Rückenwind für das Bosenheimer Bad beim “Treffen der Willigen”

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Auch in diesen Tagen, bei 12 Sonnenstunden und Lufttemperaturen um die 30 Grad bleibt das Bosenheimer Bad geschlossen. Während andere kleine Freibäder im Raum Bad Kreuznach kein Problem damit haben in den coronageprägten Sommerferien zu öffnen. Der Förderverein des Bosenheimer Bades hatte in der vergangenen Woche zum “Treffen der Willigen” (Zitat Werner Lorenz, FDP) geladen, um dessen völlige Schließung zu verhindern (diese Seite berichtete). Denn zu der soll es, so der Plan des Aufsichtsrates der Bad GmbH kommen, wenn im Sommer 2021 das Salinenbad öffnet.

Um aus wohlwollenden Freunden des Bosenheimer Bades aktive Befürworter zu machen, hatte der Förderverein eine von Vorsitzender Johanna Lorenz moderierte, vielfältige Präsentation vorbereitet. Der Bosenheimer Ortsvorsteher Dr. Volker Hertel stellte zunächst mit vielen Bildern und Dokumenten hinterlegt die Geschichte des Bades vor. Diese entwickelte sich schon in den Anfangsjahren sehr schnell vom Doppelnutzen als Freizeitbad und Feuerlöschteich zum kommunalpolitischen Streitfall. Denn ein solcher war das Bad zum Leidwesen der Bosenheimer von Anfang.

Konnten sie dessen Erhalt bei der Zwangseingemeindung vor über 60 Jahren noch vertraglich absichern, legte die Stadt schon wenige Jahre später Hand an die Vereinbarung und versuchte erstmals die Schließung. Entsprechende städtische Vorstösse gab es dann immer wieder bis zum heutigen Tag. Die damit verbundene Unsicherheit ist laut Dr. Hertel auch eine der wensentlichen Gründe, warum sich die Suche nach Sponsoren “schwierig” war: “wie will man Sponsoren und Mitarbeitende gewinnen und motivieren, wenn es jedes Jahr heißt, wir machen den Laden dicht”. An die sehr unterhaltsam gehaltene Geshcichts-Viertelstunde des promovierten Biologen schloß sich gleich der emotionale Höhepunkt des Abends an.

Gisela Meinert und Heiko Heintz trugen mit drei Bosenheimer Kindern vor, wieso ihnen das Bad so am Herzen liegt. Heiko Heintz unter Tränen: “Ich liebe das Bosenheimer Schwimmbad, weil es Charakter hat, im Gegensatz zu manchem Ratsmitglied.” Im Anschluß kamen die rund zwei Dutzend anwesenden Kommunalpolitiker zu Wort. Juliane Rohrbacher von der grünen Stadtratsfraktion brachte einen konkreten Vorshclag für die laufenden Sommerferien mit: nämlich das Angebot für die Durchführung von Kinderfreizeiten im für den Publikumsbetrieb gesperrten Bad. Weil für diese die Corona-Schutzbestimmungen nicht so streng seien, könnten so täglich rund 20 mal zwei Kinder in den Genuß des Badesspasses kommen.

Die Hackenheimer Ortsbürgermeisterin Sylvia Fels (FWG) bekannte sich als Mitglied des Fördervereines für das Bad. Auch das Hackenheimer Gemeinderatsmitglied Martina Deginther (FWG) sprach sich für die Einrichtung aus. Der Planiger Ortsvorsteher Dirk Gaul-Roßkopf kündigte unter dem Applaus der Anwesenden eine “Petiton für den Erhalt des Bades” in der nächsten Sitzung des Ortsbeirates an. Stadtratsmitglied Werner Lorenz (FDP) sprach davon, dass es um mehr gehe, ein Schwimmbad, vielmehr um eine “Identifikation für die Gemeinde”. Er sei mit anderen dabei “gemeinsam einen Weg zu suchen, wie wir es dem Stadtrat ermöglichen können, “ja” zu sagen.”

Lorenz freute sich ausdrücklich über die Anwesenheit “vieler Ratskollegen”. Lorenz kritisierte für frühere Bürgermeisterin Martina Hassel (SPD), die Vieles habe schleifen lassen”, während die Bad GmbH “gut gearbeitet” habe. Michael Simon (SPD) war als “stinknormales Pfaffen-Schwabenheimer Gemeinderatsmitglied” zur Veranstaltung gekommen. Der künftige SPD-Landtagskandidat berichtete, als Kind oft im Bosenheimer Bad Gast gewesen zu sein und kündigte an, in seinem Gemeinderat für eine Resolution zu werben. Ahmet Dasli faßte seinen Redebeitrag kurz, aber dafür unmißverständlich. Für seine Fraktion erklärte der Planiger Sozialdemokrat: “wir stehen zu dem Bad.”

So eindeutig fiel die Stellungnahme des CDU-Fraktionsvorsitzenden Manfred Rapp, der nach eigenen Worten “gern” nach Hackenheim kam, um über das Bosenheimer Bad zu sprechen, nicht aus. Rapp ging zunächst einmal auf den aus seiner Sicht nach wie vor falschen Standort des Salinenbades ein, das “besser zentral für alle im Konversionsgebiet General Rose gebaut worden wäre”. Rapp bezifferte den Sanierungsstau im Bosenheimer auf “rund 1,5 Millionen Euro” und stellte fest: “die Stadt wird diese Investition nicht schultern können. Und ob das Land aushilft ist offen”. Der CDU-Fraktionsvorsitzende wünschte sich, dass “ehrenamtliches Engagement in den Schwimmbadbetrieb eingebracht wird” und warf die Frage auf, “vielleicht kann es der Förderverein in Gänze stemmen.”

