Falschparker-Report (15)

Auch wenn die eine oder der andere es nicht glauben mag: Spaß macht es nicht, sich mit Falschparkern zu beschäftigen. Weniger wegen der Schimpfworte, die man alltäglich dazulernt. Verbale Unflätigkeiten können einen, der Jahrzehnte politisch tätig war, nicht mehr beeindrucken. Wir hätten es gestern Abend auch nicht getan. Wenn da nicht die Anfrage von Hermann Holste (siehe gesonderter Bericht in der heutigen Ausgabe unter der Überschrift “Grüne fragen Markus Schlosser zum verkehrswidrigen Parken und Halten”) gewesen wäre. Die wollten wir, um der Initiative die Ehre zu geben, aktuell bebildern. Und das ist ja in Bad Kreuznach kein Problem.

Also die Kamera nachgeladen. Und auf in die Innenstadt. Auch wenn es bereits nach 19 Uhr war. Schon beim Einfahren in die Viktoriastrasse der erste Intensivtäter. Linkes Hinterrad auf der Strasse, rechtes Vorder- und Hinterrad auf dem Gehweg. Und unter dem Porsche verläuft in voller Breite der Radweg. Eigentlich müßte der Fahrzeugführer nicht mit einem Punkt und 100 Euro bestraft werden. Sondern mit der Aufgabe, sich selbst und ein Fahrrad unter dem SUV von hinten nach vorn durchzuschieben. Mit fast allen Zweirädern klappt das nämlich nur, wenn man sie vorher demontiert und dann wieder zusammenbaut. Und das alles vor Zuschauern. Es hätte für den Deliquenten wie fürs Publikum die selbe Wirkung wie ein Besuch im Kolosseum im Jahr 82 n.C. an einem Spiele-Tag.

Allerdings viel weniger blutig. Auch der Gladiator würde überleben. Und vielleicht etwas lernen. In Bad Kreuznach wird er weder so noch so bestraft. Weil das von Heiderose Häußermann geleitete Ordnungsamt nicht bzw nicht im notwendigen Umfange kontrolliert. Auf diese Weise konnte im Verkehrsberuhigten Bereich in der Roßstrasse Höhe Kornmarkt eine der von uns identifizierten Sonderparkzonen entstehen. Dort kann man regelmäßig das sogenannte “Adventskranz”- Falschparken beobachten. Wenn man keine Kamera oder Handy zückt. Erst steht da nur einer, dann zwei, dann drei, schließlich vier – mehr geht oft nicht, wenn nicht eng genug geparkt wird.

Wir waren gestern einfach zu ungeduldig. Als der dritte einparkte, haben wir das Objektiv zu früh auf ihn gerichtet. Er hat es gesehen. Und sich blitzschnell vom Acker gemacht. Nicht ohne eine Frust-Geste, die unter Freunden schon mal einen Tausender kostet.

Derartige Szenen erspart man sich ganz einfach, wenn man bei Gehwegparkern erst mal durch Handauflegen auf die Motorhaube feststellt, wie lange die Fahrerin schon mit dem Typ an der Theke flirtet. Dem hat, was sie nicht merkte, die Falschparkerin nicht gefallen. Also ging Zeit ins Land.

In der Kirschsteinanlage haben wir wieder etwas gelernt. Nämlich wie heutzutage ein Kraftomnibus aussieht. Denn das dort beschilderte Zusatzzeichen 1048-16 erlaubt auf der Fläche mit den drei großen Buchstaben B U S nur Kraftomnibusse.

Zum nachdenklichen Schluß dann noch zwei heute frisch eingetroffene ältere Leser-Bilder. Sie zeigen den Kreuzungsbereich der Holbein- mit der Dürer Strasse während einer kirchlichen Veranstaltung. Der Leser fragt mit einer gewissen Berechtigung: ist es Gottes Wille, dass das menschliche Recht gebrochen wird, um ihm zu huldigen? Es wird niemanden wundern, dass wir dieses Thema, also das Falschparken durch Gottesdienstbesucher, bei einer ganz anderen Gelegenheit noch einmal aufgreifen. Mit umfangreichem eigenen Bildmaterial, das entstanden ist, seit dem für ein muslimisches Gotteshaus Parkplätze in einer Zahl verlangt werden, die keine der christlichen Kirchen aufzuweisen hat.

Fazit: wenn wir auf dem Innenstadtspaziergang gestern Abend nicht einen intelligenten und eloquenten Narren getroffen und uns mit diesem hätten ausführlich austauschen können, wäre es – wieder einmal – keine schöne Zeit gewesen. Weil es unfassbar ist, wie durch verantwortungslose Gleichgültigkeit und Untätigkeit die schöne Heimatstadt vor die Hunde geht. Das mit den Vierbeinern ist auch so ein Thema. Wieder sind Schwachmaten und Rücksichtslose die Täter, erneut werden die Schwächsten gefährdet, einmal mehr macht das Ordnungsamt nichts, was das Problem lösen würde. Aber dazu später mehr.