Nach harter Aussprache im Stadtrat: Bosenheimer Bad bleibt zu

Das Wasser glitzert kristallklar in den Becken. Die Liegewiesen sind perfekt gemäht. Der Wackler freut sich auf Kleinkinder. Und doch wird in diesem Sommer offiziell kein einziger Gast in den Genuß eines Besuches im Bosenheimer Bad kommen. Denn mit einer erdrückenden Mehrheit, bei nur 7 Jastimmen, lehnte der Stadtrat gestern Abend nach 21 Uhr einen Eilantrag der Fraktion FDP / Faire Liste ab, der auf eine schnellstmögliche Öffnung abzielte.

Der Aufsichtsrat der städtischen Bad GmbH hatte am Dienstagabend beschlossen weder Hallenbad noch die Crucenia-Kurthermen noch das Bäderhaus und auch das Bosenheimer Freibad zu öffnen (diese Seite berichtete). Darauf hatte Werner Lorenz, der frühere Vorsitzende des Schwimmbadfördervereines mit der Stadtratsinitiative sofort reagiert. Doch die stand schon von Anfang an unter keinem guten Stern.

Werner Lorenz

Obwohl Lorenz den Eilantrag formal korrekt eingebracht hatte, vergaß die Oberbürgermeisterin über ihn abstimmen zu lassen. Das wurde dann bei laufender Sitzung bemerkt und nachgeholt. Werner Lorenz, der neben Ortsvorsteher Dr. Volker Hertel noch rund ein Dutzend weitere Bosenheimer mit zur Stadtratssitzung gebracht hatte, nahm bei der Begründung des Eilantrages kein Blatt vor den Mund. Er verwies auf mehrere Ortsgemeinden im Kreisgebiet, die ihre Freibäder öffnen.

Um dann bezüglich der Bad Kreuznacher Situation unverblümt deutlich zu werden: “Ausschließlich wegen der schlechten Finanzlage der Holding wird die Corona-Krise ausgenutzt, um das Bad platt zu machen”. Im Wirtschaftsplan der BAD GmbH seien 150.000 Euro für die Öffnung des Bosenheimer Bades in diesem Sommer eingeplant. Dieses Geld werde an anderer Stelle gebraucht, das Bad daher geschlossen und das Geld “umgeleitet”.

Jürgen Eitel
Christoph Nath

Und zwar zur “Fahrradluxusvilla” am Bahnhof (Mobilitätsstation). Dort habe die Stadt als Bauherrin den Kostenrahmen “total überschritten”. FDP-Fraktionschef Jürge Eitel forderte die bei der Stadtratssitzung anwesenden Vertreter der BAD GmbH auf, die tatsächlichen Hintergründe zu benennen. Stadtwerke-Geschäftsführer Christoph Nath unternahm einen Versuch in diese Richtung, brach diesen aber nach einigen Zwischenrufen aus dem Publikum ab.

Das Bild der Abstimmung. Nur sieben Arme gingen für den von Werner Lorenz formulierten Antrag in die Höhe.
Klaus-Dieter Dreesbach

Bosenheimer Einwohner*Innen konfrontierten Nath mit der Frage, wieso kleine Gemeinden die mit der Bäderöffnung verbundenen Probleme in den Griff bekämen – die BAD GmbH aber nicht. Nath interpretierte diese Hinweise als “Beleidigung” und brach seine Ausführungen ab. BAD-GmbH-Geschäftsführer Klaus-Dieter Dreesbach führte dann die praktischen Probleme des Badbetriebes bei korrekter Umsetzung der Corona-Schutzbestimmungen an und kam zu dem Schluß, dass unter diesen Bedingungen kein Badespaß aufkommen könne.

Hans Gerhard Merkelbach
Tina Franzmann
Wilhelm Zimmerlin

Auch Hans Gerhard Merkelbach (Faire Liste, Planig), Tina Franzmann (CDU, Bosenheim) und Wilhelm Zimmerlin (FWG / BüFEP) setzten sich in ihren Redebeiträgen für das Bosenheimer Bad ein. Der Bosenheimer Ortsvorsteher Dr. Volker Hertel gab heute am frühen Morgen folgende Erklärung dazu ab: “WARNUNG: FOLGENDER ABSATZ NICHT ZU 100% SARKASMUSFREI, ABER DENNOCH ZU 100% WAHR: waren bei den Telefonaten am Mittwoch mit dem Geschäftsführer der Kreuznacher Badgesellschaft noch wirtschaftliche Gründe maßgebend (die Öffnung unter Corona-Auflagen koste 50.000 € mehr), so stand bei der Erklärung gestern Abend im Stadtrat die Gesundheit der Badegäste im Vordergrund.

Der Bosenheimer Ortsvorsteher Dr. Volker Hertel (rechts)

Betroffen wurde festgestellt, dass ja auch viele viele Kinder im Bad seien, die es besonders zu schützen gälte. Die Betreiber der Bäder im Umland, die unter Corona-Auflagen öffnen, erscheinen geradezu als Hasardeure. Eine Anweisung des Rates an Bürgermeister Heinrich, die BAD anzuweisen, das Schwimmbad dennoch zu öffnen, fand keine Mehrheit, wollte doch die Mehrheit der Räte die Verantwortung für eine Gefährdung der Gesundheit der Badbesucher – und das seien ja auch viele Bosenheimer – nicht auf sich nehmen. Soviel Fürsorge rührt”.

Der Delphin wird in diesem Sommer ganz allein im Freibad Bosenheim seine Runden drehen.