Die Stadt könne einen Betriebskostenzuschuß “von 25.000 oder 30.000 Euro zahlen”. Damit erntete der “geschätzte Ratskollege Manfred Rapp” inhaltlichen Widerspruch von Wilhelm Zimmerlin von der Stadtratsfraktion FWG / BüFEP (diese Seite berichtete bereits am 16. Juli unter der Überschrift “Zimmerlin: Bäderhaus subventionieren und Bosenheimer Bad schließen ist unanständig”). Der AfD-Stadtratsfraktionsvorsitzende Thomas Wolff machte am Beispiel Bosenheim seine Kritik an der städtischen Investitionspolitik deutlich: “da werden Millionen für ein Fahrradhotel am Bahnhof ausgegeben. Und jetzt ist kein Geld mehr da für ein Bürgerbad.”

Lothar Bastian (Grüne) legte seine Ausführungen, wie vor ihm Rapp, grundsätzlicher an. Er sei “bewußt hergekommen, dass das nicht mehr so läuft, allen wohl – keinem weh”. Bastians erste Ansage: “Wir können den Kindern neben einer kaputten Welt nicht auch noch einen Schuldenberg hinterlassen”, mahnte das langjährige Stadtrtasmitglied. Auch er wünschte sich ein “stärkeres Engagement mit ehrenamtlichen Arbeiten.” Die jetzige Trägerkonstruktion bezeichnete Bastian als “nicht tauglich, die Bad GmbH muß da raus”. Als Positivbeispiel führte er das Bad in Argenschwang an. Zielführend sei ein “Konstrukt, wo ein Verein, eine Stiftung oder Genossenschaft als neuer Träger auftritt” und “mehr ehrenamtliche Manpower” praktiziert werde.

Merkelbachs Warnung an die Stadtwerke

Gerhard Merkelbach (Liste Faires Bad Kreuznach) deutete seine positiven Erinnerungen an schöne Jugendtage im Bosenheimer Bad an und sprach sich für das Bad aus. Das Planiger Stadtratsmitglied gab der Darstellung von Wilhelm Zimmerlin recht und bezeichnete die 150.000 Euro Betriebsverlust in Bosenheim im Vergleich zum Bäderhaus und den Crucenia Thermen als “peanuts”. Und Merkelbach richtete unter dem Motto “die Geister, die ich rief” eine Warnung an die städtische Beteiligungsgesellschaft und die Stadtwerke: “die Kuh, die man melkt, schlachtet man nicht”. Verprelle man durch die Schließung des Bades in der Stadt und in Rheinhessen Stadtwerke Kunden, “sollen sie aufpassen, dass sie noch genug Geld haben zum Verteilen.”

Dr. Drumm bietet 1.000 Euro, wenn Lorenz 10.000 gibt

Auch der Planiger Peter Steinbrecher, Merkelbachs Vorgänger im Stadtrat, berichtete von guten Kindheitserinnerungen an das Bosenheimer Bad. Dies sei von den Kindern auf einem kurzen Weg, “für die Eltern verantwortbar”, zu erreichen. Als “Ortsbeiratsmitglied Bosenheim – äh (Lacher im Publikum) Planig” sieht Steinbrecher eine “moralische Verpflichtung für die Stadt” zum Erhalt. Mit deutlichen Worten und einem klaren Konzept meldete sich Dr. Herbert Drumm (Freie Wähler) zu Wort: “wir gehen mit Riesenschritten auf einen Zustand zu, dass der Staat nicht einmal mehr die Pflichtaufgaben leisten kann.” Daher müsse das Bosenheimer Bad “mittelfristig über Private oder Sponsoren finanziert werden.” Als Mitglied im Förderverein sei er bereit jährlich 1.000 Euro zu spenden und forderte seinen Ratskollegen Werner Lorenz auf, angesichts dessen Einkommens- und Vermögenslage, “10.000 Euro zu zahlen”.

Ensminger-Busse: wie sollen diese Mittel aufgebracht werden


Wolf-Dieter Behrend, für die AfD in den Stadtrat gewählt und derzeit fraktionslos, warnte angesichts des Zuwachses an Bebauung auf dem Galgenberg vor einem “Verkehrsinfarkt, wenn alle durch die Stadt zum einzigen Bad ins Salinental müssen”. Birgit Ensminger-Busse (CDU) war aus Bad Münster nach Hackenheim gekommen erinnerte daran, dass angesichts des überschaubaren Betriebsdefizites von 150.000 Euro “die Sanierungskosten in Höhe von 1,5 Millionen nicht aus den Augen” verloren werden dürften. Ensminger-Busse forderte: “Sie müssen den den Stadträten erklären, wie diese Mittel aufgebracht werden sollen. Seien Sie realistisch – auch wenn niemand zuhört – ohne Engagement der Leute aus Bosenheim und Umgebung geht es nicht.”

Franzmann: “Sie wollen vielleicht wiedergewählt werden”

Ihr Parteifreund, der stellvertretende Bosenheimer Ortsvorsteher Jens Franzmann (CDU) sah das ganz anders und formulierte unverblümt gerichtet an die 44 Ratsmitglieder: “Sie wollen vielleicht wiedergewählt werden. Wer will da schon für 150.000 Euro an der Wand hängen.” Und mahnte: “den Bürgern, die Steuern zahlen in Planig, Bosenheim und Ippesheim muß auch etwas zurückgeben werden”.

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