental, wo ich gerne und oft spazieren gehe. Auch die Altstadt, in der sich wieder einiges tut. Vermissen tu ich – ehrlich gesagt – nichts.
Quelle und Bild: Stadtverwaltung Bad Kreuznach
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