Falschparker – Report 19

Es sind diese Momente, in denen die Zeit still zu stehen scheint. Wenn etwas passiert, dass vollkommen surreal ist. Ganz weit weg von der Welt und den Abläufen, wie wir sie kennen. Von wem oder was auch immer unvermittelt hineingepreßt in eine banale Alltagssituation. Man steht an der Kreuzung hinter einem Auto. Die vorgeschrieben Fahrtrichtung ist geradeaus. Weil die Rechtsabbieger eine eigene Spur haben. Und das Linksabbiegen verboten ist, da man in eine entgegengerichtete Einbahnstrasse eben nicht falschrum reinfahren darf. Die Ampel zeigt schon einige Sekunden rot. Sie muß jeden Augenblick umspringen. Dann geht der Blinker an. Der am Auto vornedran. Der Blinker nach links.

Ein Scherz? Eine falsche Handbewegung? Doch nicht etwa ein vollkommen abwegiger Gedanke? Aus Routine wird die Kamera gezückt und abgedrückt. Die Ampel springt auf grün. Der Linksabbieger fährt los. Der Gegenverkehr war durch den Blinker vorgewarnt. Es kracht nicht. Man steht fassungslos immer noch an der Ampel, die wieder auf rot umspringt. Aus den Tiefen der Erinnerung an die Fahrschulzeit taucht ein Witz auf, den Fred Hoppe (t) zum Besten gab (keine Sorge Isabel, nicht der mit dem einen Kubikzentimeter…): “18% aller Unfälle werden unter Alkoholeinfluß verursacht – wer schützt uns vor den 82% nüchternen Idioten?”

Das war gestern Nachmittag. Frohnleichnam 2020. Dieser Tag hatte schon in der Nacht zuvor problematisch angefangen. Also rein aus Sicht des Falschparker-Reports. Weil es das Stadtordnungsamt noch immer nicht geschafft hat, dem Fahrer des Mercedes, der regelmäßig auf dem Gehweg in der Viktoriastrasse direkt vor dem Fußgängerüberweg parkt, diese Strassenverkehrsgefährdung abzugewöhnen. Der Falschparker verschlechtert die Sicht für die Fußgänger*Innen und die Autofahrer*Innen dramatisch. Wieso schreitet da keine(r) ein?

Gestern dann auf dem Weg zum Kaffee auf der Kauzenburg (“Nava”) ein Gehwegparker, der zusätzlich noch das (gute) städtische Konzept der Privatisierung der Unterhaltung von Kleingrünanlagen innerhalb von Verkehrsflächen schädigt. In dem er die Werbeanlage desjenigen zustellt, der der Stadt (und damit der Steuerzahlergemeinschaft) hier einige hundert Euro Unterhaltungslast jährlich abnimmt.

Auf dem Rückweg stand der immer noch da: eindeutig kein Taxi auf einem entsprechend reservierten Halteplatz.

Und dann kam sie. Sagen wir höflich: sie ist nicht mehr zwölf. Weshalb der Gehweg nicht der richtige Fahrstreifen für sie ist.

Zumal es dort ein Stück weiter eng wird. Weil es zwar umgangssprachlich “Eis essen gehen” heißt. Aber längst “Eis essen fahren” gemeint ist. Und es leider noch immer keine Eiscafes gibt, bei denen man den SUV mitnehmen kann … Der muß also drausssen bleiben. Aber natürlich in Blick- und Rufweite. Wenn er dazu eben mitten auf Gehweg und Bushaltestelle geparkt werden muß – dann ist das eben so.

Ganz ähnlich sehen das auch die Gäste dieser SKY-Gaststätte. Hier könnte man auch den Wirt als Zustandsstörer zur Verantwortung ziehen. Wenn das von Heiderose Häußermann geführte Ordnungsamt arbeiten würde. Das tut es aber nicht. Jedenfalls nicht so, dass sich etwas ändert. Denn auf diese Sonderparkzone weisen wir schon lange hin.

Tun wir mal so, als wären die Jugendlichen auf den Fahrrädern noch 12. Dann parkt der auf einen SPD-Stadtrat zugelassene Pkw immer noch auf dem Gehweg. Obwohl zu der Wohnung ein Stellparkplatz gehört. Aber warum sich sozial verhalten? Macht die SPD nach Ansicht einiger Kritiker ja auch nicht. Insofern paßt das. Und wenn Sie Herr Günter Meurer mal wieder mit seinen Schlaubergereien über den autofreien Innenstadtverkehr volllabert, fragen Sie ihn doch einfach mal, warum er samt Familie es nicht einfach selbst so macht, wie er es anderen rät. Am besten nicht nur beim Autofahren …

Für dieses Beweisfoto automobiler Rücksichtslosigkeit danken wir Thomas Wolff. Das Stadtratsmitglied ist oft mit dem Rad unterwegs. Aber trotzdem überzeugter Autofahrer. Und beileibe kein Autofeind. Hat aber kein Verständnis dafür, dass sich die Vierrädler ausgerechnet da breit machen, wo Verkehrsflächen für Zweiräder reserviert sind. Da wir aus der Bosenheimer Strasse schon mehrfach von Radwegparkern berichtet haben, würde sich dieser Bereich für eine Bestreifung durch das Ordnungsamt anbieten.