Meinung: Schnaps-Drossel

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Die Geringschätzung der Oberbürgermeisterin für ihre Ratskolleg*Innen ist schon vielfach deutlich geworden. Am Anfang ihrer Amtszeit stellte sie Strafanträge. Nachdem dieses Konzept krachend scheiterte, hat sich Dr. Heike Kaster-Meurer mehr auf verbale Tiefschläge und Verfahrenstricks spezialisiert. Mit einem solchen hat sie am vergangenen Donnerstag die ihr unerwünschte Zusatz-Sitzung des Stadtrates – entgegen einem Ratsbeschluß – verhindert (diese Seite berichtete). Mit ihrer Herabwürdigung “Wo ist hier der Schnaps?” knüpft die Oberbürgermeisterin an ihre erfolgreiche Wahlkampftour 2014 durch die Bad Kreuznacher Kneipen und Gaststätten inhaltlich glaubwürdig an.

Die Frage hätte im Hals steckenbleiben müssen

Und als Sitzungspräsidentin einer Fastnachts-Korporation läge sie mit der Frage sicherlich auch ganz im Sinne des dortigen Publikums. Am vergangenen Donnerstag tagte allerdings der Rat der Stadt. Schon die Dimension der dort behandelten Probleme verbietet derartige Bemerkungen. Berücksichtigt man dann noch, dass die Ärztin Dr. Kaster-Meurer in ihrer Familie mit realen Drogenproblemen konfrontiert ist, müßte auch einer rheinischen Frohnnatur eine entsprechende Frage im Hals stecken bleiben. Mit ihrer verbalen Entgleisung hat Dr. Heike Kaster-Meurer auch Andrea Manz und Annette Thiergarten massiv unter Druck gesetzt.

Andrea Manz und Annette Thiergarten jetzt gefordert

Die beiden grünen Ratsfrauen hatten sich in der Sitzung des Kulturausschusses über den Sitzungsverlauf bei den Etatberatungen massiv beschwert (“ehrabschneidend”). Und müssen sich jetzt klar positionieren. Denn die Schnaps-Drossel-Bemerkung der Oberbürgermeisterin unterschreitet das Diskussionsniveau im Finanzausschuß erheblich. Wenn sich Manz und Thiergarten davon nicht klar distanzieren, überführen sie ihre eigene Kritik als parteipolitische Polemik.